Pater Werenfried van Straaten: ‚Die Frau und der Drache‘

1. Mai 2010 in Spirituelles


Ansprache im Hochamt mit Erzbischof Dr. Johannes Dyba am 13. September 1987 in der Marienbasilika Kevelaer.


Kevelaer (www.kath.net)
Ein großes Zeichen erschien am Himmel: Eine Frau, bekleidet mit der Sonne, der Mond unter ihren Füßen, und eine Krone von zwölf Sternen auf ihrem Haupte. Und noch ein anderes Zeichen erschien am Himmel. Siehe, ein großer feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, und sieben Krone auf seinen Köpfen. Sein Schwanz riss den dritten Teil der Sterne des Himmels hinter sich her und warf sie auf die Erde. Der Drache stellte sich vor die Frau, die gebären sollte, hin, um ihr Kind gleich nach der Geburt zu verschlingen. Sie gebar einen Knaben, der alle Völker mit eisernem Zepter regieren soll. Das Kind ward zu Gott auf seinen Thron entrückt. Die Frau aber floh in die Wüste. Dort hatte ihr Gott eine Stätte bereitet. Und ich hörte eine starke Stimme im Himmel sagen: Nun ist gekommen das Heil, die Macht und das Reich unseres Gottes, und die Macht seines Gesalbten. (Offenbarung ...)

Die Frau und der Drache

Meine lieben Freunde, Wohltäterinnen und Wohltäter der verfolgten Kirche des Werkes „Kirche in Not / Ostpriesterhilfe“!

In der Lesung aus dem Buch der Offenbarung beschreibt uns heute Johannes die berühmte Erscheinung der Frau und des Drachens, die er wahrscheinlich deswegen ein großes Zeichen nennt, weil es von größter Bedeutung für das Verständnis der Kirchengeschichte ist. Er sieht eine Frau, bekleidet mit der Sonne, den Mond zu ihren Füßen, und auf ihrem Haupt einen Kranz von zwölf Sternen. Die Liturgie wendet diese Worte auf Maria an, die die Mutter Christi und zugleich Sinnbild und wichtigstes Mitglied des heiligen Kirche ist. Ihr Schmuck mit Sonne, Mond und Sternen ist ein Zeichen ihres himmlischen Wesens. Sie gebar einen Sohn, Christus, auf den der messianische Psalmvers angewandt wird, „der alle Völker mit Eisenzepter weiden wird.“ Das heißt, dass alle, auch seine Gegner, ihm Gehorsam erweisen werden. Dieser Christus, das Kind der Frau, wurde zu Gott und seinem Thron entrückt. Das weist auf seine Himmelfahrt hin, auf ein wunderbares Eingreifen Gottes, der seinen Messias der Macht seiner Gegner entrückt und ihn zum Herrscher der Welt bestellt.

Und noch ein anderes Zeichen erscheint am Himmel: Der Gegner der Frau und des Kindes, ein großer feuerroter Drache, an anderer Stelle genannt „die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt“, die einst Eva verführt hat und von Maria besiegt wird. Die feuerrote Farbe deutete seine Mordgier an. Darum hat Christus ihn ja „den Mörder von Anbeginn“ genannt. Er hat sieben Köpfe, das weist auf seine Fressgier hin, denn „der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Er hat zehn Hörner, Zeichen seiner gewaltigen Macht. Und auf seinem Köpfen trägt er sieben Kronen als Ausdruck seines Königtums; denn der Teufel beansprucht die Weltherrschaft und wird von Christus „der Fürst dieser Welt“ genannt. Dieser feuerrote Drache fegt den dritten Teil der Sterne vom Himmel hinweg und zeigt damit seinen Hass gegen das Licht, Symbol von Gott selbst, der sich in das Licht hüllt wie in ein Kleid. Und er stand vor der Frau, auf dass er ihr das Kind verschlinge. In diesem teuflischen Versuch ist der ganze unversöhnliche Hass Satans gegen Christus und seinen mystischen Leib eingeschlossen. Denn während der zum Himmel hinaufgestiegene Christus für ewig der Macht des Drachens entzogen ist, bleibt auf Erden die Frau, mit der jetzt die Kirche gemeint ist, der Verfolgung des Teufels ausgesetzt. Sie flüchtet in die Wüste, wo Gott ihr eine Stätte bereitet hat. Das bedeutet, dass die heilige Kirche trotz Verfolgung immer unter dem Schutz Gottes steht.

