Pfarrer von Kopfing: Die Diözese Linz braucht ein Befreiungsgebet

20. September 2011 in Interview


...damit sie endlich das Evangelium Jesu frei und ohne Angst und relativistische Verwirrung verkünden kann. - KATH.NET-Interview mit P. Andreas Skoblicki über den Rauswurf


Linz (kath.net/rn) Der Rauswurf des beliebten polnischen Priesters Andreas Skoblicki aus der Diözese Linz erregt die Gemüter, die Tageszeitung die "Presse" spricht von einer "ungewöhnlich harten Entscheidung" des Linzer Bischofs. In Kopfing selbst sind viele Gläubige betroffen. Bei nicht wenigen Gläubigen und insbesondere auch bei einigen Mitgliedern des Pfarrgemeinderates, die den Pfarrer unterstützt haben, flossen bei der Bekanntgabe der Entscheidung des Bischofs die Tränen. Pfarrer Skoblicki erzählte gegenüber KATH.NET, dass er bis zum heutigen Tag keine Beweise für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe gesehen habe. Nicht einmal Kopien von angeblichen Protestbriefen hat man ihm von Seiten des Bischofs übermittelt. Seine Kritiker, die die Kampagne gegen ihn angezettelt hätten, seien dem polnischen Pfarrer zufolge praktisch nie in der Pfarrkirche zu sehen.

Wie es jetzt in der Pfarrei Kopfing weitergeht, ist völlig unklar. Skoblicki hatte dort in den letzten Jahren eine blühende Pfarre mit viel Gebet aufgebaut, eine Pfarre, in der beispielsweise auch neue Jugendgebetsgruppen entstanden sind. Der Pfarrer kündigt gegenüber KATH.NET an, dass er die Diözese auf jeden Fall verlassen und vorerst nach Polen zurückgehen möchte.

KATH.NET: Sie müssen jetzt plötzlich binnen weniger Tage die Pfarre Kopfing verlassen. Was sagen Sie dazu?

P. Andreas Skoblicki: Es ist natürlich für mich und für viele Menschen in der Pfarrei eine Überraschung. Anscheinend gilt in meinem Fall die Kündigungsfrist nicht. Der Vertrag wurde im Jahr 2010 von der Diözese Linz bis 2014 verlängert.

KATH.NET: Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz meint in der Begründung folgendes: "Andererseits ist es ihm jedoch nicht gelungen, die zugleich bei vielen Menschen entstandenen Einwände, Konflikte und Ängste soweit auszugleichen, dass ein versöhntes Miteinander in Kopfing möglich ist, wie es einer christlichen Pfarrgemeinde – auch als Zeichen für die gesamte Öffentlichkeit – gut ansteht". Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?

P. Andreas Skoblicki: Ich verstehe diese Aussage nicht. Ich habe mit niemandem Konflikte gehabt oder Ängste geweckt. Mein einziges Ziel war es, "Christus als den Gekreuzigten“ und „Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit" (1 Kor 1,23; 25) zu verkünden. Alles andere ist mir zugeschrieben. Ich bin über das Auftreten der Leute, die gegen mich agitiert haben, sehr verwundert. Ich habe nur auf die Zehn Gebote und die Glaubenswahrheiten der Kirche hingewiesen.

Ich habe im Auftrag des früheren Linzer Bischofs Maximilian Aichern und später dann des Bischofs Ludwig Schwarz die Leute bei den Predigten und unter vier Augen ermahnt, die Eucharistie als die Gegenwart des Herrn Jesu, als sein Leib und Blut zu sehen, und sie daran erinnert, dass man keine Hl. Eucharistie in einem Zustand der schweren Sünde empfangen könne. Ich habe auch immer gesagt, dass die Einheit ein Werk des Heiligen Geistes ist und immer Frucht der Gegenwart Jesu in allen Herzen der Menschen.

