Wigratzbad: Rimmel von Abberufung 'vollkommen überrascht'

24. Mai 2011 in Deutschland


Der Direktor von der Gebetsstätte wurde durch Augsburger Bischof abberufen: „Ich wäre sehr gerne in Wigratzbad geblieben, aber ich gehe im Gehorsam“. Kath.net dokumentiert Rimmels Stellungnahme im Wortlaut.


Augsburg (kath.net)
Thomas Maria Rimmel, der Wallfahrtsdirektor der Gebetsstätte Wigratzbad, hat in einer aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Wigratzbad aktuell" eine umfassende Erklärung zu seiner Abberufung als Wallfahrtsleiter veröffentlicht. Wie kath.net berichtet hat, wurde Rimmel nach 12 Jahren Tätigkeit als Leiter der Gebetsstätte Wigratzbad von Bischof Konrad Zdarsa abberufen. Rimmel schrieb dazu, das er nicht verschweigen möchte, dass mich die Abberufung durch unseren Bischof Dr. Konrad Zdarsa "vollkommen überrascht und sehr getroffen" hat. Ich wäre sehr gerne in Wigratzbad geblieben, aber ich gehe im Gehorsam und im Vertrauen auf die liebende Vorsehung Gottes.“

Beim ersten Besuch des neuen Bischofs von Augsburg in Wigratzbad bekräftigte dieser nach Auskunft Rimmels „mir gegenüber mehrfach, ich sei der richtige Mann für diese Gebetsstätte. Als er erfuhr, dass ich schon zwölf Jahre hier meinen Dienst verrichte, meinte er, ich sollte mich darauf einstellen, die Gebetsstätte weitere 24 Jahre zu leiten.“

Als Motive des Augsburger Diözesanbischofs, Rimmel jetzt als Direktor der Gebetsstätte abzuberufen, nannte Rimmel in der Zeitschrift folgende Punkte:

- Bischof Zdarsa „meinte, ich hätte zu stark für Wigratzbad gekämpft“
- Differenzen um das Buch von Alfons Sarach „Sieg der Sühne“
- Die Durchführung von charismatischen Heilungsgottesdiensten und Exerzitien in Wigratzbad, besonders unter dem Aspekt der Auswahl der Referenten.
- Die Diskussion um die Spendung von Einzelsegen mit dem Allerheiligsten, sofern sie gleichzeitig mit mehreren Monstranzen durchgeführt wurde.

Außerdem wies Rimmel darauf hin: schon „als ich den Dienst in Wigratzbad antrat, wurde mir von Bischof Dammertz als eine der zentralen Aufgaben mit auf den Weg gegeben, die diözesane Gebetsstätte von der Priesterbruderschaft St. Petrus zu entflechten‘“.


Kath.net dokumentiert die Erklärung von Thomas Maria Rimmel, bisheriger Direktor der Gebetsstätte Wigratzbad (Mai 2011), im Wortlaut:

Ein letztes Mal darf ich mich als Direktor der Gebetsstätte in unserer Zeitschrift „Wigratzbad aktuell“ an Sie wenden. Ich möchte diese Ausgabe dazu nützen, mich von Ihnen zu verabschieden. Zwölf Jahre lang durfte ich dem Heiligtum der „Unbefleckt empfangen Mutter vom Sieg“ dienen. Ich habe meine ganze Kraft nach bestem Wissen und Gewissen eingesetzt. Tagtäglich musste ich Entscheidungen treffen, die für die Entwicklung der Gebetsstätte richtungweisend waren.

Als mir unser damaliger Diözesanbischof Dr. Viktor Josef Dammertz 1999 die Leitung der Gebetsstätte übertrug, war sie für mich praktisch ein unbeschriebenes Blatt. Je länger ich mich mit der Geschichte und den anstehenden Aufgaben des Gnadenorts befasste, umso mehr wuchs er mir ans Herz. Und ich legte schließlich mein ganzes Herzblut in den Dienst an den Pilgern. Mit ruhigem und dankbarem Gewissen kann ich auf die vergangenen zwölf Jahre zurückblicken. Ich stehe zu alledem, was ich mit der Hilfe Gottes angepackt und aufgebaut habe. Was die pastoralen Initiativen betrifft, brauche ich nichts zu bereuen.

Zunächst darf ich mich bei Ihnen allen für Ihre Teilnahme am Leben der Gebetsstätte und für Ihre Treue zum Heiligtum der „Unbefleckt empfangenen Mutter vom Sieg“ bedanken. Ihr Eifer im Gebet, Ihr Glaubenszeugnis, Ihre Ehrfurcht gegenüber dem Allerheiligsten Sakrament des Altares und Ihre Liebe zur Kirche haben mich getragen und gestärkt. Wigratzbad hat mein Priestertum ganz neu geformt und vertieft. Die Gebetsstätte hat mir letztlich viel mehr gegeben, als ich den Pilgern je hätte geben können.

Sie alle haben mit dazu beigetragen, dass die Gebetsstätte aufblühen und zu einem Ort der Neuevangelisierung werden konnte. Es ist nicht übertrieben, wenn wir sagen, dass Wigratzbad seine Ausstrahlung in den ganzen deutschen Sprachraum hinein entfaltet hat. Die positive Entwicklung hängt mit vielen Faktoren zusammen, die jeweils ein Gnadengeschenk darstellen und sicherlich auch von der Vorsehung Gottes gelenkt sind. Als ganz entscheidend betrachte ich die Ewige Anbetung, die wir vor fast zehn Jahren in der Gnadenkapelle beginnen durften. Es ist kaum zu übersehen, dass sich im Zug dieser Gebetsinitiative die Exerzitien immer segensreicher entfaltet haben. 2010 waren es 5.500 Teilnehmer, die durch diese Angebote mit der Gebetsstätte in Verbindung kamen und zum Teil einen neuen Zugang zum Glauben und zur katholischen Kirche fanden. Außerdem hat sich die Zusammenarbeit mit dem katholischen Fernsehsender K-TV sehr fruchtbar auf das Wallfahrtsgeschehen ausgewirkt.

