Junges Ehepaar: 'Wir möchten ganz viele Kinder!'

25. September 2012 in Jugend


„Die Berufung in die Ehe ist eine sehr schöne und wertvolle Berufung.“ Das sagen zwei frisch verheiratete praktizierende Katholiken, Jorgelina Jordá und Ferdinand Güsewell, im KATH.NET-Interview. Von Petra Lorleberg


Kiel (kath.net/pl) „Die Berufung in die Ehe ist eine sehr schöne und wertvolle Berufung.“ Dies sagen Jorgelina Jordá und Ferdinand Güsewell (Foto), die vor wenigen Wochen geheiratet haben. Die argentinische Medienwissenschaftlerin (Schwerpunkte Webdesign und Programmieren) und der Medizinstudent aus Deutschland möchten eine entschieden katholische Ehe führen. Das junge Ehepaar ist geistlich in der Schönstattbewegung zu Hause, Herr Güsewell ist Schönstatt-Diözesanverantwortlicher im Erzbistum Hamburg.

Im kath.net-Interview sprechen die beiden über Kinderwunsch und Empfängnisregelung, aber auch über die Unterschiede zwischen den Katholiken in Deutschland und Argentinien und nicht zuletzt über ihre eigene hohe Wertschätzung von Papst Benedikt XVI.


kath.net: Frau Jorgelina Jordá, Herr Ferdinand Güsewell, heutzutage wollen sich viele nicht mehr verbindlich auf einen Partner festlegen, das Wort „Lebensabschnittsgefährte“ ist in Gebrauch gekommen. Stellen Sie dies auch in Ihrem Bekanntenkreis fest?

Jorgelina: Natürlich gibt es im Bekannten-/Verwandten-/Freundeskreis immer wieder solche Beispiele.

Aber zum Glück haben wir auch viele Paare unter unseren Freunden, die sich bewusst, wie wir für ein Leben, als Ehepaar entschieden haben bzw. sich ein solches Leben wünschen. Insbesondere jedoch in meiner Heimat in San Juan Argentinien reihen wir uns dieses Jahr in Reihe von Hochzeiten ein.

Ferdinand: Ja, in Deutschland wird das immer beliebter. Zusammenziehen, gemeinsam zu leben und Kinder zu haben, ist viel mehr „in“. Insbesondere in unserem deutschen Freundeskreis gibt es viele Freunde/Familien, die schon Kinder haben und/oder lange zusammen sind, eine Hochzeit aber einfach noch nicht in die Karriereplanung passt.

Gerade deshalb finde ich es wichtig, auch in unserer heutigen Zeit durch das eigene Beispiel ein Vorbild zu sein und zu zeigen, ja es ist möglich, ganz und gar rein in die Ehe zu gehen. Es gibt nichts Schöneres als am Tag der Hochzeit sagen zu können: Ich schenke mich dir hin, war dir schon mein ganzes Leben lang treu und habe das Geheimnis meines Körpers, welcher ein Tempel des Hl. Geistes ist, mein ganzes Leben lang für dich aufbewahrt.

kath.net: Sie beide gehen also auf eine bewusst katholische Ehe zu. Warum haben Sie sich dafür entschieden? Verstehen Sie Ihre Ehe als Ihre Berufung vor Gott?

Jorgelina & Ferdinand: Für uns steht der Charakter des Sakramentes an erster Stelle, denn genau wie die Berufung zum Priester ist die Berufung in die Ehe eine sehr schöne und wertvolle Berufung. Besonders schön ist es zu wissen, dass die katholische Kirche diese vollkommene Einheit zwischen Mann und Frau mit einem Sakrament würdigt. Deshalb ist das für uns besonders wichtig.

„Es gibt kein Zusammenleben auf Probe, kein Leben ohne Trauschein“, sagte Johannes Paul II. Wenn wir uns dem anderen ganz und gar hingeben möchten, muss dies zuerst geistig geschehen, nur wenn ich jemanden hundertprozentig liebe und auch öffentlich diese Liebe in der Kirche bekannt habe, kann das Sakrament der Ehe ins uns fruchtbar werden und mit seiner Gnade in uns wirken.