Aufstand gegen Gott

Vor einigen Jahren sagte mir der Bischof von Fatima: „Ihr Werk hat einen Platz im Herzen der Fatima-Botschaft!“ Der Grund dafür ist, dass sowohl Fatima als auch unser Werk im Zusammenhang mit der kommunistischen Weltrevolution stehen, die eine der aktuellsten Formen des uralten Kampfes zwischen dem Drachen und der Frau ist. Diese Revolution ist in ihrem tiefsten Wesen ein Totalaufstand gegen Gott. In Fatima zeigte die Gottesmutter das Heilmittel. Ihre Botschaft fand wenig Glauben. Somit brach der Zweite Weltkrieg aus. Dieser endete mit einem Sieg des Kommunismus, der sich ein Drittel der Menschheit unterwarf. Millionen von Flüchtlingen und Unterjochten, ein Eiserner Vorhang quer durch Europa, eine Mauer durch Berlin und eine unerhörte Christenverfolgung waren die Folgen. Als Antwort darauf ist vor 40 Jahren unser Werk entstanden.

Nachdem ich mich 40 Jahre angestrengt habe, um den Opfern des Kommunismus zu helfen, glaube ich mit einiger Sachkenntnis über den Kommunismus mitreden zu können. Und ich sage euch: Jenseits des Spieles der Diplomaten und des endlosen Geredes der internationalen Konferenzen wütet der Kampf, den Johannes in der Vision der Frau und des Drachens geschildert hat. Der Anführer der höllischen Geister ist Satan. An der Spitze des himmlischen Heeres steht die Königin der Engel. Er, der zu Gott „Nein“ gesagt hat, kämpft gegen sie, die „Ja“ gesagt hat. Das ist der wahre Sinne des heutigen Zeitgeschehens und die einzige Geschichtsphilosophie, die die letzten Ursachen erklärt. Beeindruckt vom neuen Kommunistentyp „made in the Sowjetunion“ leben jetzt viele in der Euphorie, dass der Kommunismus seinen militanten atheistischen Charakter verloren habe. Das aber ist eine Illusion! Der vom kirchlichen Lehramt unheilbar erklärte Kommunismus ändert zwar seine Taktik, aber nie sein satanisches Endziel: Die Verneinung und gewaltsame Verbannung Gottes aus Verstand, Herzen und Bewusstsein der Gläubigen und die Vernichtung jeglicher Religion. Darum bleibt der Kommunismus auch unter Gorbatschow eine tödliche Gefahr für das Gottesreich.

Die Botschaft von Fatima

In Fatima hat Maria uns den Weg zur Rettung gezeigt. Und die Reisen, die zwei Päpste nach Fatima gemacht haben, waren ein äußerster Versuch, um endlich Mariens Aufruf zum Gebet, zur Buße und zur Weihe an ihr unbeflecktes Herz Eingang in die Herzen der Christen zu verschaffen. Denn Maria hatte diesem Aufruf hinzugefügt: Wenn man auf mich hört, wird Rußland sich bekehren! Wenn nicht, wird es seine Irrtümer über die Welt verbreiten, Kriege und Kirchenverfolgungen entfesseln. Viele Gerechte werden gemartert werden. Der Heilige Vater wird viel leiden müssen. Ganze Völker werden vernichtet werden. Die unglücklichen Jahre, die hinter uns liegen, und die Katastrophen, die uns bedrohen, sind ein Plädoyer für die Glaubwürdigkeit dieser Mahnung. Darum erschallte in Fatima der ergreifende Notschrei des Stellvertreters Christi: Die Welt ist in Gefahr!