So sage ich Ihnen allen ein aufrichtiges Vergelt’s Gott: den Betern, besonders denen, die durch ihre regelmäßige Anwesenheit die Anbetung mittragen, den Kranken, die ihre Leiden für Wigratzbad aufopfern, den unzähligen ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern, den Mesnern und Ministranten, den Voll- und Teilzeitkräften, die bei unserer Filialkirchenstiftung und bei unserer Betreuungsgesellschaft St. Josef angestellt sind, den Ordensschwestern der Gemeinschaft der Dienerinnen Christi, den Betreuern der Sakristeien und der sakralen Räumlichkeiten, den Mitarbeitern in unserem Pilgerzentrum, in der Küche und in unserem Restaurant, im Pilgerladen, in den Büros, in den Verwaltungsgremien, in Haus und Hof, den zahlreichen Lieferanten, Handwerkern und Technikern, aber auch den Mitarbeitern von K-TV und Radio Maria. Einen besonderen Dank möchte ich in diesem Rahmen den vielen Referenten sowie allen Priestern, Bischöfen und Kardinälen aussprechen, die nach Wigratzbad gekommen sind.

Ganz herzlich danke ich auch meinen Mitbrüdern im priesterlichen Dienst an der Gebetsstätte, den Benefiziaten Stefan Kolodzjie und Dieter Kaufmann, den Pfarrern Bernhard Kügler und Wilhelm Meir. Hervorheben darf ich auch die zahlreichen Priester, die bereit waren, oft stundenlang in unserer Gebetsstätte das Sakrament der Buße zu spenden. Namentlich möchte ich unter ihnen Geistlichen Rat Martin Geiger nennen, der als ehemaliger Pfarrer von Wombrechts 16 Jahre lang offiziell für Wigratzbad zuständig war. Einen besonderen Platz nimmt Monsignore Dr. Dr. Rupert Gläser ein, von dem ich das Amt der Leitung der Gebetsstätte übernommen habe und der mich noch bis zu seiner Verabschiedung 2009 in den Ruhestand auf einfühlsame Weise begleitet hat.

Ehrlichen Herzens nenne ich hier auch die wertvolle Mithilfe der Priesterbruderschaft St. Petrus. Als ich den Dienst in Wigratzbad antrat, wurde mir von Bischof Dammertz als eine der zentralen Aufgaben mit auf den Weg gegeben, „die diözesane Gebetsstätte von der Priesterbruderschaft St. Petrus zu entflechten“. Was nun in den Medien verschiedentlich erwähnt wurde, war weder meine persönliche Initiative, noch die Interpretation unseres neuen Bischofs Dr. Konrad Zdarsa, sondern die ausdrückliche Anweisung von diözesaner Seite vor zwölf Jahren. Es war eine Aufgabe, die umsichtiges Abwägen verlangte. Doch haben wir ein gutes Miteinander gefunden.

Es war kein Gegen- oder Nebeneinander, sondern eine fruchtbare Zusammenarbeit und eine gegenseitige Ergänzung. Ich habe die Patres durchwegs als echte Männer Gottes schätzen gelernt. Auch wenn ich den außerordentlichen Ritus nie als meine persönliche Berufung empfand, so hatte ich immer einen großen Respekt vor ihrem segensreichen Einsatz.

Einen positiven Aufschwung erlebte das pastorale Wirken der Petrusbruderschaft in Wigratzbad nicht zuletzt aufgrund der Öffnung der Weltkirche für den traditionellen Ritus durch Papst Benedikt XVI., was von den Pilgern dankbar aufgenommen wurde.

Voll Vertrauen lege ich nun die zwölf vergangenen Jahre in die Hände Gottes zurück. Ihm gilt mein Lobpreis, den ich durch das Unbefleckte Herz Mariens zum Himmel schicke. Aber ich möchte auf besondere Weise auch dem hl. Josef danken. Als ich in Wigratzbad meinen Dienst antrat, begann ich, nach der Frühmesse in der Gnadenkapelle das Gebet „O heil‘ger Josef, du halt‘ Haus“ anzufügen. Wir haben es bis heute immer mit den Gläubigen gebetet. Dabei legte ich von Anfang an dem hl. Josef ans Herz, dass uns die Mittel zum Unterhalt der Gebetsstätte immer ausreichend zur Verfügung stehen mögen. Und der hl. Josef hat uns nie enttäuscht.

Liebe Pilger, ich möchte nicht verschweigen, dass mich die Abberufung durch unseren Bischof Dr. Konrad Zdarsa vollkommen überrascht und sehr getroffen hat. Ich wäre sehr gerne in Wigratzbad geblieben, aber ich gehe im Gehorsam und im Vertrauen auf die liebende Vorsehung Gottes.

Dabei ist mir die Solidarität, die mir die Pilger seit Bekanntwerden der bischöflichen Entscheidung zeigen, ein großer Trost. Die unzähligen Dankesbriefe sind nicht nur eine Ermutigung für mich persönlich, sondern auch eindrucksvolle Zeugnisse für das Gnadenwirken der Gottesmutter an diesem Heiligtum. Für diesen Ausdruck der Nähe und Anteilnahme möchte ich allen auch auf diesem Weg ebenso innig danken.

