Interview mit dem Ehemann von Asia Bibi

5. Dezember 2010 in Interview


‚Wir sind traurig und geprüft von dieser absurden Geschichte’, sagt der pakistanische Christ Ashiq Masih, dessen Frau wegen Verstoß gegen das islamische Blasphemiegesetz im Gefängnis sitzt.


Rom (kath.net/Fides.org) „Wir sind traurig und besorgt. Asia fehlt uns sehr, meine Kinder fragen jeden Tag nach ihr und haben große Sehnsucht. Heute leben wir wie Gefangene: Wir sind zur Zielscheibe extremistischer Gruppen geworden und fürchten um unser Leben. Wir wären bereit, nach Italien oder Amerika auszuwandern, sobald Asia freigelassen wird", sagt der Ehemann von Asia Bibi in einem Exklusiv-Interview mit dem Fidesdienst.

Am 8. November hatte ein Gericht in der Provinz Punjab Bibi zum Tod durch den Strang verurteilt, weil sie den Islam beleidigt habe. Sie war im Juni 2009 in ihrem Dorf Ittan Wali verhaftet worden. Auslöser war ein Streit um Wasser. Bibi hatte auf Geheiß eines Landwirts das Nass für Feldarbeiter geschöpft. Diese weigerten sich jedoch zu trinken, weil das Gefäß von einer Christin berührt und damit „unrein“ geworden sei.

Einige Tage später wurde sie von aufgebrachten Muslimen überfallen und zu einer Moschee geschleppt. Dort sollte sie ihrem Glauben abschwören. Als sie sich weigerte, wurde sie geschlagen. Sie soll auch vergewaltigt worden sein, bevor man sie der Polizei übergab.

Das Gespräch mit dem Ehemann von Asia Bibi, der sich in Lahore, Pakistan, aufhält, wurde durch die Vermittlung der „Masihi Foundation" möglich, die im Fall Asia Bibi Rechtsbeistand leistet und sich um deren Familie kümmert. Es folgt das Gespräch mit Ashiq Masih:

Herr Ashiq, wie fühlen Sie sich heute, wie geht es Ihren Kindern?

Ashiq Masih: Wir sind traurig und geprüft von dieser absurden Geschichte. Asia fehlt uns allen sehr und vor allem die vier kleineren Kinder (eine Tochter der Familie ist verheiratet, Anm. d. Red.) haben große Sehnsucht nach ihr: sie fragen jeden Tag nach der Mutter und wollen, dass sie nach Hause zurückkehrt. Die Stiftung Masihi bemüht sich momentan sehr um uns und wir sind sehr dankbar für diese Hilfe.

Wann haben Sie Asia zuletzt gesehen? Was hat sie Ihnen gesagt?

Ashiq Masih:Ich habe sie zuletzt gestern im Gefängnis besucht. Es ging ihr nicht gut, denn sie sorgt sich um ihre Familie und vor allem um die Kinder. Sie ist unschuldig und trotzdem seit einem Jahr in Haft. Sie wünscht sich, dass dies alles endlich zu Ende sein wird.

Haben Sie Vertrauen in die pakistanischen Institutionen?

Ashiq Masih: Mit Unterstützung der Masihi Foundation unternehmen wir alle rechtlichen Schritte, die im Fall von Asia und zu unserem Schutz notwendig sind. Der Präsident und die Regierung haben Interesse an unserem Fall gezeigt und wissen nun, dass Asia unschuldig ist. Sie haben die eigene Sorge zum Ausdruck gebracht, doch sie sind dem Druck extremistischer Gruppen ausgesetzt. Wir werden auf jeden Fall alle vom Gesetz vorgesehenen prozessualen Schritte unternehmen.

Wurden Sie bedroht?

Ashiq Masih: Viele radikale Islamisten bedrohen uns und suchen nach uns. Wir leben an einem sicheren Ort, doch ich fürchte stetig um unser Leben.

Wären Sie breit, das Land zu verlassen?

Ashiq Masih: Wir wären dazu bereit, sobald Asia freigelassen wird und wir hoffen, dass dies schon bald der Fall sein wird. Sollten wir die Möglichkeit haben, wären wir ohne zu zögern bereit, nach Italien oder Amerika auszuwandern. Heute sind wir sehr besorgt, vor allem auch, was die Schulbildung unserer Kinder und deren Zukunft anbelangt.

Was würden Sie dem Heiligen Vater sagen wollen, der in einem Appell Gerechtigkeit für Asia gefordert hat?

Ashiq Masih: Wir danken ihm von ganzem Herzen und schätzen ihn sehr. Wir freuen uns sehr über seinen Appell und sein besonderes Augenmerk für Asia und für alle Christen in Not in Pakistan macht uns Mut.


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