'Freut euch im Herrn zu jeder Zeit'

30. März 2012 in Jugend


"Nun freuen wir uns auf unser nächstes Treffen in Rio de Janeiro 2013" - Die Botschaft von Papst Benedikt zum 27. Weltjugendtag in einer deutschen Übersetzung jetzt auf KATH.NET


Rom (kath.net/MedioInMundo) „Christen sind Männer und Frauen, die wirklich glücklich sind, weil sie wissen, dass sie nicht allein sind. Sie wissen, dass Gott sie in seinen Händen hält“. Dies sagte Papst Benedikt XVI. in seiner Botschaft zum 27. Weltjugendtag. Er bezeichnete die Freude als eines der Kennzeichen der Weltjugendtage.

Der Papst lud die Jugendlichen dazu ein, nach der wahren Freude zu suchen, die er von unmittelbaren und illusorischen Genüssen unterschied. Die wahre Quelle der Freude sei Gott. Durch den Glauben, durch das Vertrauen in Gottes Liebe, durch die Mitfeier der Sonntagsmesse, durch die Lesung der Heiligen Schrift, durch Gebet und das Vertrauen in Gottes Wirken durch die Ereignisse des täglichen Lebens hindurch, sowie durch die Bejahung der eigenen Berufung finde der junge Mensch zur Freude.

Der Heilige Vater ermutigte die Jugendliche ausdrücklich: „Liebe junge Menschen, macht häufigen Gebrauch vom Sakrament der Buße und der Versöhnung! Es ist das Sakrament der wiederentdeckten Freude. Bittet den Heiligen Geist um das Licht, das ihr braucht um eure Sündhaftigkeit anzuerkennen und um Gott um Vergebung zu bitten. Feiert dieses Sakrament regelmäßig, mit Gelassenheit und Vertrauen. Der Herr wird immer seine Arme für euch öffnen. Er wird euch reinigen und in seine Freude bringen, denn es gibt Freude im Himmel sogar über einen einzigen Sünder, der umkehrt.“


kath.net dokumentiert die Botschaft von Papst Benedikt XVI. für den 27. Weltjugendtag 2012 in einer deutschen Übersetzung

Liebe junge Freunde,

ich freue mich, mich anlässlich des 27. Weltjugendtages ein weiteres Mal an euch zu wenden. Die Erinnerung an unser Treffen in Madrid im August letzten Jahres ist in meinem Herzen immer noch sehr präsent. Es war eine Zeit außerordentlicher Gnade, in dem Gott seinen Segen über die jungen Leute ausgegossen hat, die sich aus aller Welt dort versammelt hatten. Ich danke Gott für all die Früchte, die dieses Ereignis gebracht hat, Früchte, die sich in der Zukunft noch multiplizieren werden für die jungen Leute und die Gemeinschaften, zu denen sie gehören. Nun freuen wir uns auf unser nächstes Treffen in Rio de Janeiro 2013, dessen Thema sein wird: „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19).

Das Thema des diesjährigen WJT kommt aus dem Mahnruf des Hl. Paulus in seinem Brief an die Philipper: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“ (4,4). Freude ist ein zentrales Element christlicher Erfahrung. An jedem Weltjugendtag erfahren wir unermessliche Freude, die Freude der Gemeinschaft, die Freude des Christseins, die Freude des Glaubens. Dies ist eines der Erkennungszeichen dieser Versammlungen. Wir können die große Anziehungskraft sehen, die diese Freude bewirkt. In einer Welt der Sorgen und Ängste ist Freude ein wichtiges Zeugnis der Schönheit und Verlässlichkeit des christlichen Glaubens.

Die Berufung der Kirche ist es, Freude in die Welt zu bringen, eine Freude, die echt und andauernd ist, die Freude, die die Engel den Hirten verkündeten in der Nacht, in der Jesus geboren wurde (Lk 2,10). Gott hat nicht nur gesprochen, hat nicht nur im Laufe der Menschheitsgeschichte große Zeichen vollbracht, sondern er kam uns so nah, dass er einer von uns wurde und unser Leben ganz gelebt hat. In diesen schwierigen Zeiten haben es viele junge Menschen um euch herum sehr nötig zu hören, dass die christliche Botschaft eine Botschaft der Freude und Hoffnung ist! Ich möchte nun mit euch über diese Freude reflektieren und darüber, wie sie zu finden ist, sodass ihr sie tiefer erfahren und sie zu allen bringen könnt, die ihr trefft.