Sehr treffend hat das der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel in Rom am 29. Juni 2004 gesagt: "Die Einheit der Kirchen ist nicht eine weltliche Einheit gleich der Einheit von Staaten. Die Einheit, die die Kirchen erhoffen, ist eine geistliche Suche, die darauf abzielt, gemeinsam die geistliche Einheit mit der Person unseres Herrn Jesus Christus zu leben. Sie wird kommen, wenn wir alle »den Geist Christi«, »die Liebe Christi«, »die Treue Christi«, »die Demut Christi«, »die Opferbereitschaft Christi« haben werden, und allgemein, wenn wir all das, was Christus eigen ist, so leben, wie er es gelebt hat, oder wenn wir zumindest aufrichtig das Verlangen haben, so zu leben, wie er es von uns erwartet."

Wir alle sollen auch nicht vergessen, was der Herr Jesus gesagt hat: "Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet" (Mt 5, 11). Genau so haben mich auch die Aktivisten behandelt! Trotzdem habe ich eine Lydia, eine Frau aus dieser Gruppe, sogar zu Hause besucht. Ich habe ihr gesagt, dass, wenn sie meine, dass ich sie verletzt habe, ich sie um Verzeihung bitte. Ich habe dies fünf Mal beim Gespräch wiederholt. Sie hat mir geantwortet, dass sie darüber nachdenken müsse. Als Folge haben sie dann Unterschriften gesammelt, sogar von Kindern ab 13 Jahren.

KATH.NET: In der Diözese Linz geschieht Priestern, die mehr oder minder offen eine Freundin haben oder die Anordungen von Rom ignorieren, de facto wenig bis nichts. Haben Sie das Gefühl, dass man in der Diözese Linz als romtreuer Priester noch fair behandelt wird?

P. Andreas Skoblicki: Meine Antwort auf diese Frage finde ich beim hl. Paulus im zweiten Brief an Timotheus: "So werden alle, die in der Gemeinschaft mit Christus Jesus ein frommes Leben führen wollen, verfolgt werden." (2 Tim 3, 12) Viele Menschen sprechen von Rom. Wir werden aber nicht in Rom, sondern vor Gottes Thron Rechenschaft geben müssen. Mir ist wenig wichtig, ob ich fair oder nicht fair behandelt werde, sondern dass ich immer mehr die Vorsehung Gottes und seinen Wille kennenlerne. Lesen wir Hebr 4, 13: "Vor ihm bleibt kein Geschöpf verborgen, sondern alles liegt nackt und bloß vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft schulden".

Daher sollten wir alle Abenteuer, ob gute oder schlechte, immer im Blick auf das Ende unseres Weges betrachten und sehen, ob wir gut oder vergeblich laufen. Ich weiß, dass das eine Gnade Gottes ist, die erst nach der Umkehr zugänglich ist.

KATH.NET: Andere romtreue Priester aus der Diözese Linz befürchten jetzt, dass ihnen in Zukunft ein ähnlicher Rauswurf blühen wird, wenn gewisse Aktivisten und Medien hier eine Kampagne starten. Was möchten Sie diesen Priestern sagen?

P. Andreas Skoblick: Bleibt treu! "Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn." (Mt 10, 24). Bleibt einfach dem Herrn Jesus treu. Folgt Ihm nach! Er gibt uns alles, was wir brauchen, und er will dass wir täglich nur auf seine Stimme hören.

KATH.NET: Was für Pläne haben Sie jetzt für die Zukunft?

P. Andreas: Skoblicki: Ich möchte heilig sein!!!

Was wünschen Sie der Diözese Linz?

P. Andreas Skoblicki: Dass sie ihre vielen Möglichkeiten und Ressourcen zum Guten nützt und dass sie sich endlich von der Last der Vergangenheit durch ein Befreiungsgebet oder Sühne trennt und frei das Evangelium Jesu Christi, ohne Angst und relativistische Verwirrung, den Menschen verkündet. Außerdem wünsche ich der Diözese, dass sie auf Petrus, den Papst, hört. Ich danke der Diözese auch, dass ich hier wirken durfte. So konnte ich hier eine mein Leben bestimmende Bekehrung erfahren und konnte die tiefe Nähe Gottes und sein Erbarmen erleben.

KATH.NET: Herzlichen Dank für das Interview und Gottes Segen für Ihre Zukunft!


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KathTube: Katechese zum Fest der Barmherzigkeit 2011




kathTube: Die Predigt von Pfarrer Skoblicki beim Barmherzigkeitsfest 2011 am 1. Mai in voller Länge:



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