18. Mai 2012 in Deutschland
Vatikanischer Ökumene-Minister bei Vortrag in Rom: Freundschaft zwischen Juden und Christen "unverzichtbar für die gesamte Menschheit"
Rom (kath.net/KAP) Die "Plage des Antisemitismus" scheint nach Ansicht des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch in der heutigen Welt unausrottbar. Auch in der christlichen Theologie fänden sich antijüdische Tendenzen, sowohl auf Seiten von Traditionalisten wie auch in liberalen Strömungen, sagte der Kardinal am Mittwochabend bei einem Universitäts-Festakt in Rom. Die katholische Kirche müsse daher ständig deutlich machen, dass Antijudaismus einen "Verrat am christlichen Glauben" bedeute. Die geistliche Verbundenheit von Juden und Christen habe vielmehr ein "festes und ewiges Fundament" in der Heiligen Schrift, betonte der Kardinal in einem Vortrag über "50 Jahre christlich-jüdischen Dialog" an der römischen Universität "Angelicum".
Die Freundschaft zwischen Juden und Christen sei "unverzichtbar für die gesamte Menschheit", betonte Koch, der als vatikanischer Ökumene-Minister zugleich für die religiösen Beziehungen zum Judentum zuständig ist. Während der beispiellosen Grausamkeit der Schoah seien Christen "sowohl Urheber als auch Opfer der Verbrechen" gewesen; die breite Masse sei freilich passiver Zuschauer gewesen, die die Augen vor der brutalen Realität verschlossen habe, führte er aus. Die Schoah sei somit für das Christentum zu "einer Frage und Anklage" geworden. Die katholische Kirche habe daher nach dem Konflikt mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine theologische Neudefinition ihrer Beziehungen zum Judentum vorgenommen.
Die dort verabschiedete Erklärung "Nostra aetate" über die Beziehungen zu den nichtchristlichen Religionen gelte auch nach 50 Jahren als "Gründungsdokument" für den Dialog zwischen Kirche und Judentum, so Koch. Der Konzils-Auftrag, gegenseitiges Verständnis und Respekt zu fördern, bleibe eine fortdauernde und unverzichtbare Aufgabe, um einen Rückfall in eine gefährliche Entfremdung zu vermeiden und um die Verbundenheit zu vertiefen.
Koch stellte klar, dass die Konzilsdokumente, einschließlich "Nostra aetate" mit seinen Aussagen zu Kirche und Judentum, für alle Katholiken bindend seien. Man könne nicht Katholik sein, ohne das Zweite Vatikanische Konzil und das daraus folgende kirchliche Lehre samt "Nostra aetate" zu akzeptieren. "Denn alle Dokumente, Dekrete und Konstitutionen des Konzils sind für jeden Katholiken bindend", so der Kardinal
Papst Johannes Paul II. wie auch Benedikt XVI. hätten sich mit Nachdruck für die christlich-jüdische Aussöhnung eingesetzt und sich dabei gegenseitig ergänzt, hob Koch hervor. Der aus Polen stammende
Papst habe vor allem auf starke Gesten und Bilder gesetzt, der Theologe Ratzinger auf "die Kraft des Wortes und die demütige Begegnung". In seinen bisherigen sieben Amtsjahren habe auch Benedikt XVI. Auschwitz besucht, er sei zur Klagemauer gegangen (Foto), habe sich mit den Großrabbinern in Jerusalem getroffen und habe in der Gedenkstätte Jad Vaschem für die Opfer der Schoah gebetet. Zudem habe kein Papst vor ihm so viele Synagogen aufgesucht wie Benedikt XVI., hob Koch hervor.
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