Nicht ohne Grund wiederholte der Heilige Vater dort seine Warnungen vor der geistlichen Anarchie, die sich in der Kirche breit macht. Nicht ohne Grund verteidigte er die vom Konzil angestrebte christliche Lebenserneuerung gegen falsche Auslegungen. Nicht ohne Grund wandte er sich gegen Unruhestifter, gegen Verwüster wesentlicher kirchlicher Strukturen, gegen alle, die anstatt sich mit apostolischer Liebe um die Rettung der Seelen zu kümmern, einen Vergleich mit törichten modernen Ideologien und mit dem profanen Geist dieser Welt suchen. Denn diese Verfälschung des Konzils zersetzt die Widerstandskraft der Kirche gegen die satanischen Mächte, die das Gottesreich jetzt bedrohen. Sie ist Verrat an der verfolgten Kirche. Im Osten sind in den letzten Jahren nicht nur viele Illusionen über einen humaneren Kommunismus, über Freiheit und Frieden, sondern auch viele Illusionen über uns gestorben.

Die Wirklichkeit des Bösen

Wenn es wahr ist, dass der uralte Kampf zwischen dem Drachen und der Frau, zwischen Maria und dem Teufel, alles erklärt, was heute in der Kirche und in der Welt geschieht, dann ist es eine Torheit, die Augen vor der Realität des Teufels zu verschließen, und dann ist es religiöser Selbstmord, wenn man Maria aus dem Bewusstsein und der Frömmigkeit des gläubigen Volkes zu vertreiben versucht. Leider müssen wir feststellen, dass diese Torheit und dieser geistliche Selbstmord jetzt katastrophale Wirklichkeit geworden sind. Den Teufel gibt es wirklich. Er ist sichtbar im Kommunismus. Denn die kommunistische Glaubensverfolgung ist nichts anderes als ein gegen Gott selbst geschmiedetes Komplott, und zwar von dem Einzigen, der sich anmaßt, den Allmächtigen von seinem Thron zu stoßen. Sie ist ein total unbegründeter Krieg gegen den Herrn des Lichtes, der mit eiserner Konsequenz von einer Handvoll Trabanten des Fürsten der Finsternis geführt wird.

Diesem ist es von neuem gelungen, von beklagenswerten Menschen Besitz zu nehmen, die – auf den Gipfel der Macht erhoben – unzählige Menschen durch Betrug, Irreführung, durch Lügen und Lächeln verblenden, und die Erde von ihrer Tyrannei erzittern lassen. Unter den Peitschenhieben seines Hasses leisten sie bisweilen unerhörtes, um sich die ganze Welt untertan zu machen, nicht um dem Glück der Völker zu dienen, sondern um Unordnung zu stiften und die Freude Gottes an seiner Schöpfung zu verderben. Überall im Kommunismus findet man die Spuren des gefallenen Engels, der bis in alle Ewigkeit Gottes Gegner bleibt. Seine Lügen liegen im Mund der Prahler, die die Welt so schamlos bluffen mit einem Paradies, das in Wirklichkeit nicht genug Brot liefert, um den Hunger zu stillen.

Seine Verstocktheit ist spürbar in Ideologen, die kein Misserfolg zur Einsicht ihres Irrtums bringt. Seine endgültige Abkehr von Gott zeigt sich in gottlosen Parteiführern, die zu jeder Kursänderung, aber niemals zu religiöser Toleranz bereit sind. Es ist der Teufel selbst, der den Kommunismus gebraucht für seinen Kampf gegen die Frau und ihr Kind, Christus, der von Gott eingesetzt wurde, um die Menschheit zu einem Glück zu führen, das dem Satan unwiderruflich verloren gegangen ist.

Die Verführung der Völker

Ja, es gibt den Fürsten der Finsternis, den roten Drachen der Apokalypse, den gefallenen Engel, der Satan heißt. Er ist der geniale Organisator der Bosheit, eine große Macht ist ihm gegeben. Nicht ohne Grund nennt ihn Christus den „Fürsten dieser Welt“. Es ist eine Dummheit, seinen Einfluss zu bagatellisieren. Er tritt nämlich nicht allein mit menschlicher Schlauheit auf. Ein überirdischer Verstand entwirft die strategischen Pläne der Bosheit, und die Feldzüge der Sünde werden mit übermenschlicher Willenskraft geführt. Es ist schon öfters geschehen – nur ein halbes Jahrhundert her –, dass eine gottlose Idee die Welt unaufhaltsam erobert hat. Ihre Vorkämpfer erreichten, was keiner zuvor erreichte. Umleuchtet vom Schimmer des Erfolges, traten sie als Retter und Wundertäter vor das Volk. Und die Massen ergaben sich ihnen, betrogen, hypnotisiert, aus Dummheit und aus Angst.