Meinem designierten Nachfolger, Pfarrer Nikolaus Maier, wünsche ich die Gnadenfülle des Heiligen Geistes für seine neue Aufgabe. Möge Gott ihm helfen, die Gebetsstätte nach dem Willen Gottes und zum Wohl der Gläubigen in eine gute Zukunft zu führen. Besonders liegt mir am Herzen, dass Sie alle dem Heiligtum der „Unbefleckt empfangenen Mutter vom Sieg“ die Treue halten. Ich bitte Sie um Ihr Gebet für meinen künftigen Weg und verspreche Ihnen, auch Sie und die Gebetsstätte in mein Gebet und in das Heilige Messopfer einzuschließen.

Mit meinem priesterlichen Segen grüßt Sie aus dem Heiligtum der Mutter vom Sieg
Ihr
Thomas Maria Rimmel, Direktor


„Sie sind der richtige Mann für die Gebetsstätte!“
Am 20. Januar 2011 besuchte der neue Augsburger Bischof Dr. Konrad Zdarsa das erste Mal die Gebetsstätte Wigratzbad. Er feierte im Rahmen der dritten Pastoralen Fortbildung für Beichtväter, an der etwa 80 Priester teilnahmen, die Abschlussmesse.

Nach dem Mittagessen führte ich Bischof Zdarsa zusammen mit seinem Sekretär durch das Heiligtum. Während der Besichtigung bekräftigte er mir gegenüber mehrfach, ich sei der richtige Mann für diese Gebetsstätte. Als er erfuhr, dass ich schon zwölf Jahre hier meinen Dienst verrichte, meinte er, ich sollte mich darauf einstellen, die Gebetsstätte weitere 24 Jahre zu leiten.

Dass es anders kam, ist nicht unserem Bischof anzulasten. Als er mir am 22. März 2011 bei einer Begegnung im Bischofshaus zu verstehen gab, dass er mich versetzen wird, gab er folgende Gründe an:
Er meinte, ich hätte zu stark für Wigratzbad gekämpft. Nach dem Verbot des Buchs „Sieg der Sühne“ von Alfons Sarrach brachte ich in einem Brief an den Bischof zum Ausdruck, dass ich von der Echtheit Wigratzbads „felsenfest“ überzeugt bin. Darauf möchte ich in einem eigenen Abschnitt noch näher eingehen (vgl. S. 12f.).

Außerdem spielte für unseren Bischof ein Konflikt, den das Buch heraufbeschworen hatte, eine entscheidende Rolle. Dabei geht es um die Frage, wie wir die Zeit des Nationalsozialismus heute sachgerecht und angemessen aufarbeiten können. Frl. Antonie Rädler, die Gründerin der Gebetsstätte, wurde von diesem Regime aufgrund ihrer Haltung „Sie sind der richtige Mann für die Gebetsstätte!“ und ihrer Aktivitäten verfolgt. Die Nazis hatten die feste Absicht, sie zu beseitigen. So wurde sie ohne Absicht zu einer christlichen Widerstandskämpferin des III. Reichs. Dass sich an den Machenschaften gegen Frl. Antonie auch der damalige Bürgermeister und der zuständige Ortspfarrer beteiligten, ist ein Faktum. Trotzdem stellt sich die Frage, inwieweit es nötig gewesen wäre, diese Dinge überhaupt an die Öffentlichkeit zu tragen. Denn für Angehörige ist es natürlich schwer, mit dieser Vergangenheit umzugehen. Alfons Sarrach hat in seinem Buch dieses Thema auf eine Weise behandelt, die an einigen Stellen sicherlich nicht ganz richtig war. Die Angehörigen sahen ihre Familienehre verletzt und legten bei der Diözese Augsburg Widerspruch in. Meine Versetzung hängt letztlich damit zusammen, dass unser Bischof, wie er mir sagte, damit nichts zu tun haben wollte. Und es ist in der Tat nicht seine Aufgabe, sich in diese Problematik hineinziehen zu lassen.

Sicherlich liegt es auch nicht in meiner Verantwortung, was im Buch „Sieg der Sühne“ geschrieben steht, sondern in der des Autors. Dass ich dennoch mit der Sache unmittelbar in Verbindung gebracht worden bin, liegt einmal daran, dass ich als Direktor der Gebetsstätte die Darstellung der Geschichte Wigratzbads kontrollieren muss. Außerdem wurde das Buch in einem Verlag herausgegeben, den ich als Mitinhaber persönlich mittrage. Auch diese Nähe spielte schließlich für die Entscheidung des Bischofs eine ausschlaggebende Rolle. Ich habe mir persönlich in diesen drei Punkten letztlich nichts vorzuwerfen. Dass ich hinter der Echtheit von Wigratzbad stehe, sehe ich nicht als Fehler. Wie hätte ich ohne diese Überzeugung den Gnadenort mit meiner ganzen Energie leiten können? Ich werde an diesem Zeugnis auch weiterhin festhalten, bis ich durch mir eventuell bislang unbekannte Fakten vom Gegenteil überzeugt worden bin. Bei der Verkündigung habe ich mich jedoch immer an die Anweisungen der Diözese gehalten. Nur unter dem Vorbehalt einer endgültigen kirchlichen Entscheidung habe ich die Geschichte der Gebetsstätte zur Sprache gebracht. Und nie habe ich behauptet, dass es sich mit Gewissheit um übernatürliche Ereignisse handelt.

Was die Auseinandersetzung mit den Angehörigen des damaligen Bürgermeisters betrifft, so habe ich sofort die Bereitschaft des Autors bekannt gegeben, alle notwendigen Korrekturen im Buch vorzunehmen. Soweit es mir persönlich zusteht, habe ich mich auch für Fehler entschuldigt. Dabei brachte ich mein Bedauern sowohl mündlich als auch schriftlich zum Ausdruck und trat auf Drängen der Verwandten mit dieser Entschuldigung auch an die Öffentlichkeit. Im Übrigen hätte man auf diese Dinge im Buch „Sieg der Sühne“ vollkommen verzichten können, denn die umstrittenen Stellen haben mit der Gebetsstätte selbst letztlich nichts zu tun (vgl. S. 15f.).

