Prager Erzbischof: Aufarbeitung der Vergangenheit schwierig

22. Juli 2010 in Chronik


Eine umfassende Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit ist nach Einschätzung des Prager Erzbischofs Dominik Duka in seiner Heimat weiter schwierig.


Frankfurt (kath.net/KNA)
Eine umfassende Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit ist nach Einschätzung des Prager Erzbischofs Dominik Duka in seiner Heimat weiter schwierig. Eine juristische Aufarbeitung von Fällen, in denen Priester oder Bischöfe mit der damaligen kommunistischen Geheimpolizei kollaboriert haben, «war und ist bis heute in der Kirche nicht möglich», sagte Duka im Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Dienstag). Arbeitsrechtliche Sanktionen gebe es nur im staatlichen Bereich.

In Ermangelung einer eindeutigen Aktenlage habe jeder Bischof oder Ordensobere nach der Revolution das Gespräch mit Geistlichen gesucht, die der Zusammenarbeit verdächtigt worden waren. Wer «wissentlich und willentlich mit dem Geheimdienst kooperiert und sich schuldig gemacht hatte, wurde aus seinen Ämtern entfernt und in den Ruhestand versetzt».

Duka erläuterte, dass die «Unterlagen der Ministerien und Geheimdienste bis heute in verschiedensten Händen» seien und noch immer als «Waffe im politischen Kampf eingesetzt» würden. Dies sei ein Problem.

Zuversichtlich äußerte sich der Erzbischof hinsichtlich der Frage von enteignetem Kircheneigentum. Die Vorbereitungen für den Vertrag zwischen dem Vatikan und dem Staat gäben Anlass zu Hoffnung. Duka hatte Ende Mai mit Staatspräsident Vaclav Klaus eine Einigung über die Nutzung des Veitsdoms erzielt und damit einen fast zwei Jahrzehnte währenden Streit beendet. Die Kirche unterhält danach die Kathedrale mit dem Geld, das ihr der Staat dafür zur Verfügung stellt.

Duka sagte im Interview: «Das Abkommen betrifft nicht das Eigentum an der Kathedrale, sondern ihre gemeinsame Nutzung.» Die Diözese sei «gar nicht imstande, die Kosten für die Erhaltung» des Doms zu tragen. Das übernehme nun der Staat. Er sei «zuversichtlich, dass das Abkommen den Weg geöffnet hat für ein umfassendes Vertragswerk und ein entsprechendes Gesetz».

Mit Blick auf die gegenwärtige Lage der Kirche forderte der Prager Erzbischof mehr Nähe zur Gesellschaft. Nach der Wende habe man erfahren, wie schwach die Kirche geworden sei. Zwischen der Kirche als Institution und den Intellektuellen habe es eine Entfremdung gegeben. Angesehen seien hingegen die kirchlichen sozialen und Bildungseinrichtungen.

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