Lombardi: 'Vatileaks' wird zu keiner Entmutigung führen

15. Februar 2012 in Aktuelles


Vatikansprecher: Enthüllung interner Dokumente führt zu Skandalisierung und Verwirrung - Das Auftreten starker Attacken sei ein Zeichen dafür, dass etwas Wichtiges auf dem Spiel steht


Vatikanstadt (kath.net/KAP) In einer Stellungnahme mit dem Titel "Vatileaks" hat Vatikansprecher P. Federico Lombardi (siehe Foto) am Dienstag zu den aktuellen Enthüllungen von vertraulichen Dokumenten Stellung genommen. Er betont, dass dies ein echtes Problem sei, sich aber dennoch niemand dadurch entmutigen lassen werde.

Dass in letzter Zeit immer mehr interne Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit gelangten und dort einerseits zu aufgeregter Berichterstattung, andererseits zu großer Verwirrung führten und den Vatikan in ein schlechtes Licht rückten, liege in der Verantwortung beider Seiten, so Lombardi gegenüber Radio Vatikan.

Jene, die solche internen Informationen "auf illoyale Weise" nach außen trügen, sowie jene Medien, die sie "für Zwecke benutzen, die sicher nicht die reine Liebe zur Wahrheit sind", müssten ihr Verhalten einer Prüfung unterziehen.

Lombardi nennt drei jüngere Fälle: Zum einen ging es um das Finanzgebaren am Governatorat, das viele der weltlichen Güter des Vatikans verwaltet. Der "Zweite Mann" des Governatorats, der für mehr Transparenz eingetreten sein soll, wurde vor kurzem als Nuntius auf den wichtigsten diplomatischen Posten des Heiligen Stuhles, nach Washington, berufen; einige Beobachter sahen darin aber eine Art Strafversetzung.

Eine weitere vermeintliche "Aufdeckung" betraf die Vatikanbank IOR, der mangelnde Transparenz und Kooperation mit italienischen Behörden vorgeworfen wurde, obwohl Papst Benedikt XVI. vor einem Jahr strenge Richtlinien gegen Geldwäsche erlassen hatte.

Der letzte Fall von "Vatileaks" schließlich handelte mit Blick auf das nächste Konklave von einem angeblichen "Mordkomplott" gegen Papst Benedikt - eine "Wahnvorstellung", wie Lombardi umgehend klarstellte.

Alles zusammen schaffe Verwirrung, schreibt Lombardi. Eine seriöse Berichterstattung müsste zumindest die einzelnen Fragen auseinander halten und die jeweilige Bedeutung ermessen.

"Strudel der Verwirrung" meiden

Der Vatikansprecher rät zu Gelassenheit: "Wir müssen der Versuchung widerstehen, uns in den Strudel der Verwirrung hineinziehen zu lassen, denn das ist es, was die Übelwollenden sich wünschen, und wir müssen fähig bleiben, vernünftig nachzudenken."

In gewisser Hinsicht sei das Auftreten starker Attacken "ein Zeichen dafür, dass etwas Wichtiges auf dem Spiel steht", schreibt Lombardi. Die Angriffe auf die Kirche wegen der Missbrauchsskandale etwa hätten zu einem "ernsthaften Engagement für eine langfristige Erneuerung" geführt. Hier habe die Kirche inzwischen eine Strategie der Heilung, Erneuerung und Vorbeugung zum Wohl der ganzen Gesellschaft entwickelt.

Gleichzeitig habe der Vatikan sich selbst den Auftrag zu großer Transparenz in wirtschaftlichen Vorgängen erteilt und neue Normen veröffentlicht. "Wenn das viele verbittert, merkt man, dass es wichtig ist", so Lombardi: "Wer denkt, er könne den Papst und seine Mitarbeiter in diesem Engagement entmutigen, täuscht sich."

Was das nächste Konklave anlangt, erinnert der Vatikansprecher daran, dass "alle Päpste" des letzten Jahrhunderts "Persönlichkeiten von höchster und unzweifelhafter moralischer Qualität" waren. Eine Sichtweise auf das Konklave in der Lesart eines "internen Machtkampfes hängt großteils von der moralischen Rohheit" des Beobachters ab, "der oft nicht dazu imstande ist, anderes zu sehen". Wer an Jesus Christus glaube, wisse glücklicherweise, dass "die echten Sorgen jener, die in der Kirche Verantwortung tragen, eher die großen Probleme der Menschheit von heute und von morgen sind".

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