1. Unser Herz ist für die Freude gemacht

Eine Sehnsucht nach Freude wohnt im Herzen jedes Menschen. Viel mehr als direkte und überflutende Gefühle der Zufriedenheit sucht unser Herz eine vollkommene, volle und bleibende Freude, die fähig ist, unserer Existenz „Geschmack“ zu verleihen. Das ist besonders für euch wahr, denn die Jugend ist eine Zeit der fortgesetzten Entdeckung des Lebens, der Welt, anderer Menschen und unserer selbst. Sie ist eine Zeit der Offenheit für die Zukunft und des großen Verlangens nach Fröhlichkeit, Freundschaft, Mitteilung und Wahrheit, eine Zeit, in der wir von hohen Idealen bewegt sind und große Pläne machen.

Jeder Tag ist gefüllt mit zahllosen einfachen Freuden, die ein Geschenk des Herrn sind: die Freude zu leben, die Freude über die Schönheit der Natur, die Freude einer gut erfüllten Aufgabe, die Freude daran, anderen zu helfen, die Freude ehrlicher und reiner Liebe. Wenn wir genau hinschauen, können wir viele Gründe sehen uns zu freuen. Es gibt fröhliche Zeiten in der Familie, geteilte Freundschaft, die Entdeckung unserer Talente, unsere Erfolge, Komplimente, die wir von anderen bekommen, die Fähigkeit uns auszudrücken und zu wissen, dass wir verstanden werden, das Gefühl, anderen helfen zu können. Weiterhin das Erlernen neuer Dinge, neue und weitere Horizonte öffnen sich durch unsere Reisen und Begegnungen, und die Möglichkeit, unsere Zukunft zu planen. Wir können auch erwähnen die Erfahrung, ein großes Werk der Literatur zu lesen, ein Meisterwerk der Kunst zu bewundern, Musik zu hören oder zu spielen, oder einen Film zu sehen. Alle diese Dinge können uns wirkliche Freude bereiten.


Aber wir begegnen auch jeden Tag einer Anzahl von Schwierigkeiten. Tief in uns machen wir uns auch Sorgen über die Zukunft, wir beginnen uns zu fragen, ob die volle und bleibende Freude, nach der wir verlangen, eine Illusion und Realitätsflucht sein könnte. Viele junge Menschen fragen sich: Ist vollkommene Freude wirklich möglich? Das Streben nach Glück kann verschiedenen Pfaden folgen, und einige von diesen stellen sich als Irrwege heraus, wenn nicht sogar als gefährlich. Wie können wir Dinge, die wirkliche und bleibende Freude geben, von unmittelbaren und illusorischen Genüssen unterscheiden? Wie können wir wahre Freude im Leben finden, eine Freude, die bleibt und uns nicht in schwierigen Momenten verlässt?

2. Gott ist die Quelle wahrer Freude

Was immer uns wahre Freude bringt, ob es die kleinen alltäglichen oder die größten Freuden des Lebens sind, hat seinen Ursprung in Gott, sogar wenn es nicht unmittelbar offensichtlich ist. Das ist so, weil Gott eine Gemeinschaft ewiger Liebe ist, er ist unendliche Freude, die nicht in sich selbst eingeschlossen bleibt, sondern sich ausweitet, um alle zu umfangen, die Gott liebt und die ihn lieben. Gott hat uns aus Liebe als sein Bild erschaffen, um seine Liebe über uns auszugießen und uns mit seiner Gegenwart und Gnade zu erfüllen. Gott möchte, dass wir an seiner göttlichen und ewigen Freude teilhaben, und er hilft uns zu sehen, dass der tiefste Sinn und Wert unseres Lebens darin besteht, von ihm angenommen, willkommen geheißen und geliebt zu werden. Wenn wir es auch manchmal schwer finden, andere anzunehmen, bietet Gott uns bedingungslose Annahme an, die uns befähigt zu sagen: „Ich bin geliebt; ich habe einen Platz in der Welt und in der Geschichte; ich bin persönlich von Gott geliebt. Wenn Gott mich annimmt und liebt und ich mir dessen sicher bin, dann weiß ich klar und sicher, dass es gut ist, dass ich lebe.“

