
19. Dezember 2011 in Aktuelles
Primas Erzbischof Duka: "Danke, Vaclav!" - Erzbischof Graubner: Ein mutiger und liebenswürdiger Mensch, "der nicht für sich selbst lebte, sondern für die anderen"
Prag (kath.net/KAP) Die Bischöfe der Tschechischen Republik haben in Reaktion auf das Ableben des früheren Staatspräsidenten Vaclav Havel dessen Lebenswerk und Lebensbeispiel gewürdigt. Der Prager Erzbischof und böhmische Primas Dominik Duka dankte am Sonntag in einer Stellungnahme dem Verstorbenen "für die Möglichkeit eines Lebens in Freiheit und für die Erneuerung des gesamtkirchlichen Lebens". Er glaube, so der Erzbischof, seine Worte hätten darüber hinaus "im Geist der Ökumene Gewicht für alle, die sich auf Jesus Christus berufen".
Seine Worte, so der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz, würden aber auch "dem Freund und Mithäftling" Vaclav Havel gelten. Mit diesem, so Duka in einer persönlichen Erinnerung, ende seinem eigenen Urteil nach "auch eine der schönsten Lebensetappen, deren untrennbarer Bestandteil Vaclav und seine mutige Haltung geworden" seien. Er glaube aber, "dass die Etappe nicht zu Ende" sei. Und Erzbischof Duka fügte hinzu: "Danke, Vaclav!"
Wie das Pressezentrum der Tschechischen Bischofskonferenz hinzufügt, waren Vaclav Havel und Dominik Jaroslav Duka im Jahr 1981 gleichzeitig im Gefängnis von Bory in Pilsen inhaftiert. Zwar hätten sie keine gemeinsame Zelle geteilt, einander jedoch "kennengelernt, sich angefreundet und sich regelmäßig zu Gesprächen über gesellschaftliche, menschliche und religiöse Fragen getroffen".
Am Sonntagabend begab sich Erzbischof Duka zum Veitsdom, um eigenhändig um 18 Uhr die Domglocke zu läuten, woraufhin die Glocken aller Kirchen und Kapellen im ganzen Land erklangen. Am Montag um 10 Uhr Vormittag wird sich der böhmische Primas gemeinsam mit Staatspräsident Vaclav Klaus, Senatspräsident Milan Stech und der Präsidentin des Abgeordnetenhauses Miroslava Nemcova im Rothmayer-Saal der Prager Burg in eines der Kondolenzbücher eintragen.
Duka erinnerte in seiner Stellungnahme auch an sein letztes Gespräch mit Havel bei der Vorbereitung einer Fernsehsendung für den Neujahrstag 2012. Dabei hätten sie über Visionen für die Zukunft gesprochen. Jetzt sei "zum Ende des Advents jener zu ihm - Havel - gekommen, über den wir zusammen so viel geredet haben". Es gelte Havels Wort bei der letzten Begegnung: "Mir ist nicht wohl, aber wir wissen, dass Er ist." Die am 11. November in der Dachgeschoßwohnung des Prager Erzbischöflichen Palais aufgenommene Sendung des öffentlich-rechtlichen Senders CT1 soll jetzt am Begräbnistag Havels ausgestrahlt werden.
Auch der Metropolit der mährischen Kirchenprovinz, der Olmützer Erzbischof Jan Graubner, hat in einer Erklärung Vaclav Havels gedacht. Verschiedene persönliche Begegnungen hätten in ihm den "Eindruck eines mutigen und liebenswürdigen Menschen hinterlassen, der nicht für sich selbst lebte, sondern für die anderen, für das Gemeinwohl". Deshalb habe er "über die Fähigkeit verfügt, heranzuziehen und zu führen". Der "unermüdliche Sucher nach Freiheit, Wahrheit und Schönheit" habe es verstanden, "in den wichtigsten Augenblicken der neuzeitlichen Geschichte unseres Landes in vielen Menschen den Glauben zu wecken, dass Wahrheit und Liebe siegen werden", so Graubner.
Der ehemalige tschechische Staatspräsident und frühere Dissident Vaclav Havel war am Sonntag früh im Alter von 75 Jahren verstorben. Havel starb "im Schlaf" in seinem Wochenendhaus in Hradecek in der Nähe der nordtschechischen Stadt Trutnov (Trautenau) im Beisein seiner Ehefrau Dagmar Havlova und einer Krankenschwester, die dem Orden der Borromäerinnen angehört.
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