Die Kirche sieht in den jungen Menschen eine Ikone Jesu Christi

18. Juli 2011 in Jugend


Bischof Kapellari zum Abschluss des Jugendtreffen in Pöllau: Viele junge Leute haben hier erfahren, dass es schön ist ein katholischer Christ zu sein und dass es viele Gleichaltrige gibt, die einem dabei helfen.


Pöllau (kath.net)
Kath.Net dokumentiert die Predigt beim Jugendtreffen in Pöllau am 17. Juli 2011 von Bischof Egon Kapellari zum Abschluss des Jugendtreffens in Pöllau:

Liebe junge Christen, Brüder und Schwestern und in Eurer Mitte liebe Priester, Ordensfrauen und Ordensmänner und liebe Gastgeber aus der Pfarre Pöllau!

Zum 20. Mal hat es heuer in Pöllau ein Jugendtreffen gegeben, das mit diesem sonntäglichen Gottesdienst seinen feierlichen Abschluss hat. Jedes dieser Treffen war vergleichbar mit einem kleinen Kraftwerk, von dem viel spirituelle Energie ausgeht: Energie, die vor allem jungen Leuten hilft, wirklich lebendige Menschen und Christen zu sein und zu bleiben.

Die vier Evangelien der Heiligen Schrift erzählen von Begegnungen vieler Menschen mit Jesus Christus in den ungefähr drei Jahren seines öffentlichen Wirkens bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung. Es waren Menschen aller Lebensalter und sehr unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft. Und es waren darunter besonders auch Kinder und Jugendliche. Jesus war und bleibt auch heute für alle da, die ihn suchen: für Junge und Alte, für Arme und auch für jene reichen Leute, deren Herz nicht hart geworden ist. Aus dieser großen Schar hat Jesus einige junge Menschen in seine besondere Nähe gerufen: die zwölf Apostel und andere Jünger und auch andere Frauen wie die Schwestern des Lazarus und Maria Magdalena. Und Jesus hat schließlich sein irdisches Leben, anders als Buddha, Mohammed und Laotse – als junger Mensch beendet. Das letzte Bild des menschgewordenen Gottes zeigt uns daher ein jugendliches Antlitz. Das ist eine bleibende Inspiration für die Kirche. Die Kirche ist ein Haus für alle Lebensalter. Sie darf niemanden und keine Gruppe auf Kosten aller anderen massiv bevorzugen. Aber die Kirche sieht in den jungen Menschen grundsätzlich so etwas wie eine Ikone Jesu Christi.

Liebe hier versammelte junge Christen, Brüder und Schwestern! Jeder, jede von Euch ist grundsätzlich so eine Ikone, ein Bild Jesu Christi. Dieses Bild kann freilich leicht entstellt und im schlimmsten Fall sogar zerstört werden. Allen einfühlsamen älteren Mitmenschen und schon gar älteren Mitchristen muss es bitter weh tun, wenn sie erfahren, erleben, dass Kinder und Jugendliche in vielen Ländern der Erde in ihrem Leben gemindert oder sogar des Lebens beraubt werden durch Krieg, Hunger, Drogen, durch alle Varianten von Missbrauch und durch die Aushöhlung und Zerstörung jener Werte und Ideale, die mit einem christlichen Menschenbild untrennbar verbunden sind.

Die Kirche darf sich jungen Menschen nicht anbiedern und sie darf keinen Kult mit der Jugend betreiben, wie es manche Kräfte in unserer Gesellschaft im Dienst oft recht vordergründiger Interessen tun. Aber die Kirche weiß, dass jeder junge Mensch, jedes Kind eine Hoffnung ist, die Gott ihr und der ganzen Gesellschaft anvertraut hat. Und die Kirche weiß um die Gefährdungen und Verletzungen, denen diese jungen Ikonen Jesu Christi weltweit und auch bei uns ausgesetzt sind.

Daher gibt es in unserer katholischen Weltkirche und in der Christenheit überhaupt unzählige Familien, die in ihren Kindern ein Geschenk und einen Auftrag von Gott sehen. Und es gibt unzählige Gemeinschaften und Institutionen, die sich dem Schutz, der Entfaltung und der Heilung junger Menschen besonders widmen. Allen diesen jungen Menschen sollen wir verstehbar machen, dass sie nicht nur von Menschen, sondern über all das hinaus von Gott geliebt sind.