Gottes unendliche Liebe zu jedem von uns findet ihren vollkommenen Ausdruck in Jesus Christus. Die Freude, die wir suchen, können wir in ihm finden. Wir sehen im Evangelium, wie die Ereignisse am Beginn des Lebens Jesu durch Freude gezeichnet sind. Als der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria sagt, dass sie die Mutter des Erlösers sein wird, ist sein erstes Wort: „Freue Dich!“ (Lk 1,28) Als Jesus geboren wird, sagt der Engel des Herrn den Hirten: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr“ (Lk 2,10-11). Als die Magier kamen, um das Kind zu suchen, heißt es: „Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.“ (Mt 2,10). Der Grund all dieser Freude ist die Nähe Gottes, der einer von uns wurde. Das ist, was der Hl. Paulus meint, wenn er an die Philipper schreibt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.“ (Phil 4,4-5) Unser erster Grund zur Freude ist die Nähe des Herrn, der mich willkommen heißt und liebt.

Eine Begegnung mit Jesus ist immer Quelle einer unermesslichen inneren Freude. Wir können das in vielen Erzählungen im Evangelium sehen. Wir erinnern uns: Als Jesus Zachäus besuchte, einen unehrlichen Steuereintreiber und öffentlichen Sünder, sagte er zu ihm: „Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein“. Dann erzählt uns der Hl. Lukas, nahm Zachäus Jesus freudig auf. (Lk 19,5-6). Dies ist die Freude, den Herrn zu treffen. Es ist die Freude, Gottes Liebe zu spüren, eine Liebe, die unser ganzes Leben verändern und uns Rettung bringen kann. Zachäus entscheidet sich, sein Leben zu verändern und die Hälfte seines Besitzes den Armen zu geben.

In der Stunde der Passion Jesu kann diese Liebe in all ihrer Macht gesehen werden. Am Ende seines irdischen Lebens, beim Abendmahl mit seinen Freunden, sagte Jesus: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! […]Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“ (Joh 15,9.11) Jesus möchte seiner Jünger und jeden von uns in die Fülle der Freude einführen, die er mit dem Vater teilt, damit die Liebe des Vaters zu ihm in uns fortdauern möge (Joh 17,26). Christliche Freude besteht darin, für Gottes Liebe offen zu sein und ihm anzugehören.

Die Evangelien erzählen, dass Maria Magdalena und andere Frauen gingen um das Grab zu besuchen, in das Jesus nach seinem Tod gelegt worden war. Ein Engel überbrachte ihnen die erstaunliche Nachricht von der Auferstehung Jesu. Dann, so erzählt uns der Evangelist, eilten sie von dem Grab weg, „voll Furcht und großer Freude“, um die gute Nachricht mit den Jüngern zu teilen. Jesus traf sie auf dem Weg und sagte: „Friede!“ (Mt 28,8-9) Ihnen wurde die Freude der Erlösung angeboten. Christus ist der Eine, der lebt und der das Böse, die Sünde und den Tod besiegt hat. Er ist unter uns gegenwärtig und er wird bei uns bleiben bis ans Ende der Welt (Mt 28,20). Das Böse hat nicht das letzte Wort in unserem Leben, vielmehr sagt uns der Glaube an Christus den Retter, dass Gottes Liebe siegt.

Diese tiefe Freude ist die Frucht des Heiligen Geistes, der uns zu Töchtern und Söhnen Gottes macht, die fähig sind, seine Güte zu erfahren und auszukosten und ihn „Abba“, Vater (Röm 8,15) zu nennen. Freude ist das Zeichen für Gottes Gegenwart und Handlung in uns.

3. Christliche Freude in unseren Herzen bewahren

An diesem Punkt fragen wir uns: „Wie erlangen und behalten wir diese Gabe tiefer geistlicher Freude?“

Einer der Psalmen sagt uns: „Freu dich innig am Herrn! Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt.“ (Ps 37,4) Jesus hat uns gesagt: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.“ (Mt 13,44) Die Entdeckung und Bewahrung geistlicher Freude ist die Frucht einer Begegnung mit dem Herrn. Jesus bittet uns ihm zu folgen und unser ganzes Leben auf ihn zu setzen. Liebe junge Freunde, habt keine Angst euer Leben zu riskieren, indem ihr Raum für Jesus Christus und sein Evangelium gewinnt. Dies ist der Weg, um inneren Frieden und wahres Glück zu finden. Es ist der Weg, ganz als Kinder Gottes zu leben, als sein Abbild und Ebenbild erschaffen.

