Der 'sensus Ecclesiae': Im Leben der großen Gemeinschaft der Kirche

16. März 2012 in Weltkirche


Liturgie und Neokatechumenaler Weg in der Lehre Benedikts XVI. Von Manuel Nin / Osservatore Romano


Rom (kath.net/Osservatore Romano) In den vor allem in der Fastenzeit gehaltenen Katechesen zur Taufvorbereitung führten die Kirchenväter (insbesondere Cyrill von Jerusalem, Johannes Chrysostomus, Theodor von Mopsuestia) die Katechumenen, das heißt jene, die sich auf den Empfang der Taufe in der Osternacht vorbereiteten, dazu – man könnte sagen, sie führten sie an der Hand, leiteten sie –, durch das Glaubensbekenntnis – das Credo – und indem sie ihnen ein Gebetsmodell gaben – das Vaterunser – den christlichen Glauben zu entdecken, kennenzulernen und im Gedächtnis zu bewahren. In der gesamten Vorbereitungszeit in Erwartung der Taufe – die wie alle Sakramente eine Gabe ist, die man empfängt und annimmt in der Kirche, in ihrem Schoß, der neu gebiert – wurden die Katechumenen in den Glauben eingeführt, in das Hören und Verstehen des Wortes Gottes, und nahmen nur am ersten Teil der Feier der heiligen Geheimnisse teil. Denn nach dem Evangelium – davon haben wir heute noch ein Zeugnis in den Liturgien der Ostkirche – entließ der Diakon die Katechumenen, er forderte sie auf, die Kirche zu verlassen und versetzte sie in gewisser Weise in eine Haltung der Erwartung – der freudigen Erwartung –, am einen Opfer Christi teilzunehmen, das in der Osternacht vom Bischof in der einen Mutter Kirche gefeiert würde, die sie in der Taufe in Christus neu gebären würde.

Deshalb wurden die Katechumenen, die mit dem Gesang des paulinischen Verses » Alle die ihr auf Christus getauft wurdet, habt euch mit Christus bekleidet, Alleluja« in der Kirche empfangen wurden, nicht mehr »Katechumenen« genannt , sondern »Neophyten«, das heißt »Neu Eingepflanzte, Eingefügte«. Aber worin? In Christus in der einen und großen Kirche; und von jenem Augenblick an nahmen sie ganz an den heiligen Geheimnissen des Leibes und Blutes Christi teil, die nicht mehr eine Etappe des Katechumenats waren, sondern die Fülle der Zugehörigkeit aller christlichen Gläubigen zum Leben Christi in der Kirche, und das sind sie auch heute noch.

Auf den Spuren der großen Kirchenväter, ihrer Katechese und Mystagogie können wir die Ansprache von Benedikt XVI. sehen, die er am vergangen 20. Januar an die Mitglieder des Neokatechumenalen Weges (NW) gehalten hat, in einer Audienz, die der Papst selbst in die Abfolge der Audienzen einfügte, die er in jährlichem Rhythmus den Gründern und Mitgliedern dieser kirchlichen Wirklichkeit gewährt hat. Es handelt sich um eine Lektion liturgischer Theologie, die für den NW und die ganze Kirche gültig und nützlich ist.

Der Papst unterstrich von Anfang an den Wert des Einsatzes des NW in Mission und Evangelisierung, ein Einsatz, der immer – und daran erinnert der Heilige Vater zwei Mal – »in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche und mit dem Nachfolger Petri« stattfinden muß, in der beständigen Suche einer »tiefen Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl und mit den Hirten der Teilkirchen, in die ihr eingegliedert seid«. Man möchte sagen, daß der Bischof von Rom niemals seine Rolle als Prinzip der Einheit mit allen Hirten der katholischen Kirche vergißt: »Die Einheit und die Eintracht des kirchlichen Leibes sind ein wichtiges Zeugnis für Christus und für sein Evangelium in der Welt, in der wir leben.«

Als guter Hirte spart Benedikt XVI. erneut und zu Recht nicht an Worten, um die Großherzigkeit und den missionarischen Einsatz des NW hervorzuheben – und auch die Schwierigkeiten, denen er bei seinem Evangelisierungseinsatz begegnet – und um die Mitglieder, Priester, Laien und ganze Familien zu ermutigen, eifrig fortzufahren, das Evangelium überall zu verkünden, auch an Orten, die weit vom Christentum entfernt sind, immer in der Liebe zu Christus und der Kirche.

Nach den einführenden Worten erklärt der Papst den Sinn der Approbierung jener Feiern des NW, »die nicht im eigentlichen Sinne liturgisch sind, sondern zum Weg des Wachstums im Glauben gehören«. Benedikt XVI. erinnert den NW und die ganze Kirche daran, daß die Liturgiefeiern jene sind, die von der Kirche in den verschiedenen lehramtlichen Texten des Bischofs von Rom approbiert worden sind oder von den verschiedenen ökumenischen Konzilien, die die Liturgie der Kirche geregelt und approbiert haben.

Der Papst unterstreicht, daß die Approbierung der im Katechetischen Direktorium des Neokatechumenalen Wegs vorhandenen Feiern in enger Verbindung mit dem »sensus Ecclesiae« gesehen werden muß und in Übereinstimmung mit den Anforderungen an den Aufbau des »Corpus Ecclesiae«. Der Papst zeigt sein Herz als Hirte der Kirche, »der euren Reichtum versteht, aber auch auf die Gemeinschaft und die Eintracht des gesamten ›Corpus Ecclesiae‹ achtet«.

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