Augustinus – ein Heiliger für unsere Zeit

28. September 2012 in Aktuelles


Opernaufführung zu Ehren Benedikts XVI. in Castel Gandolfo: ‚ Magnus es, Domine, et laudibilis valde’. Augustinus – ein klingendes Mosaik


Rom (kath.net/as) Am vergangenen Mittwochabend, 26. September, fand im Innenhof des Apostolischen Palastes in Castel Gandolfo zu Ehren Benedikts XVI. die Aufführung der Oper „Augustinus – ein klingendes Mosaik“ statt. Die Aufführung des von Wilfried Hiller (München) komponierten Werkes (Libretto: Prof. Winfried Böhm) aus dem Jahr 2004 war von der Diözese Würzburg organisiert worden, dem Sitz des Augustinus- Instituts. Sie fand im Rahmen des Internationalen Augustinus-Symposions am Augustinianum in Rom statt.

Am Schluss der Aufführung dankte Benedikt XVI. in einer kurzen Ansprache für das musikalische Geschenk. Der Papst betonte dabei besonders die ungebrochene Aktualität des heiligen Bischofs von Hippo: „Das Ringen des Menschen und sein Suchen nach dem, was ihm zuinnerst ist, nach der Wahrheit, nach Gott ist zu allen Zeiten bleibend gültig; es betrifft nicht nur einen Rhetor und Lehrer der Grammatik in der Zerrissenheit und in den Umbrüchen der Spätantike, sondern jeden Menschen zu allen Zeiten“.

Kath.net veröffentlicht die auf Deutsch gehaltene Ansprache Benedikts XVI. nach der Opernaufführung am 26. September in Castel Gandolfo:


Meine Herren Kardinäle! Liebe Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst!
Lieber Bischof Hofmann! Lieber Bischof Scheele!
Sehr geehrte Musiker!
Liebe Gäste aus Würzburg und aus Franken!
Meine Damen und Herren!

Die Aufführung einer Oper über den heiligen Augustinus hier in Castel Gandolfo ist wohl einmalig. Von Herzen danke ich allen, die dieses Ereignis heute abend ermöglicht haben. Mein besonderer Dank gilt Ihnen, lieber Bischof Hofmann, dem Augustinus-Institut und dem Bistum Würzburg, die Sie mir dieses Konzert im Rahmen des Internationalen Augustinus Symposions am Augustinianum in Rom zum Geschenk gemacht haben. Vor allem danke ich den Künstlern – Domkapellmeister Professor Martin Berger, den Solisten, dem Kammerchor am Würzburger Dom und den Musikern – für die meisterhafte Darbietung. Ihnen allen sage ich ein herzliches Vergelt’s Gott.

Der Titel der Augustinusoper bezeichnet diese als „ein klingendes Mosaik“. Aus sieben musikalischen Bildern, die ihrerseits aus verschiedenen Stimmen, Gesängen, Melodien zusammengefügt sind, wurde eindrucksvoll ein Porträt des heiligen Augustinus in Tönen gemalt. Es ist ein Mosaik. Einzelne Steine leuchten, je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel, aber erst im Gesamten erschließt sich das Bild. Es steht für die Größe und Vielschichtigkeit des Menschen und Theologen Augustinus, der sich einer Zuordnung und einer Systemati­sierung entzieht, die einzelne Aspekte zu sehr herausgreifen wollen. So sagt uns diese Komposition, daß wir, um Augustinus wirklich kennenzulernen, bei der Beschäftigung im einzelnen nie das Gesamt seines Denkens, seines Werkes und seiner Person aus den Augen lassen dürfen.

Die Aktualität des großen lateinischen Kirchenvaters ist ungebrochen. Auch dies hat uns die Augustinusoper einmal mehr unter Beweis gestellt. Die sieben Bilder haben uns den Bischof von Hippo in zeitgenössischer musikalischer Sprache nahe gebracht, ohne daß sie bemerkenswerterweise die Hauptfigur selbst auftreten lassen. Doch gerade durch diese „Abwesenheit“ wird Augustinus gegenwärtig und „zeitlos“. Das Ringen des Menschen und sein Suchen nach dem, was ihm zuinnerst ist, nach der Wahrheit, nach Gott ist zu allen Zeiten bleibend gültig; es betrifft nicht nur einen Rhetor und Lehrer der Grammatik in der Zerrissenheit und in den Umbrüchen der Spätantike, sondern jeden Menschen zu allen Zeiten. Und so stehen am Ende des Stückes die berühmten Eingangsworte aus den Confessiones, die in verschiedenen Sprachen verklungen sind: „Magnus es, Domine, et laudibilis valde: magna virtus tua et sapientiae tuae non est numerus. … Quaerentes enim inveniunt eum et invenientes laudabunt eum.“ – „Groß bist Du, Herr, und hoch zu preisen. Groß ist Deine Macht und Deine Weisheit unermeßlich. … Wer Gott sucht, wird ihn finden, und wer ihn findet, wird ihn loben“ (I,1,1).


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