Sucht Freude im Herrn, denn Freude ist die Frucht des Glaubens. Sie ist das tägliche Wissen um seine Gegenwart und Freundschaft: „Der Herr ist nahe!“ (Phil 4,5). Sie ist das Setzen unseres Vertrauens auf Gott, das Wachstum in seinem Kennenlernen und seiner Liebe. Bald beginnen wir das „Jahr des Glaubens“, das uns helfen und ermutigen wird. Liebe Freunde, lernt zu sehen, wie Gott in eurem Leben arbeitet und entdeckt ihn, versteckt in den Ereignissen des täglichen Lebens. Glaubt, dass er immer treu zu dem Bund steht, den er am Tag eurer Taufe mit euch geschlossen hat. Wisst, dass Gott euch nicht verlassen wird. Erhebt oft eure Augen zu ihm. Er gab sein Leben für euch am Kreuz, weil er euch liebt. Die Betrachtung seiner großen Liebe bringt Hoffnung und Freude in unsere Herzen, die sich durch nichts zerstören lassen. Christen können nie traurig sein, denn sie haben Christus getroffen, der sein Leben für sie hingegeben hat.

Den Herrn zu suchen und in unseren Leben zu finden bedeutet auch, sein Wort anzunehmen, das Freude für unsere Herzen ist. Der Prophet Jeremia hat geschrieben: „Kamen Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort war mir Glück und Herzensfreude“ (Jer 15,16). Lernt, die Heiligen Schriften zu lesen und zu meditieren. In ihnen werdet ihr Antworten auf eure tiefsten Fragen über die Wahrheit finden. Gottes Wort enthüllt die Wunder, die er im Laufe der menschlichen Geschichte gewirkt hat, es erfüllt uns mit Freude und führt uns zu Lobpreis und Anbetung: „Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn, lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!“ (Ps 95,1.6).

Die Liturgie ist ein besonderer Ort, wo die Kirche die Freude ausdrückt, die sie vom Herrn empfängt, und sie in die Welt überträgt. Jeden Sonntag in der Messe feiert die Kirche das zentrale Geheimnis der Erlösung, das der Tod und die Auferstehung Christi ist. Das ist ein sehr wichtiger Moment für alle Jünger des Herrn, weil das Opfer seiner Liebe gegenwärtig wird. Sonntag ist der Tag, an dem wir den auferstandenen Christus treffen, sein Wort anhören und von seinem Leib und Blut genährt werden. Wie wir in einem der Psalmen hören: „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat, wir wollen jubeln und uns an ihm freuen“ (Ps 118,24). In der Osternacht singt die Kirche das Exultet, einen Hymnus der Freude über den Sieg Jesu Christi über Sünde und Tod: „Frohlocket, ihr Chöre der Engel […] Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe![ …] Töne wider, heilige Halle, töne von des Volkes mächtigem Jubel.“ Christliche Freude ist geboren aus diesem Bewusstsein, von Gott geliebt zu sein, der Mensch geworden ist, sein Leben für uns hingab und das Böse und den Tod besiegt hat. Sie bedeutet, ein Leben der Liebe für ihn zu leben. Wie die hl. Theresia vom Kinde Jesu, eine junge Karmelitin, schrieb: „Jesus, meine Freude liebt dich“ (P 45, 21. Januar 1897).

4. Die Freude der Liebe

Liebe Freunde, Freude ist sehr eng verbunden mit Liebe. Sie sind untrennbare Gaben des Heiligen Geistes (Gal 5,23). Liebe bringt Wachstum der Freude, und Freude ist eine Form der Liebe. Die selige Theresa von Kalkutta bezog sich auf Jesu Wort „Geben ist seliger als Nehmen“ (Apg 20,35), als sie sagte: „Freude ist ein Netz der Liebe, mit dem man Seelen fangen kann; Gott liebt einen fröhlichen Geber. Wer mit Freude gibt, gibt mehr“. Wie der Diener Gottes Paul VI. schrieb: „In Gott ist alles Freude, weil alles Geben ist“ (Apostolisches Schreiben „Gaudete in Domino“, 9. Mai 1975).