Was schließlich den Verlag „Kirche heute“ betrifft, in dem das Buch herausgegeben worden ist, handelt es sich um eine gGmbH, das heißt um eine gemeinnützige Gesellschaft, die den Trägern nie einen persönlichen Gewinn einbringen kann. Wir haben vor einigen Jahren die Verantwortung für diesen Verlag übernommen, da uns Josef Kardinal Ratzinger ausdrücklich dazu ermutigt hat.

Unserem Bischof hatte ich bereits vor meiner Abberufung dargelegt, warum gerade dieser Verlag für die Veröffentlichung des Buchs gewählt worden war (vgl. S. 16). Wir wollten eine so wichtige Publikation nicht aus unseren Händen geben. Nun hat die Kirche tatsächlich die Möglichkeit, den weiteren Weg des Buchs zu bestimmen und Korrekturen vorzunehmen. Daran wird im Augenblick gearbeitet und ich hoffe, dass dieses Bemühen einen glücklichen Abschluss finden wird.


Exerzitien und Heilungsgottesdienste
Einer der größten Schätze, die sich in Wigratzbad heute finden, sind die Exerzitien. Für unzählige Menschen ist Wigratzbad zu einer Oase des Glaubens geworden.

Dabei haben wir uns bewusst auch für die charismatisch geprägten Bewegungen und Referenten geöffnet. Die sog. „heilende Seelsorge“, die in diesen Aufbrüchen der Kirche eine große Rolle spielt, fand Einzug in die Gebetsstätte und hat den Gnadenort sehr bereichert. Ich orientierte mich am sel. Papst Johannes Paul II., der ein eindeutiges Bekenntnis zur charismatischen Erneuerung abgelegt hatte. Und Papst Benedikt XVI. hebt immer wieder den sog. „therapeutische Aspekt des Christentums“ als ganz entscheidend für unsere Zeit hervor.

In den vergangenen Jahren habe ich das vollständige Jahresprogramm mit allen Referenten und Themen zunächst der Diözese Augsburg vorgelegt. Der zuständige Domkapitular Prälat Dr. Wolfgang Hacker arbeitete mit mir immer sehr korrekt und wohlwollend zusammen. Er stellte Rückfragen oder bat mich, einzelne Veranstaltungen zu begleiten und anschließend eine schriftliche Beurteilung abzugeben. Hatte er Bedenken gegenüber bestimmten Referenten, nahmen wir deren Angebote aus dem Programm heraus. Kürzlich bestätigte er, ich hätte mich an alle Abmachungen gehalten.

Am 18. April 2011 veröffentlichte die AZ einen Artikel mit der Überschrift: „Bischof Zdarsa hofft auf einen Wandel in der Gebetsstätte Wigratzbad“. Darin wird gemeldet: „Es sei falsch, auf einen konkreten Vorfall als Grund für die Abberufung so kurz vor Ostern zu schließen, ergänzt Pressesprecher Kremser. ‚Die Entscheidung steht schon länger.’“ Weiter heißt es: „Hart an die Grenzen dessen, was die Kirche dulden kann, gehen offenbar manche Veranstaltungen in der Gebetsstätte. Es seien zuweilen Referenten eingeladen, die von ihren Bischöfen Auftrittsverbot hätten, berichtet ein Mitarbeiter der Diözese Augsburg.“

Ich bin es der Gebetsstätte schuldig, darauf hinzuweisen, dass diese Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen. Wigratzbad darf aufgrund solcher Meldungen nicht in ein schlechtes Licht gerückt werden. Es hat ohnehin den Anschein, als sollte mit diesen Äußerungen lediglich meine Abberufung im Nachhinein gerechtfertigt werden.

Zahlreiche Menschen waren aufgrund dieser Äußerungen verunsichert. Zu Recht stellen sie fest, wenn diese Vorwürfe zuträfen, hätte die Diözese tatsächlich die Pflicht gehabt einzugreifen. Als Beispiele werden Pfr. Slatko Sudac aus Kroatien und Fra Elia Cataldo aus Italien genannt.

Über Pfr. Slatko Sudac wurde letztes Jahr in der Tat ein Verbot durch die kroatische Bischofskonferenz verhängt. Dies wurde mir aber erst kurz vor der Veranstaltung, die mit Pfr. Slatko Sudac dieses Frühjahr in Wigratzbad geplant war, mitgeteilt. In Absprache mit unserer Diözese bat ich daraufhin den zuständigen Ortsbischof um eine Ausnahmegenehmigung. Denn es lag eine besondere Situation vor. Die bereits seit langem angekündigte Veranstaltung konnte nicht einfach abgesagt werden, da sie nicht wie gewöhnliche Exerzitien durchgeführt wurde, sondern in einer offenen Form nach der Art einer Volksmission. Nach einem persönlichen Gespräch mit mir erteilte der zuständige Ortsbischof für dieses eine Mal die Erlaubnis. Dazu erfolgte ein kurzfristiges Telefonat der bischöflichen Kurie mit Pfr. Slatko Sudac. So konnte die Veranstaltung mit offizieller Genehmigung des Bischofs stattfinden. Es nahmen mehrere Tausend Gläubige, hauptsächlich in Deutschland lebende Kroaten, teil.

Auch die Frage nach dem Auftreten von Frau Elia, der aufgrund seiner angeblichen Stigmata umstritten ist, kann eindeutig beantwortet werden. Nach Rückfragen unserer Diözese besuchte ich den für Fra Elia zuständigen Ortsbischof Dr. Vincenzo Paglia von Terni. Dieser erklärte mir, dass er sogar froh und dankbar dafür sei, dass Fra Elia in Wigratzbad auftreten dürfe. Wir sollten alles tun, damit er und die Menschen, welche von ihm erreicht werden, einen Platz in der Kirche finden. Sein Einverständnis brachte er sofort zu Papier und überreichte es mir als Dokument für unsere Diözese.

