17. August 2002 in Weltkirche
Ayub Masih sollte wegen Beleidigung des Islam hingerichtet werden
Lahore/Frankfurt am Main (kath.net/idea)
Nach fast sechsjähriger Haft, davon über vier Jahre in der Todeszelle, ist der pakistanische Christ Ayub Masih am 15. August vom Obersten Gerichtshof in Lahore vom Vorwurf der Blasphemie freigesprochen worden. Das teilte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main mit. Dem 34jährigen Familienvater war 1996 von einem muslimischen Nachbarn die Beleidigung des Propheten Mohammed vorgeworfen worden. Im April 1998 war Ayub Masih von einem Gericht in der Stadt Sahiwal deshalb zum Tode verurteilt worden. Wie IGFM-Sprecher Martin Lessenthin mitteilt, ist die Menschenrechtsorganisation auch nach dem Urteil in Sorge um das Leben Masihs, da nicht selten islamische Extremisten auf die Freigesprochenen Anschläge verüben. So wurde der Christ Manzoor Masih am 5. April 1994 nach einer Gerichtsverhandlung in Lahore erschossen. Ayub Masih war selbst schon am 6. November 1997 vor einer Gerichtsverhandlung durch Schüsse schwer verletzt worden. Eine geheime Unterbringung und ein sofortiger Auslandsaufenthalt sind nach Auffassung der IGFM angeraten. Sie fordert ferner die getrennte Unterbringung von Blasphemieangeklagten und islamischen Extremisten in den Gefängnissen. Die Zahl der inhaftierten Islamisten ist wegen des Vorgehens der pakistanischen Regierung gegen Terroristen stark gewachsen. Am 11. Juni wurde der wegen Blasphemie angeklagte gemäßigte Moslem Yousuf Ali von einem Mitgefangenen “im Namen des Islam” erschossen. Die IGFM appelliert auch an den pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf, das seit 1991 gültige Blasphemiegesetz aufzuheben. Von den 140 Millionen Pakistani sind 97 Prozent Moslems und zwei Prozent Christen.
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