Sie wussten nicht, dass sie blind ihrem Untergang entgegen gingen. Und so ist es auch jetzt. In Ost und West wird die Kirche überfallen von der Versuchung, Frieden zu schließen mit dem großen Widersacher. Und viele ihrer Kinder, darunter sogar Priester und Bischöfe, unterliegen. Gott ist so weit weg. Und Satans Botschafter reisen lächelnd durch eine Welt, die ihnen hoffnungsvoll die Hände entgegenstreckt. Ein dichter Nebel der Sünde und Gottvergessenheit verschleiert die Wahrheit. Und trotz aller Fortschritte in natürlicher Kenntnis ist die Menschheit im übernatürlichen Bereich immer mehr zum geistlichen Entwicklungsland geworden.

Die katastrophale Übermacht der Bosheit in unseren Tagen ist nicht dadurch zu erklären, dass Gott dem Teufel jetzt besondere Gewalt verliehen hat. Sie ist das Resultat einer Jahrhunderte langen Zersetzung der göttlichen Weltordnung. Die unzähligen Übertretungen, Irrtümer, Sünden und Untaten der Christenheit von früher und in unseren Tagen führten zu einem menschlicherweise unlösbaren Knäuel von Problemen, denen die Welt jetzt ratlos gegenüber steht. Ein Übel rief das andere auf zu einem Kreislauf der Bosheit, zu einem Wirbel der Verwüstung, die uns rettungslos mit sich reißt. Nicht Gott, sondern des Menschen böser Wille und ein diabolischer Verstand haben uns dieses Meisterstück der Hölle geliefert. Wenn aber der Urhasser der wahre Verfolger und Zerstörer der Kirche ist, dann ist es ein schauerlicher Erfolg für den Teufel, dass unzählige Christen auf den Spuren einer Handvoll ungläubiger Theologen praktisch nicht mehr an ihn glauben. Das gibt ihm freies Spiel in der Kirche.

Abkehr von Maria – Abkehr von den Armen

Nach Gottes Plan wird der Kopf des stolzen Ur-Atheisten, der seit Anbeginn der Welt das denkende Hirn jeder Aktion gegen Gott gewesen ist, allein von der demütigen Jungfrau Maria zertreten. Nur sie entscheidet über die Strategie des Kampfes gegen Satan. Sie rief uns auf zu Buße und Rosenkranzgebet, damit Rußland sich bekehre und die Welt gerettet werde. Wenn es wahr ist, dass wir nur durch Maria Rettung erwarten können, dann ist die Verleumdung, Entehrung, Sabotage und stillschweigende Vertreibung Mariens aus der Frömmigkeit und dem Bewusstsein der Gläubigen, die wir sogar im Marianischen Jahr erleben, wirklich ein geistlicher Selbstmord und eine tödliche Gefahr für die Kirche.

Noch immer ist die Glaubenslehre über Maria eines der größten Hindernisse, auf das die heutigen Zerstörer der Kirche bei ihrem rücksichtlosen Feldzug durch die christlichen Länder stoßen. Diese Lehre ist sicherer und tiefer als manch andere Glaubenssatz eingesenkt in die Herzen der Kleinen, denen Gott die Geheimnisse offenbart, die er vor Weisen und Klugen verborgen hält. Darum ist die Sabotage dieses Marianischen Jahres, die es in manchen Ländern gibt, und die Hetze, die seit Jahren gegen die Gottesmutter geführt wird, vor allem eine Quelle der Betrübnis für die Armen, deren Vertreterin sie ist.