Als Bestätigung für unsere Akzentsetzung im Bemühen um die Neuevangelisierung möchte ich zudem auf die Publikation mit dem Titel „Prayer of healing“, zu Deutsch „Heilungsgebet“, hinweisen. Sie ist 2001 in Zusammenarbeit mit dem Päpstlichen Rat für die Laien erschienen.

Darin tauchen verschiedene Referenten auf, die ich auch nach Wigratzbad eingeladen hatte wie z. B. P. Raniero Cantalamessa OFM Capp, der Päpstliche Prediger aus Rom, Sr. Briege McKenna O.S.C. aus den USA und Pfr. Rufus Pereira aus Indien. Es gibt also keinen Grund, deren kirchliche Akzeptanz in Frage zu stellen.

Stanislaw Kardinal Rylko, der Präsident des Päpstlichen Rats für die Laien, hat mir dieses Buch über das Heilungsgebet persönlich zugeschickt, um uns auf unserem Weg zu ermutigen. Bei seinem Besuch in Wigratzbad im Jahr 2009 anlässlich unserer Schiffsprozession für ein Vereintes Europa auf christlichem Fundament erklärte Kardinal Rylko, das große Problem Europas sei der Nihilismus. Diesen aber könne man nicht einfach von „oben her“ überwinden, sondern nur „von unten“, durch eine Änderung der Herzen. Schon Papst Johannes Paul II. habe diesbezüglich den Heiligtümern eine entscheidende Rolle beigemessen.

Diese Worte von Kardinal Rylko sind für uns eine große Ermutigung. Auch ich sehe die besondere Aufgabe von Wigratzbad in diesem Licht.


Einzelsegen mit dem Allerheiligsten
Am 24. März 2011 berichtete die AZ: „Die Diözese beschäftigt sich nicht nur mit dem Buch und den Legenden, die sich um die Historie von Wigratzbad ranken. Sie wirft auch seit Jahren immer wieder einen aufmerksamen Blick auf die dort gepflegten liturgischen Formen.

Ein Augsburger Theologe nennt als Beispiel die Krankensegnung. In Wigratzbad werden dabei mehrere Monstranzen eingesetzt. Das sei aus katholischer Sicht fragwürdig, erklärt Diözesansprecher Markus Kremser: ‚Jesus ist im Allerheiligsten präsent. Wenn mehrere Monstranzen benutzt werden, wäre er gleichzeitig hier und dort.’ Solche ‚Abweichungen’ seien von den verschiedenen Vorgängern von Bischof Konrad Zdarsa mehr oder weniger großzügig behandelt worden.“

Ich kann nicht verstehen, warum die Diözese Augsburg diese Dinge ausgerechnet jetzt an die Öffentlichkeit getragen hat. Seit ich den Dienst in Wigratzbad übernommen habe, gab es immer wieder Diskussionen um den sakramentalen Einzelsegen mit mehreren Monstranzen an den monatlichen Krankentagen.

In einem Brief vom 27. Juli 2000 mahnte der damalige Generalvikar Prälat Josef Heigl den „Sakramentalen Segen mit mehreren Monstranzen“ an. In meinem Antwortschreiben vom 4. September 2000 teilte ich ihm mit, dass diese liturgische Praxis „nicht meine Erfindung sei“, sondern „in Wigratzbad an den Krankentagen seit nahezu dreißig Jahren gepflegt“ werde. Kurze Zeit später kam es in Einzelsegen mit dem Allerheiligsten dieser Angelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit dem damaligen Augsburger Diözesanbischof Dr. Viktor Josef Dammertz im Bischofshaus. Anwesend war auch mein Vorgänger Msgr. Dr. Dr. Rupert Gläser, der die Gebetsstätte von 1984 bis 1999 leitete.

Bald darauf, nämlich am 22. November 2000, kam Bischof Dammertz selbst in die Gebetsstätte und feierte am Nachmittag den Krankengottesdienst. Ganz bewusst reihte sich der Bischof in die Schar der Priester ein und erteilte zusammen mit ihnen auch selbst den eucharistischen Einzelsegen.

Dankenswerterweise kamen gerade zu den Krankentagen immer wieder kirchliche Würdenträger aus unserer Diözese nach Wigratzbad (z. B. Weihbischof Josef Grünwald am 19. März 2003; Domkapitular Dr. Wolfgang Hacker am 10. März 2004; Domkapitular Dr. Bertram Meir am 8. September 2004). Keiner von ihnen verlangte eine Änderung der liturgischen Praxis hinsichtlich des Einzelsegens mit mehreren Monstranzen.

Kürzlich berichtete mir Geistl. Rat Martin Geiger, dass er diese Praxis bereits vor etwa 30 Jahren ändern wollte. Als Pfarrer von Wombrechts, der in diesem Amt auch für das Gebiet der Gebetsstätte Wigratzbad zuständig war, habe er sich seinerzeit an den damaligen Diözesanbischof Dr. Josef Stimpfle gewandt und die Bitte vorgetragen, im Anschluss an die nachmittägliche Krankenmesse nach dem Vorbild von Lourdes für den eucharistischen Einzelsegen nur noch eine Monstranz verwenden zu dürfen. Bischof Stimpfle habe daraufhin eine Änderung ausdrücklich untersagt! Der Schriftverkehr in dieser Sache befinde sich im Pfarramt von Wombrechts.

Ich bin enttäuscht, dass die Diözese Augsburg ausgerechnet im Zusammenhang mit meiner Abberufung diese Problematik öffentlich aufgerollt hat. Es wurde bewusst der Eindruck erweckt, die angeblich dem katholischen Glauben widersprechende Praxis in Wigratzbad gehe auf meine Verantwortung.

