Das FBI und der Vatikan

23. Dezember 2010 in Aktuelles


„WikiLeaks“-Dokumente zeigen Kontakte der amerikanischen Bundespolizei zur päpstlichen Gendarmerie auf – Letztes Jahr attackierte eine psychisch labile Frau Papst Benedikt bei der Christmette – Von Ulrich Nersinger


Rom (kath.net/un) „Wir sind vorbereitet“, lautet die freundliche, aber lapidare Antwort eines Verantwortlichen des vatikanischen Sicherheitsapparates. Zu der Frage, ob sich Attacken, wie sie sich bei den mitternächtlichen Weihnachtsmessen des Heiligen Vaters in den vergangenen Jahren zutrugen, wiederholen können, möchte er keinen weiteren Kommentar abgeben. Eine junge Frau hatte am Heiligabend beider Jahre versucht, den Einzug des Papstes nach St. Peter zu stören. 2009 riss sie den Papst zu Boden, bevor der Kommandant der vatikanischen Gendarmerie die psychisch labile Frau mit Schweizer und italienischer Staatsbürgerschaft überwältigen konnte; der 87jährige ehemalige Kurienkardinal Roger Etchegaray war bei dem Tumult verletzt worden und musste mit einem Oberschenkelhalsbruch in ein römisches Krankenhaus gebracht werden. Dass die Täterin auf den Tag genau, in ähnlicher Kleidung und beinahe an derselben Stelle ein zweites Mal eine Attacke auf den Heiligen Vater unternehmen konnte, empfanden die Sicherheitskräfte des Papstes als eine Blamage.

Die Päpstliche Schweizergarde und die vatikanische Gendarmerie sehen sich heute besser gerüstet. Vor allem die Kooperation mit ausländischen Polizei- und Sicherheitsbehörden wurde intensiviert. Schon im Oktober 2008 war der Vatikan als 187. Staat der internationalen kriminalpolizeilichen Organisation INTERPOL beigetreten.

Das Gendarmeriekorps des Vatikanstaates verfügt von Natur aus über sehr gute Beziehungen zu den diversen Polizeieinheiten, Karabinieri und Geheimdiensten der Republik Italien – der Großteil der päpstlichen Gendarmen ist in diesen Institutionen ausgebildet worden. Zudem gibt es beim Vatikan ein Inspektorat der italienischen Polizei, das bei der Sicherung des Petersplatzes mithilft und rund um den Kirchenstaat mit seinen Beamten präsent ist. Die Internetplattform „WikiLeaks“ stellte nun Dokumente ins Netz, die Kontakte der US-amerikanischen Bundespolizei FBI zum Vatikan enthüllen.

Am 19. Dezember 2008 teilte die US-Botschaft in Rom dem State Department in Washington mit, dass sich Julieta Valls Noyes, die Nummer 2 (Deputy Chief) der amerikanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl, mit Dr. Domenico Giani, dem Kommandanten der Gendarmerie des Vatikanstaates, getroffen habe. Beim dem Treffen habe die Diplomatin die Absicht des FBI mitgeteilt, zusammen mit dem Vatikan einen Anti-Terrorismus-Plan zu erstellen, um den Papst vor mögliche Angriffe der Terrororganisation al-Qaida zu schützen.

Aus dem Schreiben geht hervor, dass in der Vergangenheit das FBI von der Gendarmerie bereits in Sicherheitsfragen konsultiert worden sei und man aus dem Vatikan angefragt habe, ob einige Gendarmen nach Quantico, dem Ausbildungszentrum der amerikanischen Polizeibehörde in Virginia, geschickt werden könnten, um dort die Aufspürung und Entschärfung von explosiven Stoffen zu erlernen.


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