Viele junge Menschen in Europa, darunter auch viele, die christlich getauft sind, haben aus unterschiedlichen Gründern nur eine schwache Beziehung zu Gott. Damit dürfen wir uns als Kirche nicht abfinden. Und damit hat sich besonders der große Papst Johannes Paul II. nicht abgefunden und deshalb hat er auch die Weltjugendtage eingeführt als große Foren für weltweite Begegnungen junger Christen und auch junger Menschen, die Gott, Christus noch nicht gefunden haben, aber ernsthaft suchen. Papst Benedikt XVI. setzt diese Tradition fort und hat für dieses Jahr nach Madrid eingeladen. Es ist erfreulich, dass auch viele junge Leute aus Österreich und besonders auch aus der Steiermark in Madrid mit dabei sein und die Buntheit und Lebendigkeit unserer großen Weltkirche erleben werden.

Und ich hoffe, dass sie nachhaltige Impulse für ihr Leben und ihren katholischen Glauben aus Spanien mitnehmen können. Die Weltjugendtreffen, von denen ich einige als damaliger Jugendbischof miterlebt habe – so in Rom, Tschenstochau, Santiago di Compostela und schon von Graz aus auch in Köln – waren und sind vergleichbar mit großen Kraftwerken, aus denen jeweils rund einer Million junger Menschen viel Lebens- und Glaubensenergie zuteil geworden ist.

Gleiches gilt in freilich sehr viel kleinerem Maße für die nun schon zwanzig Pöllauer Jugendtreffen und auch für die parallel dazu veranstalteten Pöllauer Familientreffen. Wir wissen nicht, wie viel Segen im Ganzen bisher von hier ausgegangen ist, aber gewiss war es viel.

Viele junge Leute haben hier erfahren, dass es schön ist ein katholischer Christ zu sein und dass es viele Gleichaltrige gibt, die einem dabei helfen. Mensche junge Menschen sind hier auch in ihrem Wunsch bestärkt worden Priester, Ordensmann oder Ordensfrau zu werden. Vielleicht sind auch diesmal einige hier, die diesen Weg gehen wollen. Begleiten wir sie in Mitfreude und mit unserem Gebet.

Liebe junge Christen! Im Evangeliumstext der heutigen Messe habe wir das Gleichnis von einem Sämann gehört, der Weizen auf seinen Acker sät. Dieser Acker ist die Welt, ist heute unsere Gesellschaft, ist besonders unsere Kirche und ist für jeden von uns auch das eigene Herz. Auf diesem Acker wächst auch Unkraut, und der Weizen ist oft in Gefahr, vom Unkraut erstickt zu werden.

Jedem von uns ist ein Stück Land auf dem riesigen Acker der Welt und der Kirche anvertraut zum Kultivieren dessen, was hier an Gutem ausgesät ist und einer guten Ernte entgegenreifen soll. Jeder muss lernen, zwischen Unkraut und Weizen zu unterscheiden. Das ist eine Aufgabe vor allem für die Jahre der Jugend und junge Menschen brauchen mehr als ältere die Hilfe anderer, damit das gelingt. Die Jugendtreffen in Pöllau und in Madrid können dazu wichtige und nachhaltige Impulse geben. Diese Impulse brauchen freilich eine Nacharbeit daheim, wo Ihr die längste Zeit des Jahres lebt: daheim in der Familie, in der Pfarre, in der Jugendgruppe bei den Lorettos, bei der Emmanuelbewegung und anderen Frischzellen im Leib der Kirche.

Liebe junge Christen! Am Schluss dieser schon ziemlich langen Predigt gebe ich Euch einige Wünsche mit auf den Weg und ich werde darum beten, dass diese Wünsche sich auch erfüllen. Ich wünsche Euch, dass Ihr ernsthafte und zugleich fröhliche Menschen und Christen sein könnt, intelligent und auskunftsfähig über den christlichen Glauben, nicht arrogant aber selbstbewusst, einfach aber ohne schreckliche Vereinfachungen. Ich wünsche Euch Begleiter – Priester und Laienchristen – die Euch helfen, Euren Platz in der Mitte der Kirche zu finden, dort, wo Christus ist und seine Arme nach beiden Seiten hin ausbreitet, und nicht an einander entgegen gesetzten Rändern der Kirche, wo es entweder zu wenig Tiefe oder zuwenig Breite gibt. Ich wünsche Euch heilige Vorbilder wie den verstorbenen Papst, die Mutter Teresa, den Kardinal Newman, Don Bosco, Edith Stein, Philipp Neri, um nur einige von den vielen zu nennen, die es gibt. Ich freue mich darüber, dass es Euch gibt, und hoffe für Euch auf eine gesegnete Zukunft inmitten einer instabilen Welt.

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