Mit Freude erfüllt uns auch, das viele unsere Freunde von weither angereist sind um mit uns zu feiern und so zu zeigen: Ja, auch für uns hat die Eheschliessung als Sakrament eine Bedeutung. Man sagt ja, für einen Primizsegen lohne es sich, ein paar Schuhe durchzulaufen, warum soll sich das nicht auch für das Lächeln eines frisch verheirateten Paares lohnen?

kath.net: Wünschen Sie sich Kinder? Ist es ein Thema für Sie, ob Kinder die Selbstentfaltung einschränken?

Ferdinand: Wir möchten ganz viele Kinder, sicher denken wir auch manchmal daran, dass einige Projekte mit Kindern schwieriger werden, aber trotzdem ein ganz klares Ja!

“Seid fruchtbar und mehret Euch“ – ich denke, die wichtigsten Vorraussetzungen für viele Kinder sind ganz viel Liebe und das bewusste Leben der Ehe als Berufung vor Gott - Jede Familie ist eine Hauskirche.

kath.net: Nun wollen Sie ja erst einmal Kinder bekommen, aber die Frage nach der Verhütung stellt sich ja spätestens nach der ersten Schwangerschaft, falls der Arzt rät, mit dem nächsten Kind noch ein bisschen zu warten. Möchten Sie sich an die katholische Lehre halten, welche die künstlichen Verhütungsmethoden komplett ablehnt?

Jorgelina: Wir sind nur Werkzeuge Gottes, er wird wissen, wann er uns das erste und alle weiteren Kinder schenken möchte.

Wir beide möchten viele auf jeden Fall viele Kinder haben, sofern dies „Gottes Plan“ entspricht.

Wenn nicht, gibt es andere Möglichkeiten. Eine künstliche Befruchtung jedoch kommt für uns nicht in Frage, denn nur Gott ist der Herrscher über Leben und Tod, nur er darf über die Geburt eines Menschen entscheiden.

kath.net: Herr Güsewell, was sagt der Medizinstudent in Ihnen dazu?

Ferdinand: Wir praktizieren die Natürliche Empfängnisregelung und die symptothermale Methode, die gemeinsam genauso sicher sind wie künstliche Verhütungsmittel. (Pearl Index (PI) 0,2-0,9) ( PI Kondom 7-14) (Pille (PI) 0,2-2).

kath.net: Sie beide sind in der Schönstattbewegung aktiv und beteiligen sich da auch an missionarischen Aktionen. Möchten Sie uns darüber erzählen?

Jorgelina & Ferdinand: Wir beide haben bereits mehrfach bei Strassenmissionen in Südamerika (Ferdinand dreimal in Chile und Jorgelina mehrfach in Argentinien) mitgewirkt. Jetzt sehen wir es als unsere gemeinsame Aufgabe an, uns hier in Kiel in der Jugend- & Familienpastoral zu engagieren. Ausserdem kümmern wir uns um die Schönstattbewegung im Erzbistum Hamburg.

kath.net: Beten Sie? Allein – zu zweit? Was bedeutet Ihnen das Gebet? Und was bedeutet es Ihnen, die hl. Messe mitzufeiern?

Jorgelina & Ferdinand: Normalerweise immer gemeinsam, „die Familie, die gemeinsam betet, bleibt zusammen“ und die Scheidungsraten sind bei diesen Familien deutlich niedriger (grins).

Mehrmals am Tag beten wir gemeinsam, sei es in bestimmten Umständen, für Freunde etc., was nicht ausschließt, dass zusätzlich auch noch jeder alleine betet. V.a. ist es für uns besonders wichtig, immer wieder auf´s Neue zu verzeihen und jeden Abend gemeinsam den Tag zu reflektieren.

kath.net: Wer ist derzeit Ihr Lieblingsheiliger?