In jedem Bereich eures Lebens solltet ihr wissen, dass lieben bedeutet, standhaft, verlässlich und treu zu Bindungen zu stehen. Das gilt vor allem für Freundschaften. Unsere Freunde erwarten, dass wir ehrlich, loyal und treu sind, denn wahre Liebe bleibt auch in schwierigen Zeiten. Dasselbe kann man über Arbeit und Studium sagen, und für die Dienste, die ihr tut. Treue und Beharrlichkeit im Tun guter Dinge bringt Freude, wenn auch nicht immer sofort.

Wenn wir die Freude der Liebe erfahren sollen, müssen wir auch großzügig sein. Wir können nicht zufrieden damit sein, das Minimum zu geben. Wir müssen uns im Leben ganz einsetzen und besondere Aufmerksamkeit den Bedürftigen schenken. Die Welt braucht Männer und Frauen, die kompetent und großzügig sind, bereit zum Dienst am Gemeinwohl. Strengt euch an, gewissenhaft zu lernen, eure Talente zu entwickeln und sie schon jetzt in den Dienst anderer zu stellen. Findet Wege, die Gesellschaft gerechter und menschlicher machen zu helfen, wo ihr auch seid. Möge euer ganzes Leben von einem Geist der Dienstbarkeit geleitet sein und nicht vom Streben nach Macht, materiellem Erfolg und Geld.

Wo ich gerade von Großzügigkeit spreche, würde ich gern eine besondere Freude erwähnen. Es ist die Freude, die wir fühlen, wenn wir auf die Berufung antworten, unser ganzes Leben dem Herrn zu geben. Liebe junge Menschen, habt keine Angst, wenn Christus euch zum religiösen, monastischen oder missionarischen Leben oder zum Priestertum ruft! Seid versichert, dass er all diejenigen mit Freude erfüllt, die auf seine Einladung antworten, alles zu verlassen, um bei ihm zu sein und sich mit ungeteiltem Herzen dem Dienst an den anderen hinzugeben. Auf dieselbe Weise gibt Gott große Freude den Männern und Frauen, die sich einander ganz in der Ehe schenken, um eine Familie aufzubauen und Zeichen der Liebe Christi für die Kirche zu sein.

Lasst mich euch an ein drittes Element erinnern, das euch zu der Freude der Liebe führen wird: das Wachsenlassen der brüderlichen liebe in euren Leben und in denen eurer Gemeinschaften. Es gibt eine enge Verbindung zwischen Gemeinschaft und Liebe. Es ist kein Zufall, dass die Mahnung des Hl. Paulus „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“ (Phil 4,4) im Plural geschrieben ist und die Gemeinschaft als ganze anspricht, nicht ihre individuellen Mitglieder. Nur wenn wir zusammen sind in der brüderlichen Gemeinschaft erfahren wir diese Freude. In der Apostelgeschichte wird die christliche Gemeinde mit folgenden Worten beschrieben: „[Sie] brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Einfalt des Herzens.“ (Apg 2,46). Ich bitte euch, euch alle Mühe zu geben, unseren christlichen Gemeinden zu helfen, dass sie besondere Orte des Teilens, der Aufmerksamkeit und der Sorge füreinander sein mögen.

5. Die Freude der Umkehr

Liebe Freunde, die wirkliche Freude der Umkehr zu erfahren heißt auch, die Versuchungen zu erkennen, die uns von ihr wegführen. Unsere heutige Kultur setzt uns häufig unter Druck um unmittelbare Ziele zu suchen, Leistungen und Genüsse. Sie fördert Unbeständigkeit mehr als Beständigkeit, harte Arbeit und Treue zu eingegangenen Bindungen. Die Botschaften, die sie aussendet, begünstigen eine Konsummentalität und versprechen falsches Glück. Die Erfahrung lehrt uns, dass Besitztümer kein Garant für Glück sind. Wie viele Menschen sind umgeben von materiellen Besitztümern, und doch sind ihre Leben gefüllt mit Verzweiflung, Traurigkeit und Leere. Um anhaltende Freude zu haben, müssen wir in Liebe und Wahrheit leben. Wir müssen in Gott leben.