Ich habe immer die Maßgaben der Diözesanleitung befolgt. Wenn sich in dieser Frage der Bischof entschlossen hätte, die Tradition von P. Johannes Schmid C.P. abzustellen, so hätte ein einziges verbindliches Wort genügt und ich hätte diese Praxis abgeschafft.


Das Buch „Sieg der Sühne“
Als junger Bischof widmete Dr. Josef Stimpfle von Anfang an der Gebetsstätte Wigratzbads seine besondere Aufmerksamkeit. Gleich nach seinem Amtsantritt besuchte er Frl. Antonie Rädler und stand mit ihr bis zu ihrem Lebensende in Verbindung. Er war schließlich von der Echtheit des Gnadenorts überzeugt und integrierte ihn in die kirchlichen Strukturen der Diözese Augsburg. Einen Höhepunkt stellte die Einweihung der Herz- Jesu- und Mariä-Sühnekirche am 30. Mai 1976 dar. Dabei hielt er eine programmatische Ansprache über die Sendung der Gebetsstätte. Außerdem verfasste er mit Datum vom 19. Juni 1982 ein Vorwort zum „Führer durch die Gebetsstätte der Unbefleckt empfangenen Mutter vom Sieg in Wigratzbad“, der am 21. Juli 1977 die kirchliche Druckerlaubnis erhalten hatte. Den wichtigsten Meilenstein bildete jedoch die Beerdigungsansprache für Frl. Antonie Rädler vom 12. Dezember 1991. Dieses Wort des damaligen Oberhirten unserer Diözese gab auch mir persönlich Orientierung und Gewissheit. Es behält für immer ein besonderes Gewicht. Bischof Stimpfle ging in dieser schriftlich ausgearbeiteten Predigt auf die wichtigsten Stationen im Leben der Gründerin ein und bewertete sie als glaubwürdige Erfahrungen. „So sterben Heilige“, mit diesen Worten legte er schließlich ein beredtes Zeugnis über Frl. Antonie Rädler ab. Immer wieder bekräftigte er: „Ich weiß, dass Wigratzbad
echt ist!“

Bischof Stimpfle war mit dem bekannten Autor Alfons Sarrach freundschaftlich verbunden. Er bat ihn wiederholt, ein Buch über Wigratzbad zu schreiben. Kurz vor seinem Tod, nämlich am 3. Juli 1996, richtete er in dieser Sache noch einmal einen zweiseitigen handgeschriebenen Brief an Sarrach. Dieser wandte sich jedoch erst im Jahr 2008 an mich, um mit mir das Projekt anzugehen. Er kam auf die Dokumentation zu sprechen, die Frl. Antonie Rädler und P. Johannes Schmid C.P.hinterlassen hätten. Bischof Stimpfle habe diese Unterlagen gekannt und den Wunsch geäußert, Sarrach solle anhand dieser Dokumentation das Buch verfassen. Sarrach trug die Angelegenheit dem damaligen Diözesanbischof Dr. Walter Mixa vor. Dieser habe das Vorhaben ausdrücklich gutgeheißen und Sarrach trotz seines hohen Alters zu diesem Schritt ermutigt. Daraufhin stellte Sarrach das Buch fertig und brachte es 2009 im Verlag „Kirche heute“ heraus. Es ist eine Abhandlung über das Lebenszeugnis von Frl. Antonie Rädler und die Geschichte der Gebetsstätte Wigratzbad unter dem Titel „Sieg der Sühne. Wigratzbad: Marias Botschaft an den Menschen“.

P. Johannes Schmid C.P. hatte seine Dokumentation unter die Überschrift gestellt: „Geschichte der Gebetsstätte Maria vom Sieg in Wigratzbad“. Frl. Antonie Rädler hielt auf dem Deckblatt der Dokumentation am 16. Januar 1986 handschriftlich fest: „Nach Durchsicht dieser Aufzeichnungen über die Gebets- und Sühnestätte Wigratzbad bestätigt die Unterzeichnete, dass der Hochw. Pater Johannes als Verfasser dieser Schrift lückenlos, total der Wahrheit entsprechend, die Geschehnisse von Wigratzbad geschildert hat, zur ewigen Verherrlichung Gottes und der Gottesmutter ‚Maria v. Sieg’.“

Msgr. Dr. Dr. Rupert Gläser, der Nachfolger von P. Johannes Schmid C.P., fügte am 21. November 1987 mit persönlicher Unterschrift hinzu: „Der Unterzeichner bestätigt, dass P. Johannes Schmid in seinen letzten Lebensjahren an diesem Werk gearbeitet hat. Er übergab diese Schrift auch dem Hwst. H. Diözesanbischof DDr. Josef Stimpfle, Augsburg, der das Geschilderte aber schon vorher aus dem Munde von Frl. Antonie Rädler kannte. Er selber sagte immer wieder, dass er Wigratzbad für echt hält.“

Erzbischof Dr. Karl Braun, der sich als Augsburger Bistumstheologe von seiner Zuständigkeit her bis zum Jahr 1984 mit Wigratzbad beschäftigt hat, hält ebenfalls an der Authentizität von Wigratzbad fest. Wiederholt brachte er zum Ausdruck, dass er an die Echtheit von Wigratzbad glaube und derselben Überzeugung sei wie Bischof Dr. Josef Stimpfle. Mit Datum vom 17. Februar 2011 wurde nun das Buch von Alfons Sarrach durch ein Dekret der Diözese Augsburg verboten. Der Text des Dekrets wurde zudem der Presse zur Verfügung gestellt. Durch diesen Schritt wurde eine gewaltige Verwirrung unter den Gläubigen hervorgerufen. Der pastorale Schaden für die Gebetsstätte ist meiner Einschätzung nach unabsehbar.

