3. September 2010 in Aktuelles
Die Priorität der Hermeneutik der Kontinuität - Erzbischof Koch und seine Erfahrungen in Castel Gandolfo - Von Dr. Armin Schwibach / Rom
Rom (kath.net/as)
Das diesjährige Treffen des Ratzinger Schülerkreises in Castel Gandolfo war der Reflexion über das II. Vatikanische Konzil und dessen Interpretation gewidmet. Treue zur Tradition, Offenheit für die Zukunft: mit diesen Worten fasste der Hauptvortragende der Begegnung, Erzbischof Kurt Koch, die korrekteste Interpretation des Konzils zusammen, das auch im dritten Jahrtausend die Magna Charta der Kirche bleibe.
Gegenüber der vatikanischen Zeitung LOsservatore Romano (Ausgabe vom 1. September 2010) fasste der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen seine Eindrücke und sowie die ersten Ergebnisse zusammen. Die Begegnung des Schülerkreises mit Papst Benedikt XVI. bezeichnete er dabei als eine konkrete, lebhafte und positive Erfahrung.
In seinem ersten Vortrag habe Koch eine Reflexion zur Lesart und Interpretation des II. Vatikanischen Konzils vorgelegt und dabei auf die Priorität einer Hermeneutik der Kontinuität verwiesen. Diese Problematik sei dann in einem zweiten Vortrag wieder aufgenommen und weiter ausgearbeitet worden. Dabei habe Koch vor allem die Konstitution über die Liturgie Sacrosanctum Concilium vertieft, um auf konkrete Weise zu zeigen, wie eine Hermeneutik der Reform verwirklicht werden könne.
Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen arbeitet im Auftrag des Papstes
Den beiden Vorträgen sei jeweils eine Stunde der Diskussion gefolgt. Dabei sei es deutlich geworden, so Erzbischof koch weiter, die geistliche Dimension des christlichen Lebens in all seinen Aspekten zu erfassen. Der konkrete Charakter habe die Diskussionen sehr nützlich für die Arbeit eines jeden der Teilnehmer gemacht, was auch durch die ermunternden Worte des Papstes bestätigt worden sei, als dieser Koch am 30. August in Privataudienz empfangen habe: Wir haben über meine neue ökumenische Herausforderung gesprochen, da der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen keine in sich stehende Wirklichkeit ist, sondern einen Auftrag des Papstes hat, um zu sehen, wie sich der Dialog künftig entwickeln kann.
Der Sinn der Hermeneutik der Reform
Im Zentrum des ersten Vortrages habe das II. Vatikanische Konzil zwischen Tradition und Erneuerung gestanden, so Koch weiter. Das Thema habe er in sieben Punkte gegliedert: 1. Eine Geschichte der Rezeption und der fehlenden Rezeption; 2. Hermeneutik der Reform in einer grundlegenden Kontinuität; 3. Traditionsbruch des Konzils?; Rückkehr zu den Quellen und Aggiornamento; 4. Kriterien einer Hermeneutik der Reform (ganzheitliche Interpretation der Konzilstexte, Einheit von Dogmatik und Pastoral, keine Trennung zwischen Geist und Buchstaben); 5. Katholische Breite und Fülle; 6. Das Erbe des Konzils in den aktuellen Herausforderungen; 7. Kirchliche Reform als geistliche Aufgabe.
Die Liturgie Mittelpunkt der Hermeneutik des Konzils
Der zweite Vortrag habe sich auf das Thema der nachkonziliaren Liturgiereform zwischen Kontinuität und Diskontinuität konzentriert. Wie Erzbischof Koch erklärt, habe er sich dabei mit acht Einzelthematiken auseinandergesetzt. Ausgehend von der Feststellung, dass die Liturgie der Kernpunkt der konziliaren Hermeneutik ist, seien die folgenden Punkte behandelt worden: 1. Phänomenologie und Theologie der Liturgie; 2. Die Liturgie in ihrer organischen Entwicklung (mit dem Prinzip der participatio actuosa aller Gläubigen an der Liturgie und mit dem Prinzip einer leichteren Verstehbarkeit und Einfachheit der Riten); 3. Licht und Schatten in der nachkonziliaren Liturgie; 4. Die Bewahrung des großen Erbes der Liturgie; 5. Die notwendige Reform der Reform, die auf dem Primat der Christologie gründen müsse; 6. Die Einheit des neutestamentlichen Kultes und der neutestamentlichen Liturgie; 7. Die christliche Liturgie und die Religionen der Menschheit; 8. Die kosmische Dimension der Liturgie.
Die Neubelebung des Paschageheimnisses sei dann die letzte Thematik gewesen, die vor den abschließenden Bemerkungen den Gegenstand der Überlegungen gebildet habe.
© 2010 www.kath.net