Islam und Christentum

24. August 2002 in Österreich


Der Dialog zwischen den Religionen ist nur im Zeichen der Wahrheit sinnvoll. GASTKOMMENTAR VON NORBERT LESER in der PRESSE "Wo er recht hat, hat er recht" (N. Leser über die Anmerkungen von Bischof Krenn zum Islam)


Man muß nicht mit allem einverstanden sein, was Bischof Krenn von sich gibt, aber wo er recht hat, hat er recht. Seine Äußerungen zum Islam sind jedenfalls wert, bedacht und nicht vorschnell als "Verleumdungen" abgetan zu werden.

Es ist meines Erachtens jedenfalls nicht redlich, die Frage des Verhältnisses zwischen Christentum und Islam unter Ausklammerung der Wahrheitsfrage und der tatsächlich bestehenden Differenzen, die man nicht schönreden sollte, zu behandeln und sich kurzlebigen Illusionen hinzugeben. In aller gebotenen Kürze lassen sich die folgenden Tatsachen und Schlußfolgerungen festhalten:

[*] Das Christentum ist durch das Beispiel des Gründers und im Zeichen des Kreuzes groß geworden. Die kleine jüdische Sekte, die die Christen ursprünglich darstellten, beerbte das römische Weltreich nicht durch Gewalt, sondern durch das Beispiel ihres Herrn und Meisters, durch die vorbildliche Liebes- und Lebensgemeinschaft der Urgemeinden und durch das Blut der Märtyrer. Das Christentum hatte und hat der Menschheit nicht nur einen gottgefälligen Menschen mehr, sondern die Inkarnation Gottes in einem Menschen anzubieten.

Der große Schweizer Psychologe C. G. Jung hat gezeigt, daß im menschlichen Seelenleben und in der Menschheitsgeschichte der Archetypus des Gottmenschen existiert, der in Christus Gestalt angenommen hat. Das Christentum hat sich nicht zuletzt deshalb so rasch ausgebreitet, weil es diese urmenschliche Sehnsucht durch sein Angebot befriedigt.

[*] Der Islam ist Jahrhunderte nach dem Christentum aufgetreten und hat weniger zu bieten, nämlich nur einen Propheten. Dieser Prophet ist von allem Anfang an im Wege der Eroberung durch Feuer und Schwert aufgetreten und groß geworden. Das Christentum ist seinem Wesen nach eine Kreuzes-, der Islam eine Schwertreligion.

[*] Der Islam glaubt zwar auch an einen Schöpfergott, billigt aber dem nach dem Ebenbild Gottes geschaffenen Menschen keine von den Pflichten gegenüber Gott ableitbaren Rechte zu. Es ist daher kein Zufall, daß alle Impulse zur Kodifikation der Menschenrechte von genuin christlichen oder säkularisiert christlichen Wurzeln ausgegangen sind und ein Dauergeschenk des Christentums an die Menschheit darstellen, das alle historischen Deformationen in der Geschichte des Christentums aufwiegt.

Die christliche Lehre verkündet wenigstens prinzipiell, daß niemand zur Annahme des Glaubens gezwungen werden darf und auch jeder die Freiheit haben muß, den Glauben zu verlassen, während der Islam wenigstens prinzipiell die Todesstrafe für den Abfall vom Glauben vorsieht.

[*] Aufgrund der zeitlichen und inhaltlichen Nachrangigkeit des Islam, der Christus zwar als Propheten gelten läßt, wie in der Geschichte des Christentum die Arianer, ihm aber die Göttlichkeit abspricht und hinter den christlichen Anspruch zurückfällt, ist der Islam vom christlichen Standpunkt aus nur eine große christliche Häresie.

Wer vor diesen Tatsachen und Differenzen die Augen verschließt, erweist einem echten Dialog, der nur im Zeichen der Wahrheit möglich ist, einen schlechten Dienst.

Wir Christen sollten uns wenigstens vom Islamwissenschafter und Moslem Professor Tibi belehren lassen, sich keiner Täuschung über das Ziel der Islamisierung hinzugeben und einem bloßen Wunschdenken zu verfallen.

Quelle und Copyright: Die Presse

Der Autor ist emeritierter Universitätsprofessor und leitet das Boltzmann-Institut für neuere österreichische Geistesgeschichte.

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