Warnung vor einem Weg zum Designermenschen

12. März 2011 in Deutschland


PID-Fachgespräch mit Bischof Gregor Maria Hanke.


Eichstätt/Hilpoltstein (www.kath.net/ pde)
„Zeigen dass Menschsein in jeder Form ein Geschenk ist“: das ist nach Auffassung von Bischof Gregor Maria Hanke die große Aufgabe des Christen in einer Zeit, in der Lebensschutz ständig vermindert wird. Bei einem Fachgespräch zum Thema Präimplantationsdiagnostik (PID) in der Regens-Wagner-Behinderteneinrichtung Zell bei Hilpoltstein warnte der Eichstätter Bischof vor einer Freigabe der PID.

Damit würde ein Flächenbrand entstehen bis hin zur Frage: Wie gehen wir mit behindertem Leben, wie gehen wir mit schwächer werdendem Leben um. Sollte sich die Politik für die Öffnung zur PID entscheiden, werde ein Weg hin zum „Designermenschsein“ beschritten. Die gesellschaftliche Konzeption von Leben, von Gesundheit, das gesamte Lebensgefühl würde einschneidend verändert. „Wir spielen hier mit einem Feuer, das am Ende nicht zu löschen sein wird“. Es sei verständlich, dass sich Eltern nach einem gesunden Kind sehnen, aber man dürfe diese Sehnsucht nicht höher stellen als den Lebensschutz und die Würde des Lebens.

Prof. Walter Schweidler, Lehrstuhlinhaber für Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, verwies in seinen Ausführungen auf eine Spaltung in der Gesellschaft bei fundamentalen Fragen von Leben und Lebenssinn. Es gebe eine Kontroverse zwischen einem Nützlichkeitsdenken in Bezug auf das menschliche Leben und einer Sicht des Lebens als an sich wertvoll. Die eine Seite sehe Leben nur als gut, wenn es nützlich sei; menschliches Leben werde nur aus seinem Nutzwert heraus respektiert.

Die andere Seite definiere Leben in jeder Form als etwas an sich Gutes. Grundlage des modernen Rechtsstaates sei die Position, Leben um seiner selbst willen zu schützen. Das Prinzip der Menschenwürde besage, dass kein Mensch darüber urteilen dürfe, ob das Leben anderer lebenswert sei oder nicht. „Wenn Christen diese Position verteidigen, erinnern sie den Rechtsstaat an seine eigene Legitimationsbasis“.

An dem Fachgespräch nahmen Vertreter aus Politik und Diözesanrat, vor allem aber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus sozialen Einrichtungen und Beratungsdiensten sowie Vertreter verschiedener Behindertengruppen und -interessenvertretungen teil. Vor allem Beraterinnen und Betroffene forderten bei dem Gespräch dazu auf, nicht zu übersehen, welchen Preis eine Familie, eine Mutter zahle, wenn sie ein behindertes Kind annimmt. Deshalb genüge es bei allem Einsatz für den Lebensschutz nicht, nein zur PID zu sagen, sondern man müsse auch Unterstützungsmöglichkeiten für Familien mit behinderten Kindern ausbauen. Bischof Hanke unterstützte diese Aussage: Sich für den Lebensschutz zu engagieren, sei eine Aufgabe für alle Christen, denn aus christlicher Sicht sei gerade auch das schwach erscheinende Leben wertvoll.

Vor dem Fachgespräch hatte Schwester Gerda Friedel, die Leiterin von Regens Wagner Zell, eine Gruppe mit dem Bischof von Eichstätt und Vertretern der Caritas und des Diözesanrates durch die Einrichtung geführt.


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