Das Dekret wurde ausgestellt und veröffentlicht, obwohl die Gebetsstätte sowie der Autor zuvor über mehrere Monate hinweg versucht haben, mit der Diözese Augsburg über das Buch in ein Gespräch zu kommen. Ein solches Gespräch wurde bis heute nicht gewährt. Von Seiten des Autors und der Gebetsstätte wurde mehrfach schriftlich die Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, an diesem Buch alle(!) Veränderungen und Korrekturen vorzunehmen, die von der Diözese gewünscht werden. Darauf ging die Diözese jedoch nie ein.

Bereits im August 2010 hatte die Diözese Augsburg aufgrund der Intervention der Familie Straub die vorläufige Einstellung des Vertriebs des Buchs angeordnet. Ich habe mich ausnahmslos an diese Weisung gehalten. Gegenteilige Behauptungen, die bis heute im Raum stehen, entsprechen nicht der Wahrheit. Allerdings konnte ich die Einhaltung der Anweisung nur für unseren Pilgerladen sowie für den Verlag „Kirche heute“ garantieren. Über bereits an Buchhandlungen ausgelieferte Exemplare hatte ich keine Verfügungsgewalt mehr.

Das bischöfliche Dekret fordert die „Kirche heute Verlags-gGmbH“ auf, die Verlegung und Verbreitung der Schrift dauerhaft einzustellen. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass es sich um eine endgültige Entscheidung handle. Jedoch schließt es mit der Rechtsbehelfsbelehrung, dass gegen diese Entscheidung eine Verwaltungsbeschwerde bei der Kongregation für die Glaubenslehre möglich sei. Das bedeutet, dass wir die Sache nur über die römische Glaubenskongregation weiterverfolgen können.

Da es mir um die Zukunft der Gebetsstätte Wigratzbad geht, habe ich mich entschlossen, diesen Weg einzuschlagen. So habe ich alle Unterlagen, die diesen Vorgang betreffen, den zuständigen Mitarbeitern der Glaubenskongregation in Rom übergeben.

Ich bitte alle unsere Pilger, die Überarbeitung des Buchs sowie die Prüfung durch die Glaubenskongregation mit ihrem Gebet zu begleiten.


Geleitwort für KIRCHE heute (von Joseph Kardinal Ratzinger)
Wie wenige andere Zeitschriften im deutschsprachigen Raum hat sich KIRCHE heute den Gedanken der Neuevangelisierung zum Leitwort gemacht. Diese Zeitschrift ist darum bemüht, sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen und den Standpunkt der Kirche ansprechend und kompetent darzulegen. Im Gegensatz zu vielen anderen Publikationen werden die Aufbrüche und das Gute, das in der Kirche und durch sie geschieht, hier nicht verschwiegen.

Für den Aufbau der Zeitschrift und die langjährige Unterstützung gilt Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin besonderer Dank. Anerkennung verdienen auch die Priester Thomas M. Rimmel und Erich M. Fink, die nunmehr die volle Verantwortung für die Zeitschrift übernommen haben. Allen, die diese Publikation bisher unterstützt haben, ist zu danken, und zugleich steht zu hoffen, dass sie durch die Hilfe großherziger Spender ihr Apostolat fortsetzen kann.

KIRCHE heute erhebt zu brennenden und unbequemen Themen die Stimme. Dies gilt etwa für Fragen des Lebensschutzes und der Förderung von Ehe und Familie.

Hier hat sich vor allem Weihbischof Dr. Andreas Laun aus Salzburg mit seinen Beiträgen große Verdienste erworben. Gerade die neu eingeführte Programmbeilage für katholische Fernseh- und Radiosender beweist, wie sehr eine authentische und zeitgemäße Verkündigung des katholischen Glaubens das Charakteristikum für KIRCHE heute ist. Daher wünsche ich dieser Zeitschrift eine erfolgreiche Zukunft als Werkzeug, mit dem die Stimme der Kirche viele Menschen erreichen und die Gläubigen zu wahrer Erneuerung anspornen kann.
Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen
gez. Joseph Kardinal Ratzinger
(KIRCHE heute 1/2005)


Unsere gemeinsame Verantwortung
Wir haben eine gemeinsame Verantwortung gegenüber Frl. Antonie Rädler, P. Johannes Schmid C.P. und Erzbischof Dr. Josef Stimpfle, aber auch gegenüber dem Autor Alfons Sarrach sowie den Angehörigen der Familie Straub, die sich ungerecht behandelt fühlt und ihre Familienehre verletzt sieht.

Zunächst möchte ich der tiefen Verantwortung gerecht werden, die ich nach meiner zwölfjährigen Tätigkeit in Wigratzbad vor allem Frl. Antonie Rädler, ihrer Sendung und ihrem Lebenswerk gegenüber verspüre. Es ist ein Zeugnis gefordert, das der geschichtlichen Wahrheit entspricht. Verständlicherweise wird ein solches Zeugnis nicht von allen Seiten mit Begeisterung aufgenommen. Bischof Dr. Josef Stimpfle hat jedoch mit seinem mutigen Bekenntnis zu Wigratzbad ein Vermächtnis hinterlassen, dem wir gemeinsam dienen dürfen.

Auch P. Johannes Schmid C.P., der als Mitbegründer der Gebetsstätte gilt, verdient eine ehrliche Aufmerksamkeit. Es wird ihm vorgeworfen, er habe sich allzu leicht von Privatoffenbarungen beeinflussen lassen und sei Erzbischof Lefebvre zugeneigt gewesen. Beides wird P. Johannes Schmid C.P. nicht gerecht. Vielmehr hat er mit klarem Blick erkannt, wie wichtig es ist, den Weg in Einheit mit dem Bischof zu gehen und sich nicht von einer traditionalistischen Bewegung vereinnahmen zu lassen. Auch ließ er sich nicht blind auf Privatoffenbarungen ein, sondern prüfte sie sehr gewissenhaft. Als Richtschnur galten ihm die anerkannten Marienerscheinungen sowie das Lebenszeugnis des hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort, dessen Spiritualität er mit prophetischer Intuition und glühendem Eifer verkündete.

