Wenn der ORF bei Pfarrern herumfragt...

12. November 2011 in Kommentar


Wo ORF Religion draufsteht, ist Zulehner drin, ist Schüller drin. Spätestens jetzt kann man Berichte des „STAATSfunks“ über die katholische Kirche ignorieren. Ein KATH.NET-Gastkommentar von Bettina Rahm / Pfarre Zell am Ziller.


Salzburg (www.kath.net)
70 Prozent der Pfarrer Österreichs unterstützen (zumindest teilweise) die Anliegen der Pfarrer-Initiative, die - bekannt durch ihren medial omnipräsenten Anführer Pfarrer Schüller- zum Ungehorsam gegen die Kirche aufgerufen hat. Solche Schlagzeilen musste sich der ORF Zuschauer diese Woche wieder um die Ohren hauen lassen.

Dass der ORF als Auftraggeber einer Studie, in der 500 österreichische Pfarrer zu ihrer Haltung zu verschiedenen Forderungen so mancher selbst ernannten Reformer befragt wurden, auftritt und diese von seinem Haus- und Hoftheologen Professor Zulehner durchführen lässt, ist eine skandalöse Einmischung in innerkirchliche Angelegenheiten mit dem vorrangigen Ziel, jene Ergebnisse zu erhalten, die die Zulehner’schen und Schüller’schen Theorien als mehrheitsfähig dastehen lassen.

Trotzdem können wir alle etwas daraus lernen: Jede Umfrage kann so durchgeführt werden, dass das herauskommt, was man will. Dazu müssen einerseits die „Richtigen“ befragt werden (offenbar hat eine große Zahl von romtreuen Priester die Teilnahme abgelehnt) und andererseits die Fragen „richtig“ gestellt sowie die Antworten „richtig“ interpretiert werden.

Wo ORF Religion draufsteht ist Zulehner drin, ist Schüller drin. Spätestens jetzt kann man ohne schlechtes Gewissen Berichte des „STAATSfunks“ über die katholische Kirche ignorieren und sich in anderen Medien informieren.

Die jungen Priester sind anders. Zum wiederholten Mal hat eine Zulehner-Studie gezeigt, dass die jungen Priester den Reformvorschlägen (die in Wirklichkeit keine Reformen sind) der 68er Priestergeneration ablehnend gegenüber stehen. 28 Prozent der Befragten lehnten die Reformvorschläge welche nicht im Einklang mit der katholischen Lehre sind ab, nach Altersgruppen aufgeteilt, zeigt sich, dass diese Ablehnung auf 51 Prozent der unter 40-Jährigen, aber nur auf 17 Prozent der 61-70-Jährigen zutrifft. Mit diesen Zahlen vermittelt die Studie – wenn auch wohl von den Urhebern unbeabsichtigt – doch Hoffnung für die Zukunft, es kommt eine neue Priestergeneration: wahrhaft Geistliche.

Einige Fragen bleiben aber doch noch offen:

Wenn von 500 Befragten 70 Prozent die Pfarrerinitiative bzw. deren Ideen und Anliegen unterstützen (und so kommt es in der Berichterstattung bei den Menschen an), wären das 350 Priester. Zählt man die Mitglieder und Unterstützer der Pfarrerinitiative zusammen sind es 361 Priester. Es werden doch wohl nicht gerade die angerufen und befragt worden sein? Und wenn nicht, warum unterschreiben dann diejenigen, die am Telefon so reformfreudig tun, nicht auch, wenn doch die Bischöfe ohnehin so kooperativ sind und keinerlei Sanktionen beabsichtigen?

Und was wäre, wenn tatsächlich 70 Prozent aller österreichischen Priester die Lehre der Kirche nicht mehr mittragen würden? Würden die Bischöfe aus ihrer Ohnmacht erwachen und klare Verhältnisse schaffen? Würde sich die österreichische Kirche von Rom abspalten? Würde Paul Zulehner Papst von Österreich?

Wie immer man auf diese Fragen antwortet, die eigentliche Frage für jeden einzelnen von uns ist: Bist du auf der Seite der Mehrheit oder bist du auf der Seite der Wahrheit?


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