Jorgelina & Ferdinand: Es gibt einige Selige und Heilige, die wir besonders mögen. Im Augenblick fallen uns ganz spontan vier Menschen ein:
- Das selige Ehepaar Louis & Celia Martín, die Eltern der hl. Thérèse von Lisieux, das bisher einzige Ehepaar, welches aufgrund ihrer ausserordentlichen ehelichen Liebe selig gesprochen wurde.

- Der selige Johannes Paul II, der seit unserem Rombesuch an seinem Grab der Patron unserer Freundschaft/Beziehung ist

- Und schlussendlich die hl. Rita von Casia, aufgrund ihrer begeisternden bedingungslosen Liebe zu Ihrem Ehemann, der ein Mörder war - über sie haben wir neulich einen Film geschaut.

kath.net: Stellen Sie einen Unterschied zwischen deutschen Katholiken und argentinischen Katholiken fest?

Jorgelina & Ferdinand: Ja!

Ferdinand: Die deutschen Katholiken denken immer nur weltlich, d.h. finanziell. Also: Wo können wir viel Geld spenden und grosse Bauten oder Projekte in den verschiedensten Ländern der Welt unterstützen. Dass das einzige Kapital aber die Menschen sind und man dort viel mehr investieren müsste und sei es in Personalstellen, wird oft verkannt. Ausserdem gibt es in Deutschland leider den Trend,immer liberaler zu werden, manchmal habe ich den Eindruck: Wer besonders laut schreit und sich gut verkauft, der hat in der deutschen Kirche etwas zu sagen, auch wenn der Inhalt Quatsch ist!

Jorgelina: Der Unterschied zwischen den Katholiken ist, dass in Argentinien versucht wird, viel in Menschen und Personal zu investieren...auch ist die Verbreitung, einer Freiwilligenkultur viel häufiger...z.B. für den Umbau einer Pfarrei, wird versucht möglichst viel in Eigenleistung zu erbringen.

kath.net: Haben deutsche Katholiken mehrheitlich eine andere Einstellung zu Papst Benedikt als argentinische Katholiken? Und was denken Sie beide selbst vom Papst?

Ferdinand: Wir müssen endlich aufhören, immer den Papst zu kritisieren! Jesus selbst hat gesagt: „Selig die Ihr um meinet willen verleugnet werdet“. Ja, katholisch und papsttreu zu sein ist unbequem. Oft vertreten die Bischöfe in Deutschland heute einen Mittelweg zwischen unbedingter Romtreue und der allgemeinen Gesellschaftsmeinung. Doch eine solche Haltung tut der katholischen Kirche in Deutschland nicht gut.

Zu Papst Benedikt XVI. bleibt mir zusagen: Zu Beginn war ich gar nicht begeistert. Man hörte, er sei konservativ und ich wusste zu wenig über ihn. Jetzt, nach nunmehr sieben Jahren Amtszeit, bin ich sehr begeistert von ihm! Er führt die Kirche gut, insbesondere seine Bemühungen um die Einheit mit den Piusbrüdern und die ökumenischen Fortschritte mit der orthodoxen Kirche verdienen Anerkennung. Desweiteren finde ich es richtig, dass er es der Kirche klar sagt, wo es lang geht. Ökumene ja, aber nur in einem gewissen Rahmen. Seine Äusserungen beim Besuch in Erfurt 2011 waren gut: Es gibt keine volle Einheit mit den Protestanten und sie ist auch nicht in greifbarer Nähe, auch wenn viele es gerne hätten.

Jorgelina: Die Katholiken in Argentinien lieben den Papst, da er den von Johannes Paul II. begonnen Kurs unbeirrt fortsetzt.

Mir persönlich sagt seine Glaubenstiefe sehr zu und ich finde es begeisternd, dass er trotz seines Alters immer noch die Notwendigkeiten seiner Kirche kennt und sich immer wieder auf pastorale Reisen einlässt, sei sein Reiseziel auch noch so schwierig.

Papst Benedikt überzeugt mich.

Englisches Video: Das Sakrament der Ehe - Warum machen wir die Sache katholisch? (Sacraments: Matrimony - why make it Catholic)


Foto: © Jorgelina Jordá und Ferdinand Güsewell


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