Gott möchte, dass wir glücklich sind. Deshalb gab er uns spezielle Anweisungen für die Reise unseres Lebens: die Gebote. Wenn wir sie befolgen, werden wir den Weg zu Leben und Glück finden. Auf den ersten Blick mögen sie als eine Liste von Verboten und Hindernis für unsere Freiheit erscheinen. Aber wenn wir sie genauer studieren, sehen wir im Lichte der Botschaft Christi, dass die Gebote ein Satz von grundlegenden und wertvollen Regeln sind, die zu einem glücklichen Leben gemäß Gottes Plan führen. Wie oft sehen wir auf der anderen Seite, dass die Wahl, unser Leben abgesondert von Gott und seinem Willen zu führen uns Enttäuschung, Traurigkeit und ein Gefühl des Versagens bringt. Die Erfahrung der Sünde, die die Weigerung ist, Gott zu folgen und ein Affront gegen seine Freundschaft, bringt Finsternis in unser Herz.

Manchmal ist der Pfad des christlichen Lebens nicht leicht, und der Liebe Gottes treu zu sein führt uns an Hindernisse, gelegentlich fallen wir. Trotzdem verlässt Gott in seinem Erbarmens uns nie; er bietet uns immer die Möglichkeit an, zu ihm zurückzukehren, uns mit ihm zu versöhnen und die Freude seiner Liebe zu erfahren, die vergibt und uns erneut willkommen heißt.

Liebe junge Menschen, macht häufigen Gebrauch vom Sakrament der Buße und der Versöhnung! Es ist das Sakrament der wieder entdeckten Freude. Bittet den Heiligen Geist um das Licht, das ihr braucht um eure Sündhaftigkeit anzuerkennen und um Gott um Vergebung zu bitten. Feiert dieses Sakrament regelmäßig, mit Gelassenheit und Vertrauen. Der Herr wird immer seine Arme für euch öffnen. Er wird euch reinigen und in seine Freude bringen, denn es gibt Freude im Himmel sogar über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

6. Freude in der Zeit der Prüfung

Am Ende könnten wir uns jedoch immer noch in unseren Herzen fragen, ob es wirklich möglich ist, freudig inmitten aller Prüfungen des Lebens zu leben, insbesondere in den sehr tragischen und unverständlichen. Wir fragen uns, ob dem Herrn zu folgen und unser Vertrauen auf ihn zu setzen immer Glück bringen wird.

Wir können eine Antwort finden in einigen der Erfahrungen junger Menschen wie euch, die in Christus das Licht gefunden haben, das Stärke und Hoffnung sogar in schwierigen Situationen geben kann. Der selige Pier Giorgio Frassati (1901-1925) erfuhr viele Prüfungen während seines kurzen Lebens, einschließlich einer romantischen Erfahrung, die ihn tief verletzt hat. Inmitten dieser Situation schrieb er an seine Schwester: „Du fragst mich, ob ich glücklich bin. Wie könnte ich es nicht sein? Solange der Glaube mir Stärke gibt, bin ich glücklich. Ein Katholik kann nicht anders sein als glücklich… Das Ziel, auf das hin wir geschaffen sind, schließt einen Weg ein, der seine Dornen hat, aber kein trauriger Weg ist. Er ist Freude, sogar wenn er Schmerzen beinhaltet“ (Brief an seine Schwester Luciana, Turin, 14. Februar 1925). Als der selige Johannes Paul II. den Seligen Pier Giorgio als Modell für junge Menschen vorstellte, beschrieb er ihn als „eine junge Person mit anstreckender Freude, die Freude, die viele Schwierigkeiten in seinem Leben besiegt hat“ (Ansprache an junge Leute, Turin, 13. April 1980).

