Journalisten sehen ‚systematische Angriffe’ auf Ratzinger

26. August 2010 in Aktuelles


Die Vatikan-Berichterstatter Tornielli und Rodari analysieren in ihrem neuem Buch Streitthemen des Pontifikats: Auffallend sei, dass Attacken gegen den Papst oft nach wichtigen vatikanischen Entscheidungen anfingen.


Rom (kath.net/KAP) Papst Benedikt XVI. ist nach Ansicht der italienischen Journalisten Andrea Tornielli und Paolo Rodari systematischen Attacken der internationalen Medien ausgesetzt. Es bestünden "negative Vorurteile" gegenüber allem, was der Papst tue oder sage; seine Botschaft und seine Initiativen würden dadurch an den Rand gedrängt, schreiben die Vatikanisten in ihrem am Mittwoch in Italien erschienenen Buch "Attacco a Ratzinger" (Angriff auf Ratzinger). Ein Komplott oder eine einheitliche Regie stehe nicht dahinter, meinen die Autoren, auch wenn es durchaus gemeinsame Interessen von Gruppen oder Strömungen gebe, die den Papst diskreditieren und die moralische Autorität der Kirche schwächen wollten.

Tornielli ("Il Giornale") und Rodari ("Il Foglio") analysieren in dem bei "Piemme" erschienenen 315 Seiten dicken Buch die großen Diskussions- und Streitthemen des Pontifikats. Sie beginnen mit der Regensburger Rede und den "politisch unkorrekten" Mohammed-Zitaten, beleuchten die Ernennung und Absetzung des umstrittenen Warschauer Erzbischofs Stanislaw Wielgus und das Dekret zur breiteren Zulassung des außerordentlichen Messritus. Sie gehen der Teil-Rehabilitierung der Traditionalisten-Bischöfe und der "Falle" des Holocaust-Leugners Williamson nach.

Ausführlich befassen sie sich mit dem seit Jahresbeginn 2010 neu entbrannten Pädophilieskandal. Auffallend sei, dass Attacken gegen den Papst oft nach wichtigen vatikanischen Entscheidungen anfingen. Der jüngste Pädophilie-Skandal sei wenige Wochen nach der Zuerkennung des heroischen Tugendgrades für Pius XII. entbrannt, heben die Autoren hervor.

Die Vorwürfe und Attacken gegen den Papst hätten sich zweifelsohne vervielfacht, schreiben die Autoren im Vorwort. Einmal werfe man dem Pontifex unklare Ausdrucksweisen vor, mal Fehler in der Kommunikation, ein andermal beanstande man, dass er die Kurie ungenügend koordiniere oder ungeeignete Mitarbeiter um sich schare.

Eine These der Autoren: Der Papst verfüge über gute, enge und loyale Mitarbeiter. Aber wenn es heikel werde, bleibe Benedikt XVI. oft "objektiv allein". Es gebe keine Mannschaft, die dafür sorgte, dass bestimmte Probleme nicht passierten, die über effiziente Reaktionen nachdenke. Die Angriffe kämen meist von außen, mitunter aber auch aus der Kirche selbst heraus; und ungewollt würden sie auch durch ein unzureichendes Krisenmanagement gefördert.

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