Kirchenk(r)ampf

5. Juli 2010 in Deutschland


In der katholischen Kirche gibt es nach Ansicht des Münsteraner Kirchenrechtlers Thomas Schüller einen Richtungskampf zwischen konservativen und liberalen Kräften,


Münster (kath.net/KNA)
In der katholischen Kirche gibt es nach Ansicht des Münsteraner Kirchenrechtlers Thomas Schüller einen Richtungskampf zwischen konservativen und liberalen Kräften, der auch auf dem Gebiet der Liturgie ausgetragen wird. «Der dramatische Begriff Kampf trifft es ganz gut», sagte Schüller am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Münster. «Es geht wirklich um die Deutungshoheit über die Verbindlichkeit der Beschlüsse des Zweiten Vatikanums.» Dabei verwies Schüller auf die Debatten um die Gottesdienste nach dem alten tridentinischen Ritus. Vor drei Jahren, am 7. Juli 2007, hatte Papst Benedikt XVI. mit dem Erlass «Summorum pontificum» diese alte Messform von 1962 wieder allgemein als außerordentliche Form der Liturgie zugelassen.

Nach Einschätzung Schüllers wollte der Papst mit diesem Schritt die Gräben zuschütten, die sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zwischen verschiedenen Gruppierungen aufgetan hätten. Sicher habe er dabei «heilsame Effekte ausgelöst», was die Würde der Liturgie angeht. Schüller sieht etwa eine gewachsene Sensibilität für die Frage, «wie man würdevoll die Messe feiern kann, ohne das Volk Gottes auszusperren, aber auch ohne Aktionismus am Altar und ohne Showcharakter».

Auf der anderen Seite, so Schüller, habe bei dem Erlass auch eine Aussöhnung mit traditionalistischen Gruppen wie der Piusbruderschaft, die wesentliche Konzilsbeschlüsse ablehnen, eine Rolle gespielt. Hier sei auch «Porzellan zerschlagen worden». Viele Beobachter hätten den Eindruck gewonnen, dass der Papst Splittergruppen am rechten Rand sehr viel Aufmerksamkeit schenke, während er auf der linken Seite «unversöhnlicher» sei.

Tatsächlich werde es mit Benedikt XVI. jedoch «kein Zurück» hinter das Zweite Vatikanum geben, betonte Schüller. «Das passt auch nicht zu seinem theologischen Profil.» Auch habe er nicht den Eindruck, dass die Zahl der Gottesdienste im alten Ritus in Deutschland deutlich zugenommen hätte, so Schüller. Der Erlass «Summorum pontificum» trat am 14. September 2007 in Kraft. Zum dritten Jahrestag will der Vatikan eine Bilanz vorlegen.

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