26. Jänner 2012 in Deutschland
Der bekannte Jesuitenpater Klaus Mertes möchte erneut das Thema "Missbrauch" dafür verwenden, um die katholische Lehre zur Sexualität zu relativieren
Freiburg-Bonn (kath.net)
Der bekannte Jesuitenpater Klaus Mertes, der seit September 2011 Direktor des Kollegs St. Blasien ist, hat in einem aktuellen Interview erneut mit merkwürdigen Aussagen aufhorchen lassen. In einem Interview mit der KNA auf die Frage, was noch weitere Schritte der Aufarbeitung im Zusammenhang mit den sexuellen Missbrauchsfällen sein sollten, äußerte der Jesuit wörtlich: Dass wir nochmal genau hinhören, auf das, was die Opfer über die Kirche sagen. Uns damit weiter intensiv beschäftigen, was die systemischen Kontexte der Missbrauchserfahrungen sind. Beispielsweise sagt mir ein Opfer: Ich sehe eine Mitverantwortung der katholischen Sexualmoral für den Missbrauch, weil ich auf Masturbation mit so starker Scham und Schuldgefühlen reagiert habe und daher nicht aussprechen konnte, was mir zugefügt wurde. Für mich stellt sich daran anknüpfend die Frage: Wie können wir heute in der katholischen Religionspädagogik auf sexualethische Fragen neu eingehen? Diese Frage ist bislang nicht akzeptiert - da stehen uns noch Auseinandersetzungen bevor.
Auf die KNA-Frage, ob sich damit auch Inhalte der katholischen Sexualmoral verändern müssten, meinte Mertes wörtlich: Aus meiner Sicht eindeutig ja. Wir müssen doch beispielsweise einem Jugendlichen, der Opfer eines Übergriffs wurde und zugleich homosexuelle Lustempfindungen hatte, sagen können: Deine homosexuelle Neigung ist nicht sündig! Auch die Frage nach dem Umgang mit geistlichen Ämtern und Amtsträgern muss neu reflektiert werden. Kult um religiöse Autoritäten, Anfälligkeit für Personenkult aller Art, auch um den Papst, fördert eine Atmosphäre des verdrucksten Schweigens.
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