Forscher testen Wirkung von Weihrauch gegen Multiple Sklerose

2. Dezember 2011 in Chronik


Jetzt wollen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Berliner Charite erstmals in einer klinischen Studie erforschen, ob ein Extrakt aus dem Harz der duftenden Pflanze gegen Multiple Sklerose (MS) helfen kann


Hamburg (kath.net/KNA) Aus vielen Religionen ist Weihrauch nicht wegzudenken. Jetzt wollen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Berliner Charite erstmals in einer klinischen Studie erforschen, ob ein Extrakt aus dem Harz der duftenden Pflanze gegen Multiple Sklerose (MS) helfen kann. Für die einjährige Studie würden noch MS-Patienten zwischen 18 und 65 Jahren gesucht, sagte der stellvertretende Direktor des Instituts für Neuroimmunologie und Klinische Multiple Skleroseforschung am UKE, Christoph Heesen, dem «Hamburger Abendblatt» (Freitag).

Anders als viele Medikamente gegen Multiple Sklerose habe Weihrauch kaum Nebenwirkungen, so Heesen. Aus Studien bei anderen Krankheiten wie etwa Rheuma und Darmerkrankungen sei bekannt, dass die Pflanze offensichtlich das Immunsystem beruhige. Dies sei bei der Autoimmunerkrankung MS ein entscheidender Faktor. Bei MS greife das Immunsystem körpereigenes Gewebe an, so der Mediziner. So komme es zu Entzündungsherden im Gehirn und im Rückenmark, die bei Patienten Seh- und Sprachstörungen, Lähmungen und Empfindungsstörungen auslösen können.

Nach Annahme der Wissenschaftler hemmt Weihrauch die Bildung von entzündungsfördernden Botenstoffen und Enzymen. Möglicherweise schütze der Weihrauch auch direkt die Nervenzellen. Experimente mit Zellkulturen hätten erste Hinweise auf eine solche Wirkung erbracht. Diese sogenannte neuroprotektive Wirkung wäre ein echter Fortschritt, so Heesen. «Wir können mit den jetzigen Medikamenten zwar ziemlich gut die Entzündung kontrollieren. Aber wir haben keine Möglichkeit, die Nerven zu schützen und die Regeneration zu fördern. Das wäre eigentlich die Aufgabe der MS-Forschung in den kommenden 50 Jahren», erklärte der Mediziner.

Sollte sich die Studie als erfolgreich herausstellen, könnten von Weihrauchpräparaten vor allem Patienten in der Anfangsphase oder mit einer milden MS-Form profitieren. Infrage käme die Therapie auch für Patienten mit «gutartigen» Verläufen der Nervenkrankheit. Heesen: «Das sind Patienten, die auch 20 Jahre nach Beginn der Erkrankung kaum Beeinträchtigungen haben.»

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