8. Juni 2010 in Aktuelles
Erklärt sich die Türkei zur "Heimat der Verrückten", um Gewalt gegen Christen zu kaschieren? "Il Giornale"-Journalist Andrea Tornielli vermisst bislang die Wahrheitsfindung im tragischen Fall von Erzbischof Luigi Padovese.
Rom (kath.net) Gedanken über die Ermordung von Erzbischof Luigi Padovese, des Vorsitzenden der Türkischen Bischofskonferenz, macht sich Andrea Tornielli, Vaticanista der Zeitung "Il Giornale", in seinem Blog. "Der Mörder wurde als psychisch instabil bezeichnet, aber die Türkei scheint in den letzten Jahren (und schon zuvor, man erinnere sich an einen gewissen Ali Agca) zur Heimat der Verrückten geworden zu sein, die sich rein zufällig genau gegen christliche Ordensleute aus dem Ausland richten und versuchen sie umzubringen", schreibt der Journalist.
Er erinnert an die Worte des Erzbischofs von Smyrna, Ruggero Franceschini, nach der Erdolchung eines Franziskanerpaters im Jahr 2007 in der Türkei. Dieser hatte gesagt: "Wieder einmal werden sie sagen, dass es die Tat eines Verrückten war. Aber wir müssen schon zugeben, dass seit rund eineinhalb Jahren in der Türkei die Taten von Verrückten beträchtlich angestiegen sind, die sich rein zufällig gegen die christlichen Ordensleute aus dem Ausland richten."
Tornielli meint weiter: "Die grausame Gewalt, mit der Padovese umgebracht wurde - ihm wurde fast der Kopf abgehackt - lässt sich nicht mit einem Streit erklären. Sein Mörder kam mit seinem Bruder auf einem Motorrad ins Haus des Bischofs, und wahrscheinlich trug er die Mordwaffe schon bei sich - denn man schneidet einem Menschen nicht den Kopf mit einem Küchenmesser ab...
Außerdem war Murat Altun, der 26-jährige Chauffeur des Bischofs, der diesen Posten im Dienst des Apostolischen Vikars von Anatolien von seinem Vater übernommen hatte, kein christlicher Konvertit. Vielmehr war er sehr verwurzelt im Milieu seiner Stadt, und es lässt sich nicht ausschließen, dass er Kontakt mit radikalen nationalistischen Kräften hatte. Und da bleibt noch die Frage, warum Monsignore Padovese nur wenige Stunden vor seinem Tod die zwei Flugtickets nach Zypern stornierte, wo er hinfliegen wollte, um dem Papst bei seinem Besuch nahe zu sein."
Papst Benedikt XVI. habe wegen des Zypern-Besuchs wohl sehr bewusst nur sehr zurückhaltend zu diesem Thema gesprochen, schließt Tornielli. "Aber Ratzinger hat auch gesagt, dass es nötig ist, mehr darüber herauszufinden. Und die 'Wahrheit', die bis heute ans Licht gekommen ist, lässt viele Zweifel ungelöst."
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