Weihbischof Eleganti erläutert Jugendlichen das 'pro multis'

15. Juni 2012 in Jugend


Jeder Christ hat eine Verantwortung für alle, wenn er stellvertretend hinzutritt und in der hl. Eucharistiefeier aus den Quellen des Heils trinkt. Von Weihbischof Marian Eleganti OSB


Chur (kath.net) „Jeder Christ hat … eine Verantwortung für alle, wenn er stellvertretend hinzutritt und in der hl. Eucharistiefeier aus den Quellen des Heils trinkt.“ So erläutert Jugendbischof Marian Eleganti OSB, Weihbischof in Chur, Jugendlichen in einem Beitrag auf seiner Homepage auf das „pro multis“, also die Entscheidung von Papst Benedikt über den zukünftigen Wortlaut der Wandlungsworte, kath.net hat berichtet.


„Liebe Jugendliche,

Seit langem mahnt Papst Benedikt XVI. die Rückkehr zum Urtext der in den Evangelien nach Markus (Mk 14,24) und Matthäus (Mt 26,28) wiedergegeben Einsetzungsworte Jesu an. In der zukünftigen Einsetzungsformel des erneuerten deutschen Missale werden die Wandlungsworte deshalb lauten: "Das ist der Kelch des Neuen und Ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für viele [im griech. Urtext: peri pollõn = für viele] vergossen wird zur Vergebung der Sünden."

Dazu ist zu sagen, dass nach hermeneutischen (= Kunst des Übersetzens) Prinzipien eine Übersetzung zuerst den Urtext möglichst treu wiedergeben und nicht reine Interpretation sein sollte. Die Erklärung des Textes (Interpretation) folgt in einem zweiten Schritt. Das ist der Grund, warum Papst Benedikt gleichzeitig mit der Rückkehr zum Urtext des Kelchwortes eine authentische Katechese der Einsetzungsworte Jesu anregt, deren Inhalte er selbst in seinem Schreiben an den Präsidenten der Deutschen Bischofskonferenz umreisst und zur Vertiefung in den Ortskirchen und Pfarreien vorlegt.

Nachdem die grossen Sprachfamilien der Welt die Einsetzungsworte Jesu, wie sie während der eucharistischen Wandlung gesprochen werden, dem biblischen Urtext gemäss bereits im Sinne der Forderung des Papstes revidiert haben, ziehen nun auch die deutschsprachigen Länder nach. Darin spiegelt sich die Einheit der Kirche in einem für das Leben der Kirche hochbedeutsamen Wort des Lebens wieder.

Nach dem Zeugnis der Schrift ist Jesus für alle Menschen gestorben. Daran gibt es keine Zweifel (Röm 8,32; 2 Kor 5,14; 1 Tim 2,6). Aufgrund dieses eindeutigen Zeugnisses wurde bei der Entwicklung einer deutschen Liturgiesprache der Interpretation des Kelchwortes Jesu im Sinne des "für alle" den Vorzug gegeben gegenüber einer wörtlichen Übersetzung des "für viele". Anlass zu einer sinngemässen Katechese, die Missverständnisse in beide Richtungen vorbeugt, geben beide Varianten:

1. Zu vermeiden ist die irrige Ansicht, dass Jesus nicht für alle gestorben sei, sondern nur für eine auserlesene Schar;
2. Zu vermeiden ist die irrige Ansicht, als ob alle Menschen ohne ihre eigene freie Zustimmung allein aufgrund des Sühnetodes Jesu für alle gerettet würden.

Im Gegensatz dazu halten wir fest:

1. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen (1 Tim 2,4); Jesus ist für alle Menschen gestorben (2 Kor 5,14).
2. Die hl. Eucharistie kann im Laufe der Geschichte nicht alle Menschen erreichen, die Gott zum Heile ruft, sondern nur viele von ihnen.

Im Abendmahlsaal sind die Jünger Jesu anwesend, die bereit sind, Jesus im Glauben anzunehmen. Sie stehen für die ganze Menschheit (alle), für die Jesus sich als Lösegeld hingibt (1 Tim 2,6). Es sind also viele, denen der eucharistische Kelch im Laufe der Zeit durch die Kirche dargereicht wird, aber nicht alle. Jeder Christ hat deshalb eine Verantwortung für alle, wenn er stellvertretend hinzutritt und in der hl. Eucharistiefeier aus den Quellen des Heils trinkt. Ebenso klar ist, dass jede Begegnung mit Gott in der Freiheit des Herzens bzw. des Gewissens geschieht. Auch das angebotene Heil muss frei bejaht und vom Menschen angenommen und gewollt werden. Ob alle Menschen, über die Wege, die Gott allein kennt, diesem Angebot des Heils entsprechen werden, wissen wir nicht, und darüber sind auch im Zusammenhang des Kelchwortes Jesu keine Spekulationen anzustellen. Jesus hat uns in diesem Zusammenhang nur aufgefordert, uns mit allen Kräften zu bemühen (vgl. Lk 13,24).

Die Treue zum Urtext, die auch in der deutschen Einheitsübersetzung zum Ausdruck kommt, ist über das bereits Gesagte hinaus ökumenisch von Bedeutung. Eine Übersetzung "für alle" findet sich weder bei den getrennten orthodoxen, noch anglikanischen noch evangelischen Christen.

Setzen wir uns dafür ein, dass die Gläubigen und alle Verantwortlichen in Katechese und Seelsorge die Entscheidung des Papstes bereitwillig aufnehmen und in fruchtbringenden Katechesen vertiefen, die uns das Geheimnis der Erlösung und der Hl. Eucharistie neu erschliessen.

Euer Bischof +Marian“

Link zur Homepage von Jugendbischof Marian Eleganti

Weiterführender kathTube-Tipp: Pfingsten12 - Katechese von Jugendbischof Marian Eleganti




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