Debatte um 'Homo-Ehe' im Pfarrhaus weitet sich aus

29. Jänner 2011 in Deutschland


Gruppe badischer Theologen: Benachteiligung Homosexueller nicht fortsetzen – Württembergische Landeskirche: Grundsätzlich nein, aber…


Karlsruhe/Stuttgart (kath.net/idea) In den Landeskirchen Baden und Württemberg weitet sich die Diskussion um homosexuelle Partnerschaften im Pfarrhaus aus. Eine Gruppe badischer Theologen hat jetzt gefordert, „homosexuell orientierten Menschen diese Möglichkeit künftig nicht mehr zu verwehren“. So heißt es in einem in Karlsruhe verbreiteten Offenen Brief. Zu den elf Erstunterzeichnern gehören der Direktor des Predigerseminars, Martin Treiber (Heidelberg), der Theologieprofessor Helmut Schwier (Heidelberg) und Oberkirchenrat i.R. Jörg Winter (Karlsruhe). Sie bitten die Verantwortlichen in den kirchlichen Gremien, „die Benachteiligung homosexueller Menschen nicht fortzuschreiben“.

Eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft widerspreche weder den Dienstpflichten eines Pfarrers oder einer Pfarrerin „noch dem Bekenntnis zu Jesus Christus als dem alleinigen Haupt der Kirche“. Völlig anderer Ansicht ist ein „Initiativkreis Evangelisches Kirchenprofil“, der bereits Mitte Januar an die Öffentlichkeit getreten war. Er wendet sich dagegen, praktizierenden Homosexuellen den Zugang zum Pfarramt generell zu ermöglichen. Die Initiatoren – darunter Oberkirchenrat i.R. Klaus Baschang (Karlsruhe) und der Theologieprofessor Rainer Mayer (Mannheim) – warnen davor, durch ein Ja zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften im Pfarrhaus die Bedeutung von Ehe und Familie zu schwächen. Sie verweisen ferner darauf, dass die römisch-katholische Kirche und die orthodoxe Kirchen eine Priesterweihe homosexuell lebender Theologen entschieden ablehnen. „Wer also weiterhin praktizierte Homosexualität im Pfarramt zulässt, trennt sich von der Gemeinschaft der Weltchristenheit und verführt die Kirche auf den Weg zur Sekte“, so der Initiativkreis. Die badische Landeskirche will in den kommenden Monaten entscheiden, ob homosexuelle Partnerschaften künftig im Pfarrhaus gelebt werden können.

Württemberg: Grundsätzlich nein, aber ...

Unterdessen hat die württembergische Landeskirche ihre Haltung zu dem Thema erläutert. Die Kirche halte am Leitbild der Ehe von Mann und Frau fest, heißt es in einer Stellungnahme. „Im Grundsatz“ sei das Zusammenleben von gleichgeschlechtlichen Paaren im Pfarrhaus nicht möglich. Zugleich heißt es: „Wenn in sorgfältig geprüften Einzelfällen erkennbar ist, dass der pfarramtliche Dienst, insbesondere der Auftrag zur Verkündigung und Seelsorge, gewährleistet ist und diese Beauftragung vom örtlichen Besetzungsgremium mitgetragen wird, ist eine Ernennung möglich, ohne den Grundsatz in Frage zu stellen.“ Diese Regelungen stünden nicht im Konflikt zum neuen Pfarrdienstrecht der EKD. Im November hatte die Landeskirche auf idea-Anfrage mitgeteilt, dass fünf gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Dienstwohnungen bestehen.

„Liebenzell“: Kurs in Württemberg beibehalten

Auch der Liebenzeller Gemeinschaftsverband hat sich mit einer Stellungnahme in die Debatte eingeschaltet. „Nach unserem Verständnis der Heiligen Schrift ist praktizierte Homosexualität Sünde“, erklärt der Vorsitzende, Pfarrer Hartmut Schmid, im Magazin des Verbandes mit Sitz in Bad Liebenzell. Homosexuelle Praxis entspreche nicht der Schöpfungsordnung Gottes. Der Verband wendet sich zugleich gegen eine Diskriminierung und Ausgrenzung homosexuell empfindender Menschen. Eine Mitarbeit von Christen mit solchen Empfindungen sei möglich, „insofern homosexuelle Praxis nicht als mögliche Lebensform propagiert wird“. Zur Situation in Württemberg heißt es, „Liebenzell“ unterstütze über die Ludwig-Hofacker-Vereinigung die Synodalgruppe Lebendige Gemeinde in dem Bemühen, „den gegenwärtigen Kurs beizubehalten und die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht zuzulassen“. In der badischen Landeskirche will der Verband im Vorfeld der Synode – sie tagt vom 12. bis 16. April in Bad Herrenalb – seine Position zum Thema Homosexualität deutlich machen.


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