Uns zeitlich gesehen näher ist Chiara Badano(1971-1990), die vor kurzem selig gesprochen wurde. Sie erlebte, wie Schmerz durch die Liebe verwandelt und von der Freude durchtränkt werden kann. Im Alter von 18 Jahren, als sie schwer krebskrank war, betete Chiara zum Heiligen Geist und bat für die jungen Menschen der Bewegung, zu der sie gehörte. Sie betete nicht nur für ihre eigene Heilung, sondern bat Gott auch, all diese jungen Menschen mit seinem Geist zu erleuchten und ihnen Weisheit und Licht zu geben. „Es war wirklich ein Moment von Gottes Gegenwart. Ich litt körperlich, aber meine Seele sang“ (Brief an Chiara Lubich, Sassello, 20. Dezember 1989). Der Schlüssel zu ihrem Frieden war ihr vollkommenes Gottvertrauen und ihre Annahme ihrer Krankheit als geheimnisvoller Ausdruck seines Willens für ihr Wohl und das der anderen. Sie sagte oft: „Jesus, wenn du es willst, will ich es auch.“

Das sind zwei Zeugnisse von vielen, die zeigen, dass echte Christen niemals verzweifelt oder traurig sind, noch nicht einmal, wenn sie mit schweren Prüfungen konfrontiert werden. Sie zeigen, dass christliche Freude keine Flucht vor der Realität ist, sondern eine übernatürliche Kraft, die uns hilft mit den alltäglichen Herausforderungen fertig zu werden. Wir wissen, dass der gekreuzigte und auferstandene Christus hier bei uns ist und dass er immer ein treuer Freund ist. Wenn wir sein Leiden teilen, teilen wir auch seinen Ruhm. Mit ihm und in ihm wird Leiden in Liebe verwandelt. Und dort finden wir Freude (Kol 1,24).

7. Zeugen der Freude

Liebe Freunde, zum Abschluss möchte ich euch ermutigen, Missionare der Freude zu sein. Wir können nicht glücklich sein, wenn andere es nicht sind. Freude muss geteilt werden. Geht und erzählt anderen jungen Menschen von eurer Freude über das Finden des wertvollen Schatzes, der Jesus selbst ist. Wir können die Freude des Glaubens nicht für uns selbst behalten. Wenn wir sie behalten wollen, müsse wir sie weitergeben. Der hl. Johannes sagt: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. […] Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist“ (1 Joh 1,3-4).

Das Christentum wird manchmal dargestellt als eine Lebensweise, die unsere Freiheit unterdrückt und unserem Wunsch nach Glück und Freude widerspricht. Aber das ist weit weg von der Wahrheit. Christen sind Männer und Frauen, die wirklich glücklich sind, weil sie wissen, dass sie nicht allein sind. Sie wissen, dass Gott sie in seinen Händen hält. Es liegt an euch, junge Christusnachfolger, der Welt zu zeigen, dass der Glaube Glück und Freude bringt, die echt, vollkommen und anhaltend sind. Wenn die Art, auf die Christen leben, manchmal müde und langweilig erscheint, dann solltet ihr die ersten sein, die die fröhliche und glückliche Seite des Glaubens zeigen. Das Evangelium ist die „gute Nachricht“, dass Gott uns liebt und dass jeder von uns ihm wichtig ist. Zeigt der Welt, dass das wahr ist!

Seid enthusiastische Zeugen der Neuevangelisierung! Geht zu den Leidenden und Suchenden, und gebt ihnen die Freude, die Jesus schenken will. Bringt sie euren Familie, Schulen und Universitäten, zu euren Arbeitsstellen und euren Freunden, wo ihr auch lebt. Ihr werdet sehen, wie ansteckend sie ist. Ihr werdet das Hundertfache zurückerhalten: die Freude über eure eigene Erlösung und die Freude, Gottes Erbarmen in den Herzen der anderen wirken zu sehen. Und wenn ihr Gott am jüngsten Tag begegnet, werdet ihr ihn sagen hören: „Du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21)

Möge die selige Jungfrau Maria euch auf diesem Weg begleiten. Sie hat den Herrn in sich aufgenommen und verkündete dies in einem Gesang der Freude und des Lobpreises: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter“ (Lk 1,46-47). Maria antwortete vollkommen auf Gottes Liebe, indem sie ihr Leben demütig und ungeteilt in seinen Dienst stellte. Sie wird als „Grund unserer Freude“ angerufen, weil sie uns Jesus gegeben hat. Möge sie euch zu der Freude führen, die niemand euch wieder nehmen kann!

Aus dem Vatikan, 15. März 2012
BENEDICTUS PP. XVI

Übersetzung durch Cornelia Klaebe

Wie gefällt euch die Botschaft zum Weltjugendtag? Wer von euch reist nach Rio? - Jetzt auf Facebook mitreden

kathTube: Abschlussmesse von Madrid




© 2012 www.kath.net