5. Februar 2011 in Buchtipp
'Der Christ darf mit ehrfürchtigem Staunen einen faszinierenden Blick auf das Innerste Gottes selbst werfen' An allen Samstagen im Februar exklusive Leseprobe aus dem neuen Buch "Wie ist Gott" von P. Karl Wallner
Heiligenkreuz (kath.net) Das jüngste Buch des bekannten Heiligenkreuzer Zisterzienserpaters Karl Wallner wird viel gelesen, denn es beantwortet grundsätzliche Fragen unserer Generation. Hochkompetent, doch gut verständlich, führt der Professor für Dogmatik und Sakramententheologie mitten in das Herz des Christentums hinein.
Aus dem Buch Wie ist Gott von Pater Karl Wallner OCist heute die Leseprobe Gibt es Gott?, exklusiv bei kath.net:
Gibt es Gott? Bis vor Kurzem fürchtete man in der Kirche noch, dass die große Herausforderung der Zukunft der Atheismus sein würde, die Leugnung und Verneinung Gottes. Es scheint anders zu kommen. Inzwischen hat sich die Situation radikal verändert. Die Frage, ob es etwas Jenseitiges, etwas Göttliches gibt, wird heute von den meisten Menschen mit großer Selbstverständlichkeit bejaht. In Umfragen bezeichnen sich immer mehr Menschen als religiös. Die Wiederentdeckung der Religiosität ist ein fester Bestandteil jenes Lebensgefühls, dem man den Namen Postmoderne gegeben hat.
Der überraschende Neuaufbruch in die Religiosität freut natürlich auch die Christen, stellt für sie aber auch eine neue Herausforderung dar. Da Religiosität in ist, hat sich eine Art Jahrmarkt der religiösen Angebote entwickelt: Das Angebot reicht von östlicher Meditation über die abenteuerlichen Ideologien mancher Sekten bis hin zum kommerziellen Handel mit abergläubischen Praktiken. Spiritismus und Okkultismus sind salonfähige Gesprächsthemen geworden; und die Sensation des Spirituellen und Religiösen, aber ebenso des Exotischen und Abnormalen wird auch in den Medien breitgetreten. Der moderne Theologe Johann Baptist Metz hat die neue Mentalität treffend charakterisiert, wenn er von Religiosität ohne Gott spricht. Religiosität ist vielfach nur ein erbauliches Gefühl oder ein wohliges Nervenkribbeln. Bei vielen beschränkt sich Religiosität auch auf die belanglose Feststellung: Irgendetwas wird es schon geben. Die heutige neue Religiosität atmet die Grundstruktur des postmodernen Denkens. Dieses steht nicht nur allem Ideologischen skeptisch gegenüber, sondern auch allem Grundsätzlichen und Prinzipiellen. Letztlich mündet solches Denken in reiner Beliebigkeit. Die Mentalität Gut ist, was gefällt und Spaß macht wurde von Denkern wie Jürgen Habermas mit Recht als Defizit, ja als Gefahr kritisiert. Und Papst Benedikt XVI. hat oftmals vor einer Diktatur der Beliebigkeit und des Relativismus gewarnt.
Im religiösen Bereich äußert sich die Konturlosigkeit im Wesentlichen oft so, dass inmitten des Gewirrs von beliebigen religiösen Vorstellungen und Praktiken die Frage nach der letzten Wahrheit Gottes schon gar nicht mehr gestellt wird. Themen wie: Kann man erkennen, wie Gott ist? Was verstehen wir eigentlich unter dem, was wir Gott nennen?, werden erst gar nicht aufgegriffen. Die Frage, welche die Religionen zu beantworten haben, lautet aber nicht nur: Gibt es Gott? Denn die Frage nach der Existenz Gottes ist sogar nach der Lehre der Kirche sehr einfach und sehr klar mit Ja zu beantworten. Das ist nicht das Problem. Es genügt auch nicht dabei stehen zu bleiben, sich das Gefühl Gott zu gönnen, weil man dies subjektiv als eine Bereicherung empfindet. Die alles entscheidende Frage, die es zu beantworten gilt, die jedoch kaum gestellt wird, lautet doch: Wie ist Gott? Es ist die Frage nach dem Wesen Gottes, nach der Art und Weise seines Seins, die heute entweder kaum gestellt oder deren Beantwortung verweigert wird. Gott ist zum Irgendetwas-wird-es-schon-Geben geworden. Und genau das ist die Herausforderung, die sich dem Christentum heute stellt.
Ist es egal, wie Gott ist? Ist es bedeutungslos, wie sich der Mensch Gott vorstellt? Auf dem Jahrmarkt der Religionen ist das Christentum heute zu einem Angebot unter vielen anderen geworden. Viele Menschen wissen gar nicht mehr, warum sie eigentlich Christen sind und was die Besonderheit des Christentums ist. Viele wenden sich auch von der Kirche ab, weil diese das innere religiöse Gottesbedürfnis der Menschen nicht oder zu wenig artikuliert. In der Öffentlichkeit herrscht oft der Eindruck, dass eher die neuen Weisen und Gurus mit Kompetenz über Gott sprechen, während man in der Kirche über Strukturen und Äußerlichkeiten sonderlichster Art diskutiert. Dieser Eindruck der Veräußerlichung ist von großem Schaden, denn so kommt das Einzigartige des christlichen Glaubens nicht zur Geltung.
Die spezifische Grundlage des Christentums liegt nämlich gerade in einer tiefen Erkenntnis des Wesens Gottes. Auf die Frage Wie ist Gott? vermag das Christentum auf eine einzigartige Weise Antwort zu geben. Warum? Weil der Glaube an Christus der Glaube an die Selbstenthüllung Gottes ist. Christusglaube ist Glaube an die Enthüllung des innersten Wesens Gottes. Enthüllung heißt auf Griechisch Apokalypse, herkömmlich wird dies mit dem deutschen Wort Offenbarung wiedergegeben.
Das Christentum ist eine Offenbarungsreligion und hat deshalb etwas über Gott zu sagen. Der Christ darf mit ehrfürchtigem Staunen einen faszinierenden Blick auf das Innerste Gottes selbst werfen, da uns in Christus der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens (Hebr 1,3) begegnet. Wir wollen aufzeigen, dass diese göttliche Offenbarung das Fundament des christlichen Glaubens darstellt und seine Einzigartigkeit begründet. Wir wollen auch die Frage stellen, wie diese Offenbarung vor sich geht und was sie im Kern von Gottes Identität enthüllt.
Karl Josef Wallner
Wie ist Gott?
Die Antwort des christlichen Glaubens
Gebunden, 255 Seiten
18,50
Verlag Media Maria
ISBN 978-3-9813003-4-5
Als Hörbuch lieferbar ab 15.2.2011, 4 CDs
Gelesen von Pater Karl Wallner
20,95
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