Noch niemals hat man so viel über die „Kirche der Armen“ geredet, wie in unseren Tagen. Aber noch nie haben die Armen, die Kleinen, die Unmündigen, die Kinder, alle, denen das Himmelreich zugesagt worden ist, sich so verlassen gefühlt wie jetzt. Wer eine Marienverehrung unterdrückt, die seit Anfang des Christentums in der Ost- wie in der Westkirche besteht, zerreißt nicht nur ein heiliges Band, das uns noch mit unseren orthodoxen Brüdern vereint, sondern verlässt auch die Armen des Magnificat und der acht Seligkeiten, die das echte Volk sind.

Es ist nicht das erste Mal, dass man bei der Vertreibung Mariens bei uns sich darauf beruft, dass ihre Verehrung die Liebe zu Christus beeinträchtigen würde. Aber die heutige kirchliche Krise widerlegt das Trugbild derer, die glauben Christus erheben zu können, indem sie seine Mutter erniedrigen. Es ist nicht wahr, dass das Verdrängen Mariens die Herzen für den Einfluss Christi öffnet. Das Abbröckeln der Glaubenslehre, die Aushöhlung des Begriffes der Heiligkeit, die Ablehnung der evangelischen Räte, der Sittenverfall, die Untreue zahlreicher Priester, die totale religiöse Unwissenheit, in der die Jugend erzogen wird, und so viele andere kirchliche Krisenerscheinungen wüten am verheerendsten in jenen Ländern, in denen die Vertreibung Mariens, die alle Häresien überwunde hat, am radikalsten durchgeführt wird.

Umkehr und Neubesinnung

Einmal hat es Gott bereut, den Menschen erschaffen zu haben. In heiligem Zorn hat er den Menschen, der zum König der Schöpfung berufen war, den ungezügelten Kräften der Natur ausgeliefert. Mit Ausnahme einer einzigen Familie ist damals das ganze Menschengeschlecht umgekommen in dem Ur-Unheil, dessen verblichene Erinnerung bei allen Völkern weiterlebt. Dieses Unheil wäre vermieden, wenn die Menschheit sich rechtzeitig bekehrt hätte. Auch die Zerstörung Sodoms und Gomorras wäre vermieden worden, wenn es in diesen Städten genügend Gerechte gegeben hätte. Und als größtes Beispiel wissen wir, dass die von Jona ausgesagte Verwüstung Ninives verhütet wurde, weil die Einwohner Buße taten und sich bekehrten.

Wir tragen eine große Verantwortung. Wir haben das Evangelium, die Sakramente und die warnende Stimme der Kirche. Durch jahrhundertelange Überlieferung kennen wir besser als andere den Unterschied zwischen Gut und Böse. Mehr als andere sind wir verpflichtet zu einem makellosen Leben, zu Nächstenliebe, Gebet und apostolischem Eifer. Denn von uns kann es abhängen, ob der Name Christi gesegnet oder verflucht wird von Menschen und Völkern, die ihn nur durch unser Beispiel kennen lernen können. Das Wort „Ihr seid das Salz der Erde“ gilt für uns alle. Wenn das Salz schal geworden ist, wird es weggeworfen. Das ist schon oft geschehen und kann auch uns passieren. Ich habe Angst vor einem Christentum, das Gottes Forderungen an die menschliche Schwachheit anpasst, anstatt mit einem reumütigen Herzen täglich zu versuchen, aus der Sünde aufzustehen.

Zuflucht bei Maria

Ich habe Angst vor einem Christentum, das Maria zur Seite schiebt. Darum fühle ich mich als Priester dazu verpflichtet, die mir anvertrauten Seelen immer wieder zu beschwören, zu Maria ihre Zuflucht zu nehmen. In Fatima hat sie uns mitgeteilt, dass ganze Völker vernichtet werden, wenn wir uns nicht bekehren. Ich weiß nicht, welche Völker auf diese Weise vom Untergang bedroht sind. Ich weiß nicht, ob die große Katastrophe noch verhindert werden kann. Ich weiß nicht, ob wir selbst zu den Überlebenden gehören werden. Aber ich weiß, dass Maria den Kopf der Schlange zertreten kann.

