Vatikan reagiert gelassen auf Schließung der irischen Botschaft

4. November 2011 in Aktuelles


Vatikansprecher Federico Lombardi: Was zähle, seien die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Staaten, und diese stünden im Fall Irlands nicht in Frage.


Rom/Dublin (kath.net/KNA) Der Vatikan hat gelassen auf die Schließung der irischen Botschaft beim Heiligen Stuhl reagiert. Was zähle, seien die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Staaten, und diese stünden im Fall Irlands nicht in Frage, heißt es in einer Erklärung von Vatikansprecher Federico Lombardi vom Donnerstagabend. Man habe die Entscheidung der Regierung in Dublin «zur Kenntnis genommen». Es stehe jedem Staat selbstverständlich frei, mit Rücksicht auf seine Möglichkeiten und Interessen zu entscheiden, ob sein Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom oder in einem anderen Land residiere.

Irlands Kardinal Sean Brady kritisierte die Entscheidung scharf. Er betonte in seiner Stellungnahme die besondere Bedeutung des Vatikan mit Blick auf internationale Beziehungen sowie die jahrhundertealte Verbindung des irischen Volkes mit dem Heiligen Stuhl. Er hoffe, dass die für beide Seiten positive Kooperation trotz des «bedauernswerten Schrittes» auf Basis eines gemeinsamen Bekenntnisses zu Gerechtigkeit, Frieden, internationaler Entwicklung und Sorge für das Allgemeinwohl fortgesetzt werden könne. Darüber hinaus äußerte er die Hoffnung, dass die irische Regierung ihre Entscheidung so bald wie möglich überdenke.

Das irische Außenministerium hatte am Donnerstag die Schließung der Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom sowie seiner diplomatischen Vertretungen im Iran und Osttimor bekanntgegeben. Zur Begründung verwies das Außenministerium auf Sparzwänge im Zuge des Rettungspakets von EU und Weltwährungsfonds für Irland. Das Land wird künftig von einem seiner Botschafter in einer anderen Hauptstadt zusätzlich beim Heiligen Stuhl vertreten.

Zuletzt war es zu diplomatischen Verstimmungen zwischen dem Vatikan und Dublin gekommen, nachdem Ministerpräsident Enda Kenny dem Vatikan öffentlich vorgeworfen hatte, er habe noch bis 2008 die Verfolgung von Straftaten in Irland ins Leere laufen lassen. Anlass war die Veröffentlichung eines Berichts über Fälle sexuellen Missbrauchs im irischen Bistum Cloyne. Der Vatikan wies die Vorwürfe in einem Schreiben an die Regierung zurück. Medien mutmaßten, die Schließung der Botschaft könne in Zusammenhang mit diesen diplomatischen Verstimmungen stehen.

Der Posten des irischen Botschafters beim Heiligen Stuhl in Rom war schon seit Juni vakant. Mit der Schließung der Botschaft wurde in diplomatischen Kreisen in Rom schon seit längerem gerechnet. Die Mehrheit der Botschafter beim Heiligen Stuhl, vor allem jene kleinerer Länder, residiert nicht in Rom, sondern in Paris, London oder Wien. Die Akkreditierung von Diplomaten, die zugleich Botschafter in Italien sind, lehnt der Vatikan prinzipiell ab.

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