Legionäre Christi melden dem Vatikan sieben Missbrauchsfälle

12. Mai 2012 in Weltkirche


Sechs der mutmaßlichen Fälle lägen Jahrzehnte zurück, einer beziehe sich auf ein aktuelles Ereignis – Papstsprecher Lombardi: Legionäre Christi folgen mit ihrer Meldung geltenden Regelungen


Düsseldorf (kath.net/KNA) Der katholische Orden Legionäre Christi hat dem Vatikan nach eigenen Angaben sieben mutmaßliche Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester in seinen Reihen gemeldet. Sechs der Fälle lägen «Jahrzehnte zurück», einer beziehe sich jedoch auf «aktuelle Ereignisse», sagte der Pressesprecher des deutschen Zweiges, Karl-Olaf Bergmann, am Wochenende der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Düsseldorf. Keiner der Fälle habe sich in Deutschland ereignet.

Bergmann erklärt, die Legionäre hätten Hinweise auf Missbrauch «in mehreren Ländern» erhalten. Die Ordensgemeinschaft arbeite eng mit den staatlichen Behörden in den betroffenen Ländern zusammen und befolge die gesetzlichen und kirchlichen Vorgaben zum Schutz von Minderjährigen.

Bis zum Abschluss der Ermittlungen durch die staatlichen Behörden blieben die Beschuldigten in jedem Fall von ihrer Arbeit als Seelsorger mit Minderjährigen suspendiert. Die Ordensgemeinschaft lege großen Wert auf «respektvollen, achtsamen und verantwortungsvollen Umgang mit Minderjährigen», insbesondere «vor dem Hintergrund ihrer jüngsten Geschichte».

Der Sprecher des Vatikan, Federico Lombardi, sagte der spanischen Nachrichtenagentur EFE, die Legionäre Christi folgten mit ihrer Meldung «geltenden Regelungen». Die hätten die Fälle der Glaubenskongregation gemeldet.

Dem inzwischen gestorbenen Gründer der Legionäre Christi, dem mexikanischen Priester Marcial Maciel Degollado (1920-2008) wurde seit 1997 vorgeworfen, Seminaristen missbraucht zu haben. 2006 maßregelte der Vatikan den Geistlichen. Er wurde aufgefordert, keine öffentlichen priesterlichen Dienste mehr auszuüben und ein zurückgezogenes Leben in Gebet und Buße zu führen. Mit Rücksicht auf sein Alter und seinen schlechten Gesundheitszustand verzichtete die Glaubenskongregation auf ein kirchenrechtliches Strafverfahren.

Später bestätigten sich Vorwürfe, dass Maciel ein Doppelleben geführt und mehrere Kinder gezeugt hatte. Im Mai 2010 attestierte der Vatikan Maciel ein «objektiv unmoralisches Verhalten». Der Orden distanzierte sich von seinem Gründer. Parallel zu den Nachforschungen über die Vergangenheit Maciels untersuchte eine vatikanische Ermittlungskommission 2009 interne Leitungsstrukturen in Niederlassungen des Ordens. Papst Benedikt XVI. ordnete eine umfassende Neuordnung der Legionäre an.

Die 1941 in Mexiko gegründeten Legionäre Christi zählen derzeit nach eigenen Angaben mehr als 900 Priester, die in gut 20 Ländern der Welt tätig sind. Etwa 2.500 Aspiranten, Novizen und Ordensleute befinden sich demnach in Ausbildung. Sie arbeiteten vorwiegend in Schulen und Universitäten, in Mission und Entwicklungshilfe, im Bereich der Medien und in der Jugend- und Familienpastoral sowie in der Diözesanpriesterausbildung.

(C) 2012 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


© 2012 www.kath.net