Vatikansprecher: Fortschritt in kirchlicher Kommunikation

6. Oktober 2010 in Aktuelles


Katholischer Pressekongress in Rom: Lombardi zeigt erfolgreichen innervatikanischen Lernprozess anhand der jüngsten Papstreise nach Großbritannien auf


Rom (kath.net/KAP) Die Kommunikation der katholischen Kirche ist nach Ansicht von Vatikansprecher P. Federico Lombardi in Folge der jüngsten Skandale besser und transparenter geworden. Dazu trügen auch die neuen Medienwelten bei, erklärte Lombardi beim katholischen Pressekongress in Rom vor mehr als 200 Teilnehmern aus 85 Ländern. Der Kongress geht am Donnerstag mit einem Papstempfang zu Ende.

Lombardi zeigte den erfolgreichen innervatikanischen Lernprozess anhand der jüngsten Papstreise nach Großbritannien auf. Dort habe sich gezeigt, dass die Möglichkeit eines direkten Zugangs zu Originalredetexten des Papstes und die Wege einer schnelleren und umfassenderen Reaktion auf neue Themensetzungen dazu beitragen, verzerrte Berichterstattungen zu vermeiden oder zu korrigieren.

Lombardi betonte, die neuen technischen Möglichkeiten, zu denen er auch die unabhängigen Blogs zählte, hätten Auswirkungen auf die Kommunikationsstrategien des Vatikan. Die Botschaften müssten kürzer und leichter verständlich werden.

Auch die unmittelbare Glaubwürdigkeit des Verkünders einer Botschaft werde immer wichtiger. Hier sei die überzeugende Persönlichkeit Benedikts XVI. mit seiner Einfachheit ebenso wirksam wie die charismatische von Johannes Paul II.

Wichtig sei auch die beständige Konzentration Benedikts auf wenige Themen - wie den Glauben an Gott, das Miteinander von Glauben und Vernunft und den Dialog der Konfessionen und Religionen.

Mit Blick auf die Skandale der letzten beiden Jahre erklärte der Vatikansprecher, der Heilige Stuhl habe enorme Fortschritte in Richtung Transparenz gemacht. Dass der Papst eigene Fehler im Williamson-Skandal ausführlich eingestanden habe, sei ebenso ein Novum gewesen wie die Veröffentlichung der früher geheim gehaltenen kirchenrechtlichen Normen zum Strafverfahren gegen Missbrauchstäter.

Für die Zukunft sei es wichtig, dass die Kirche vor allem bei den Themen "Sex" und "Geld", die gerne als Anlass für Skandalwellen genommen würden, noch transparenter und effizienter in ihrer Kommunikation werde. Dazu gehört nach Angaben Lombardis auch die Vernetzung des Vatikans mit den Pressesprechern der Diözesen, Bischofskonferenzen und Ordensgemeinschaften.

Weil mediale Krisen sich in einer digitalisierten und vernetzten Medienwelt immer schneller, immer weltweit und immer gleichzeitiger - d.h. in den verschiedensten Medien - auswachsen könnten, sei eine professionelle kirchliche Medienarbeit umso stärker gefragt. Nur eine rasche und transparente Kommunikation könne in der Krise die Glaubwürdigkeit der Kirche stärken.

Deutschland: "Flügelkämpfe" Gefahr

Meinungsfreiheit als hohes Gut, und zwar auch für kirchliche Medienverantwortliche, stehe prinzipiell nicht im Widerspruch zur kirchlichen Einheit und zum Wahrheitsanspruch der Kirche, hoben kirchliche Medienexperten bei dem Pressekongress hervor. Gleichzeitig machten sie allerdings darauf aufmerksam, dass die dafür nötige Balance durch innerkirchliche Spannungen ständig gefährdet sei.

Mit deutlichen Worten warnte etwa der Chefredakteur der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA, Ludwig Ring-Eifel, vor feststellbaren "innerkirchlichen Flügelkämpfen" und dem "Kampf ums Geld". Beide lähmten guten Journalismus und würden derzeit das kirchliche Pressewesen in Deutschland gefährden, zeigte sich der KNA-Chefredakteur besorgt.

Je stärker die Einheit in der Kirche sei, umso besser sei es auch möglich, Kontroverses zu thematisieren und zum Gegenstand der kirchlichen Medien zu machen, meinte Ring-Eifel. Ein Widerspruch zwischen kirchlicher Einheit und Meinungsfreiheit entstehe aber in einer "gespaltenen Kirche".

Ähnlich wie in politischen Parteien würden dann die jeweiligen Gruppen versuchen, "ihre Leute" in wichtige Positionen zu bringen. Gerade die Schlüsselfunktionen im Medienbereich seien dabei besonders begehrt. Diese Mechanismen und der "Kampf ums Geld" angesichts knapper werdender Finanzen und einer sinkenden Leserschaft "paralysieren" das deutsche kirchliche Pressewesen im Augenblick, konstatierte Ring-Eifel.

Als Ausweg aus dieser Krise empfahl der KNA-Chefredakteur den Blick auf erfolgreiche außerkirchliche Printprodukte und nannte den britischen "Economist" und das amerikanische "Wall Street Journal". Beide Kaufzeitungen würden exzellenten Journalismus bieten, hilfreiche Informationen für die Nutzer bieten und glaubwürdig einen klaren Set an fundamentalen Überzeugungen hinsichtlich der Marktwirtschaft bieten.

Von daher zeige sich auch ein Ausweg aus der kirchlichen Pressekrise: mehr innerkirchliche Gemeinsamkeit, weniger Subventionen und professioneller Journalismus, zeigte sich Ludwig Ring-Eifel überzeugt.

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