Was Alfons Sarrach betrifft, so sollten wir auch seine Lebensgeschichte erwägen. Wie der Autor des Buchs „Sieg der Sühne“ berichtet, war sein Vater im KZ Stutthof interniert, während er selbst diese Zeit in einem nahe gelegenen Lager für Kinder verbrachte. Wie Frl. Antonie Rädler erlebte er also selbst die Verfolgung durch das Regime der Nationalsozialisten. Es stellt sich daher die Frage, ob die bisherige Vorgehensweise angemessen war.

Auch der Familie Straub möchten wir voll und ganz gerecht werden. Wir sind bereit, dafür alles in unserer Kraft Stehende zu tun.

Von meiner Seite aus hätte ich die betroffene Familie nie namentlich genannt, so wie auch das Buch „Sieg der Sühne“ den damaligen Bürgermeister nicht mit Namen erwähnt. Aber die öffentlichen Äußerungen, die Leserbriefe, die in Umlauf gebrachten Erklärungen und auch die Anklagen beim Bischof von Augsburg zwingen mich dazu. Immer wieder wurde ich von Seiten der Familie Straub aufgefordert, mich öffentlich zu entschuldigen. Das tue ich gerne. Gleichwohl ist dabei zu klären, wofür wir uns entschuldigen können. Bereits im Juni 2010 meldete sich Paul Straub aus Hergatz, ein Sohn des damaligen Bürgermeisters Georg Straub, bei mir und brachte Einwände seiner Familie gegen das Buch über Wigratzbad vor. In einem Gespräch am 17. Juni 2010 konkretisierte er folgende Punkte: Das Buch berichtet, der Bürgermeister Georg Straub habe in der Nähe seines Hauses ein Wegkreuz entfernen lassen. Am Ende des Krieges sei er dort hingerichtet worden. Georg Straub wurde von der SS erhängt, weil er kurz vor Kriegsende die Bewohner seiner Gemeinde aufgefordert hatte, die heimkehrenden Soldaten nicht in ihre Häuser aufzunehmen. Er wollte damit wohl verhindern, dass die Bevölkerung unter den heranrückenden Alliierten unnötig zu leiden hatte. Er wurde nach seiner Hinrichtung auch kirchlich beerdigt.

Die Angaben zum Wegkreuz ließen sich nicht verifizieren. Außerdem bedauern wir die unwürdige Berichterstattung über den Tod und das Begräbnis von Georg Straub zutiefst und bitten die Familie Straub aufrichtig um Entschuldigung. Im Buch wird außerdem berichtet, dass Frl. Antonie Rädler zu Fall gebracht werden sollte, indem man sie der Schwarzschlachterei anklagt. Darauf sei die Todesstrafe gestanden. Die Familie Straub bestreitet diese Angaben, vor allem auch ein Gespräch, das von einer unbeteiligten Person zu diesem Thema mitgehört worden sei. Wir sind diesen Angaben nachgegangen und können sie nach dem bisherigen Kenntnisstand nicht widerrufen. Wir sind aber bereit, die entsprechenden Stellen im Buch zu streichen.

Bereits am 28. Oktober 2010 hatte ich in einem Brief an Albert Straub geschrieben: „Als Mitverantwortlicher des Verlags KIRCHE heute, der das Buch herausgegeben hat, bitte ich Sie und Ihre Familie um Verzeihung für alle Aussagen, die nicht der Wirklichkeit entsprechen und Ihrem Vater sowie Ihrer Familie Unrecht getan haben. Wir haben nun den Autor gebeten, die von Ihnen angeführten Passagen auf den Seiten 98 und 107 zu ändern.“

Zum Schluss darf ich aus meinem Brief an Bischof Dr. Konrad Zdarsa vom 4. März 2011 zitieren. Denn auf dieses Schreiben hin wurde ich von meinem Amt als Leiter der Gebetsstätte abberufen: „Es ist nicht zu übersehen, dass Wigratzbad gerade in einer Zeit, in der die Kirche von heftigsten Krisen erschüttert wird, eine Oase kirchlichen Lebens darstellt. Die positiven Früchte sind außerordentlich. Ich persönlich darf seit über einem Jahrzehnt die blühende Atmosphäre dieser Gebetsstätte erleben. Als ich hier her kam, stand ich Wigratzbad ohne persönliche Meinung und vollkommen unvoreingenommen gegenüber. Die Bitte des damaligen Bischofs Dr. Dammertz, die Leitung in Wigratzbad zu übernehmen, traf mich völlig überraschend. Inzwischen aber bin ich felsenfest davon überzeugt, dass hier der Himmel seine Hand im Spiel hat. Es gibt für mich keinen Zweifel daran, dass die Gottesmutter an diesem Heiligtum auf besondere Weise wirkt. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!

Als H. Sarrach mit seinem Buchprojekt begann, setzte ich mich nachdrücklich dafür ein, die Sache in ‚kirchlicher Hand‘ zu behalten. Aus diesem Grund wählten wir den Verlag KIRCHE heute. Wie sich zeigt, besteht bzw. bestünde darin nun die einzigartige Chance, das Zeugnis über Wigratzbad zu kontrollieren und auf einen guten Weg zu bringen. Orte wie Wigratzbad bedürfen immer einer klaren kirchlichen Führung und auch einer ständigen Reinigung. Dazu stehe ich! Dies spricht nicht gegen die Echtheit solcher Heiligtümer. Aber aus diesem Grund bin ich immer auf Hinweise und kritische Anmerkungen dankbar und konstruktiv eingegangen.“


© 2011 www.kath.net