6. Februar 2012 in Spirituelles
Die Aufzeichnungen der Heiligen sind für unser geistliches Leben von unschätzbarem Wert. In einem Gastbeitrag stellt Michael K. Hageböck einige Leitsätze und Gebete des heiligen Philipp Neri vor.
Rom (kath.net) Der Philipp Neri (1515-1595) ist als humorvoller Heiliger und Gründer des Oratoriums weithin bekannt. Weil er kurz vor seinem Tod verfügte, alle seine Schriften zu vernichten, sind von ihm allerdings nur wenige Texte überliefert. Der EOS Verlag hat sie nun allesamt ediert, einige davon wurden damit zum ersten Mal veröffentlicht. Die Briefe (darunter auch einige an den heiligen Karl Borromäus), Memoriale an Päpste, Testamente, Anordnungen, Maximen und Kurzgebete haben Pater DDr. Wodrazka und Frau Dr. Wick-Alda gesammelt. Manches stammt aus den Akten des Heiligsprechungs-Prozeß. Besonders bemerkenswerte Passagen sind hier als geistliche Blütenlese zusammengetragen.
MAXIMEN (von Zeitzeugen zu Protokoll gegeben)
2. Er sagte auch, wenn die Person irgendeinen Fehler begangen habe und sie korrigiert worden sei, müsse sie [ ] die Korrektur mit ganzer Demut und Fröhlichkeit aufnehmen; und sie dürfe nicht melanchonisch und träge sein, weil, so sagte er, diese Trägheit schlimmer sei als der begangene Fehler.
3. [ ] Die Welt verachten, niemanden verachten, sich selbst verachten, verachten verachtet zu werden. (Originalausspruch wird Bernhard von Clairvaux zugeschrieben: spernere mundum, spernere nullum, spernere se ipsum, spernere se sperni.)
4. Desweiteren sagte er, dass der Teufel nicht besser besiegt werde (da er sehr hochmütig sei) als durch Demut. [ ]
24. Des Weiteren sagte er, dass es, um vollkommen zu sein, nicht ausreiche, zu gehorchen und die Höhergestellten zu ehren, sondern dass man auch die Gleichgestellten und die Untergebenen ehren müsse.
27. Um die Eigenartigkeit zu vermeiden, sagte er, man solle bei Tisch von jeder Speise essen [ ]
30. Des Weiteren ermahnte er seine geistlichen Söhne, den Müßiggang wie eine pestartige Sache zu meiden. Und deshalb ließ er [ ] immer irgendeine handwerkliche Sache tun, wie Rosenkränze auf fädeln, Kisten bewegen, die Räume fegen, das Bett machen oder eine ähnliche Sache, oder aber irgendein geistliches Buch oder die Leben der Heiligen lesen.
33. Er wollte, dass die Menschen fröhlich sein sollten [ ]
38. Er sagte auch, dass man nicht schnell darin sein dürfe, den Bruder korrigieren zu wollen, sondern dass man sich zuerst selbst betrachten müsse.
42. Er ermahnte seine geistlichen Söhne, sich niemals auf sich selbst zu verlassen. Und er pflegte zu sagen, wenn einer sich von sich selbst aus den Gelegenheiten zur Sünde aussetzt und spricht: Ich werde diese Sünde nicht begehen, dann fällt er gewöhnlich mit noch größerem Schaden für seine Seele in diese Sünde. [ ]
63. [ ] Die größte Sorge einer wahrhaft geistlichen Person sei es, keine Sorgen zu haben.
64. [ ] Die Jugendlichen [sollten sich] vor dem Fleisch und die Alten vor dem Geiz hüten.
67 [ ] Deshalb wollte er nicht, dass sich die Jugendlichen gemeinsam an den Händen fassten, nicht einmal zum Spaß.
70. Des Weiteren sagte er, dass es eines der wirksamsten Mittel, um sich keusch zu halten, sei, Mitleid mit demjenigen zu haben, der aus Schwäche gefallen sei, anderenfalls sei man auch selbst gefallen.
74. Bei dieser Gelegenheit sagte er, dass es nichts gebe, was der Dämon mehr übel nehme, als das Gebet.
87. [ ] Wenn man vom Gebet ablasse, fehle auch die Gnade. [ ]
110. Des Weiteren sagte es, dass man, wenn man beichte, immer zuerst den Fehler oder die Schuld nennen solle, die das Gewissen belaste und worüber man sich schäme, weil auf diese Weise der Dämon mehr in Verwirrung gerate und man nennenswerte Frucht aus der Beichte ziehe.
