22. August 2012 in Weltkirche
Menschenrechtler kritisieren Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), denn er lehnt Sonderhilfen für christliche Flüchtlinge ab.
Frankfurt am Main (kath.net/IGfM) Hartherzig nennt die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) die Argumentation von Entwicklungsministers Dirk Niebel (FDP), für die Christen in Syrien keine Sonderhilfen in Aussicht zu stellen, weil das seiner Meinung nach zu Neid und Missstimmung führen und neue Konflikte schüren könne. Muslime finden Schutz im nahen Ausland und können später nach Hause zurückkehren, die Christen verlieren hingegen ihre Heimat endgültig, so Karl Hafen, Geschäftsführender Vorsitzender der IGFM.
Die Innenstadt von Homs, wo die meisten Christen wohnten, ist zerstört, ihre Häuser sind unbewohnbar oder geplündert, die zehn Kirchen in der Altstadt sind schwer beschädigt worden und auf lange Sicht nicht nutzbar. Seit dem Angriff auf Kirchen im April 2012, ausgerechnet am Karfreitag, stellen sich nicht wenige Christen die Frage, was nach dem Ende der Gewalt folgt: Freiheit, Menschenrechte oder doch Salafismus? Niebel muss sich der Realität und der Diskussion stellen, dass die Christen aus ihrer teils Jahrtausende alten Heimat im gesamten Vorderen Orient und Nordafrika verdrängt werden. Die Lage der Christen zu verleugnen, erinnert an Maria und Josef, die auf der Suche nach einer Herberge keiner aufnehmen wollte, kommentiert Karl Hafen.
Rückzug in christliche Gebiete
Augenzeugen verschiedener christlicher Konfessionen, darunter auch der syrisch-orthodoxe Metropolit Silvanos, hatten der IGFM in diesem Monat unabhängig voneinander berichtet, dass innerhalb eines Monats von den etwa 300.000 Christen in Homs über 70.000 geflohen seien, weil die Rebellen sich nach Angriffen des Militärs Assads in die Altstadt von Homs zurückgezogen hätten, wo die meisten Christen gewohnt hatten. Beim Nachrücken des Militärs, seien in erster Linie die Häuser der Christen zerstört worden, während die von Muslimen bewohnten Randgebiete der Stadt verschont blieben.
Christen: Erst Demonstranten, jetzt Verfolgte?
Die ehemals von Christen bewohnten Häuser seien zerstört, geplündert oder von Muslimen besetzt worden, sodass an eine Rückkehr in ihre Heimat nicht zu denken sei. Wegen überall lauernder Scharfschützen sei es zurzeit nicht möglich, in die Stadt zurückzukehren. Bis April 2012 hätten Christen nicht das Gefühl gehabt, dass man sie gezielt angreifen würde. Am Anfang der Rebellion standen auch Christen in den Reihen der Demonstranten und hätten die Oppositionsbewegung unterstützt, aber sie hätten keine Waffen getragen. Nun entwickle sich die Revolution in Richtung Jihad, die Christen zögen sich zurück und hätten Angst um ihre Zukunft.
Die Forderung nach Menschenrechten und Freiheit sei nachrangig geworden, so Bischof Silvanos, weil jeder der umliegenden Mächte Syrien als einen Kuchen sehe, von dem jeder ein Stück abhaben will. Wir können die Schuld an diesem Krieg nicht mehr nur einer Seite geben, die Gewalt ist zu weit fortgeschritten.
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