Nach Kirchenbeschimpfung kommt jetzt Rücktritt von Pfarrer Broch

13. August 2010 in Deutschland


Der umstrittene Direk­tor des "Instituts zur Förderung des publizistischen Nachwuchses" hat laut der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) das "nötige Vertrauen zahlreicher Bischöfe" verloren - Zollitsch würdigt Broch zum Abschied


Bonn (kath.net)
Pfarrer Michael Broch wird zum 15. August das Amt des Geistlichen Direk­tors des „Instituts zur Förderung des publizistischen Nachwuchses“ (ifp) auf­geben. Zu seiner Entscheidung hat den Geistlichen der Umstand veranlasst, dass er laut einer Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) das "nötige Vertrauen zahlreicher Bischöfe" verloren hatte, nachdem am 22. Mai in der Leonberger Kreiszeitung ein Interview mit ihm veröffentlicht worden war. Laut der DBK enthielt das Interview "einige Bewertungen der kirchlichen Lage und zuspitzende Aussagen", die in der Bischofskonferenz für unvereinbar gelten mit der Verantwortung, die dem Geistlichen Direktor des ifp zufällt.

Wörtlich sagte Broch damals in der Zeitung: "Das System Kirche darf nicht von ein paar zölibatären Männern beherrscht werden. Ein Kardinal Ratzinger war nie liberal. Er kommt aus einer kirchlichen Bischofshierachie heraus, deren Bunkermentalität auffällig ist. Wenn ein Bischof nach draußen geht, zu Altarweihen, Festgottesdiensten, dann wird ihm doch nur zugejubelt. Ich habe bei Professor Ratzinger und bei Professor Küng mein Staatsexamen in Tübingen abgelegt. Während der Küng schon immer seine eigene Art pflegte, waren für Ratzinger die Kirchenväter das große Thema. Ich denke, das zeigt doch einiges."

Zur Sexualmoral sagte er außerdem: "Ich habe keine Angst um die Kirche. Aber unser derzeitiges System hält sich so nicht. Wer sind wir denn, mit einer völlig antiquierten Sexualmoral? Das gefährliche an der katholischen Kirche ist das geschlossene System, die Männerwirtschaft. Das Priesteramt ist häufig für junge Neoklerikale interessant, die schon im Studium gerne mit dem römischen Kragen rumrennen würden. Den müsste ich gerade im Staatstheater im Kostümfundus holen. Wenn es so weitergeht, fährt Papst Benedikt die Kirche an die Wand!"

Bereits wenige Tage zuvor hatte Broch im Rahmen eines Wortes zum "2. Ökumenischen Kirchentag in München" in einem "Wort zum Sonntag" in Kooperation mit "katholisch.de", dem offiziellen Portal der römisch-katholischen Kirche Deutschlands, angesichts der Missbrauchsfälle einiger Kleriker folgendes verkünden: "Dass das von zölibatären Männern beherrschte System Kirche sich öffnet für demokratische Strukturen, sich öffnet für die Gleichstellung von Frau und Mann in allen Bereichen. Dass die Kirche offen, bescheiden, mitfühlend gerade auch auf die Menschen zugeht, die anders leben, als es offiziell- kirchlichen Vorstellungen entspricht. Ich denke an wiederverheiratete Geschiedene oder an homosexuelle Partnerschaften." Broch meint dann weiters, dass niemand die Wahrheit besitze, keine Religion und keine Kirche.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte in einem Schreiben an Pfarrer Broch dessen "langjährige Verdienste in der kirchlichen Medienarbeit" und bedauerte, dass sein Wirken im Bereich der kirchlichen Förderung des journalistischen Nachwuchses kurz nach Beginn bereits zum Erliegen kommt. Zugleich wünschte er Pfarrer Broch für seine auch weiterhin wichtige Medienarbeit viel Erfolg. In einem Brief an die journalistische Direktorin des ifp, Frau Dr. Elvira Steppacher, hat der Vorsitzende zugesagt, dass er die Suche nach einem Nachfol­ger als Geistlichen Direktor nach Kräften unterstützen wird. Zugleich brachte er seine Hoffnung zum Ausdruck, dass man die Beweggründe sowohl der Bischöfe als auch von Pfarrer Broch auch dann respektieren werde, wenn man sie persönlich nicht für schlüssig hält.


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