Das Jesuskind von Brooklyn

30. Jänner 2012 in Chronik


Mexikanische Traditionen helfen Einwanderern gegen ihr Heimweh - Zu Lichtmess, im Spanischen 'Candelaria', wird das Jesuskind in die Kirche gebracht - Von Gundula Schmidt-Graute (KNA)


New York (kath.net/KNA) Das Leben in New York ist hart, besonders für die mexikanischen Neueinwanderer, die oft ohne offizielle Papiere sind. Das Fest Mariä Lichtmess, das am 2. Februar begangen wird, bedeutet hier Heimat und Wärme. In ihrer Heimat, in Mexiko, ist Lichtmess ein wichtiger katholischer Feiertag. Doch die Mexikaner in New York können dafür nicht mitten im Winter nach Hause fahren. So machen sie es sich in Kälte und Schneematsch so gemütlich wie möglich.

Etwa beim traditionellen Gottesdienst in der Allerheiligen-Kirche im Stadtteil Brooklyn. Hell erleuchtet ist die Kirche am 2. Februar, anheimelnd und warm zwischen den neogotischen Säulen und den vielen Heiligenfiguren. Die Menschen sprechen leise, meist Spanisch. Auch die Kinder sind ruhig und ernst. Man sieht viele indianisch anmutende Gesichter. Die Erwachsenen tragen Körbchen oder Puppenstühlchen mit aufwändig geschmückten und gekleideten Babypuppen. Manche der Figuren haben weiße, die meisten bunte Kleider an. Es sind die Jesuskinder aus den Familienkrippen - viel größer als jene, die man in europäischen Krippen findet.

«Zu Lichtmess, im Spanischen 'Candelaria', wird das Jesuskind in die Kirche gebracht», erklärt Juan Carlos Aguirre vom mexikanischen Kulturverein 'Manoamano' ('Hand in Hand'). «Wie auch Jesus, gemäß der jüdischen Tradition, 40 Tage nach der Geburt in den Tempel von Jerusalem gebracht wurde. Das ist auch das liturgische Ende der Weihnachtszeit.» Die beginnt in Mexiko am 16. Dezember. «Man zieht bis zum 25. von Haus zu Haus und spielt damit die Herbergssuche nach», erläutert Aguirre. «Das nennt man 'Posadas' ('Gasthäuser'). Am Weihnachtstag wird das Jesuskind in die Krippe gelegt.»

Auch der Dreikönigstag ist in der lateinamerikanischen Tradition wichtig. In East Harlem, der größten hispanischen Wohngegend in Manhattan, findet eine Parade statt mit unzähligen Königen und echten Kamelen. Mexikanische Familien brechen das Brot: «rosca» wird es genannt; eine Art Hefekranz, in den eine kleine Jesusfigur eingebacken ist. Wer sie findet, ist Pate des Jesuskindleins und verantwortlich für das Einkleiden und eine eventuellen Reparatur einer älteren Krippenfigur. Zudem müssen die Paten nach der Messe ein kleines Fest in ihrem Haus geben. «Das Versteck im Brot hat natürlich auch eine Bedeutung», so der Vertreter des Kulturvereins. «König Herodes wollte ja das Kind töten, das ihm von den Weisen aus dem Morgenland als neuer König angekündigt worden war.»

An Mariä Lichtmess ist der Priester ganz in Weiß gekleidet. Es werden vor allem Marienlieder gesungen, das Ave Maria gebetet. Neugeborene werden zum Altar gebracht; der Priester segnet sie. Der größte Teil des Gottesdienstes findet in spanischer Sprache statt. «Wir bitten für die Familien, in denen Gewalt herrscht», heißt es in den Fürbitten, und: «Wir bitten für die Menschen, die von Alkohol und Drogen abhängig sind.» Das Leben in New York ist hart für die Einwander. Lichtmess bedeutet Heimat und Wärme.


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