111. Es missfiel ihm im höchsten Maße, wenn man sich selbst rechtfertige. [ ] Und er pflegte diejenigen, die sich rechtfertigen, Frau Eva zu rufen.
114. [ ] Als [ihm] am Ende seines Lebens gesagt wurde, er solle, wie der heilige Martin es tat, den Herrn mit diesen Worten bitten: Herr, wenn ich für Dein Volk nötig bin, verweigere ich die Arbeit nicht, da antwortete er sofort mit großem Geist und voller Tränen: Gott bewahre mich! Ich bin nicht von solcher Art, ich bin nicht von solcher Art, der Herr braucht mich nicht.
115. Um Frucht aus dem Leben der Heiligenviten und anderer geistlicher Bücher zu ziehen, sagte er, dürfe man nicht im Überfliegen lesen und nicht aus Neugier, sondern Stück für Stück und gewissenhaft.
126. Er sagte auch, dass man vermeiden solle, über sich selbst zu sprechen, ganz besonders im Guten. [...]
132. Er sagte auch, dass es eine sehr gefährliche Sache für geistliche Personen sei, Visionen zu ersehnen. [...]
136. Er gab auch den Hinweis, besonders an die Jugendlichen, dass sie es vermeiden sollten, die kleinen Mädchen zu umarmen und zu küssen, auch wenn es ihre Verwandten seien [...]
146. Die Zubereitung wahrer Priester zum Feiern der heiligen Messe ist, immer vorbereitet zu sein und so zu leben, dass man zu jeder Stunde zur Kommunion gehen könne.
149. Er sagte, für den Frieden und die Ruhe der Verheirateten sei es ein sehr wirksames Mittel, wenn der eine und die andere von ihnen bei ein und demselben Beichtvater beichtete, der leicht enthüllen könne, von welcher Seite der Fehler komme, und der mit Klugheit und Geschicklichkeit daran gehen könne, von ähnlichen Unruhen zu heilen, die in den meisten Fällen von übertriebener Liebe verursacht wären, die sie mit sich trügen und von Eifersucht, die einer in Bezug auf den anderen habe.
153. Er verordnete den Beichtvätern schriftlich, dass sie beim Beichtehören der Frauen, [ ] niemals ins Gesicht sehen sollten.
156. [ ] Wenn man beginne, die kleinen Fehler gering zu schätzen, dann werde das Gewissen dickhäutiger und man gehe in den Ruin.
162. Er sagte, dass die Priester einen großen Fehler machten, wenn sie, obwohl sie könnten, nicht jeden Tag zelebrierten.
164. Um die Versuchung des Fleisches zu besiegen sagte der selige Philipp, dass es fünf sehr nützliche Heilmittel gäbe: Das erste, die Gelegenheit zu fliehen; das zweite, sein Fleisch nicht mit köstlichen Speisen zu ernähren; das dritte, die Muße zu fliehen; das vierte, die Gebete zu besuchen; das fünfte, die Beichten zu besuchen mit dem Heiligen Sakrament.
STOSSGEBETE
12. Noch kenne ich dich nicht, mein Jesus, weil ich Dich nicht suche.
25. Jesus, sei mir Jesus
34. Entzünde in mir das Feuer deiner Liebe.
38. Ich möchte dich finden, mein Jesus, und finde den Weg nicht.
45. Das Wort ist Fleisch geworden, um mich vom Fleisch zu befreien.
5. Mein Jesus, vertraue mir nicht.
6. Mein Jesus, ich habe dir gesagt: Wenn du mir nicht hilfst, werde ich niemals Gutes tun.
10. Ich suche dich und finde dich nicht, mein Jesus, komm zu mir.
15. Gesegnete Liebe Frau, gebt mir Gnade, dass ich mich Eurer Jungfräulichkeit erinnere.
19. Ich habe Dich niemals geliebt und ich würde dich doch gerne lieben, mein Jesus.
20. Wenn du mir nicht hilfst, werde ich fallen, mein Jesus.
28. Lehre mich deinen Willen zu tun.
Die Texte sind dem empfehlenswerten ersten Band aus der Reihe Theologie der Spiritualität Quellen und Studien entnommen:
Philip Neri. Schriften und Maximen (italienisch-deutsch, lateinisch-deutsch)
Herausgegeben von Paul Bernhard Wodrazka, Ulrike Wick-Alda
Sankt Ottilien 2011, Paperback 391 Seiten
ISBN-: 3830674244
Euro 25,90
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