Und darum will ich euch und mich und die ganze Kirche in Not der Königin des Rosenkranzes weihen, die uns den Weg gezeigt hat, der zum Sieg über den Kommunismus und zur Befreiung der verfolgten Kirche führt. Sie hat nicht von Anpassung an diese Welt, sondern von Bekehrung, Buße und Rosenkranzgebet gesprochen. Verwerft ihre Botschaft nicht! Sie ist unsere Mutter, unsere Königin, unser Beispiel, unsere Helferin, die große Anführerin im Kampf gegen den Drachen, die Mittlerin der Gnaden, die wir brauchen. Und sie ist allen Lobes würdig, weil aus ihr die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen ist: Christus, unser Gott.

Gebet an Maria in den Stürmen der Zeit

Und darum, Mutter Maria, kommen wir zu dir in dem wilden Sturm, den der Fürst der Finsternis entfesselt hat. Du siehst, dass wenigsten zweihundert Millionen deiner katholischen und orthodoxen Kinder leiden unter dem Terror von Christenverfolgern, die Gott von seinem Thron stoßen, sein Reich in den Herzen der Gläubigen zerstören wollen. Du siehst, dass fünfzehn Millionen Flüchtlinge, davon 95% aus marxistischen Ländern, entwurzelt sind, und keine Hoffnung mehr haben. Und du sieht, dass der Rauch Satans bis ins Heilige der Heiligen vorgedrungen ist. Dass der Sturm von Verwirrung und Verwüstung sogar die meistgeschützte Bucht und den sichersten Hafen von Gottes Kirche heimsucht.

Du sieht, dass Priester von jedem Rang und jeder Würde den Kompasse verloren haben, dass sie den Kurs Petri sabotieren und mitten im kochenden Meer das Gerippe seines Schiffes zerstören. Und Jesus schläft! Mutter, wenn sogar die Apostel im Sturm kleinmütig geworden sind, wirst du auch unsere Angst verstehen. Sage deinem Sohn, dass er endlich hören muss auf unser fast verzweifeltes Gebet: Herr, rette uns, denn wir vergehen!

Ja, Mutter, uns ist bange von der Verwirrung, dem Zwiespalt und der Untreue zu Gott, die sich wie eine Pest in der Kirche verbreitet. Ist die Kluft, die das Volk Gottes trennt, nicht eine Kollektivsünde gegen den Heiligen Geist? Siehst du nicht, dass die Bemühungen um die Einheit mit unseren getrennten Brüdern, und das Bestreben, um den alten Glauben in einer neuen Weise zu verkünden, Hand in Hand gehen mit uferlosen Exzessen, die der Einheit, dem Frieden, der Gewissensruhe und der Glaubenstreue zahlloser Katholiken unberechenbaren Schaden zufügen? Was wir jetzt sehen, ist keine Wachstumskrise, sondern Zerfall. Kein vielversprechender Frühling, sondern dunkler Herbst.

Kein Ausschlagen neuen Lebens, sondern massiver Abfall toter Äste und dürrer Ranken, die mit dem göttlichen Weinstock keine Verbindung mehr haben. Anstatt die Welt zu durchsäuern mit dem Sauerteig des Evangeliums, lässt das Volk Gottes sich in Gärung bringen vom Sauerteig der Welt. Obwohl Christus eindeutig mit dieser Welt gebrochen hat. Mutter, jetzt, da die Not den Höhepunkt erreicht hat und die Mächte der Finsternis freies Spiel zu haben scheinen, jetzt rufen wir mit kindlichem Vertrauen nach deiner mächtigen Hilfe.

Jetzt, da wir steuerlos auf den Wogen dieser Zeit weggeschwemmt werden, jetzt legen wir uns selbst und die ganz geschändete Welt und unser Werk für die Kirche in Not in deine mütterlichen Hände. Bewahre uns in der Liebe deines Sohnes. Schütze uns vor der Bosheit der Welt. Und führe uns sicher zum Herzen Gottes. Und gib, Mutter, dass wenn wir durch das dunkle Tor des Todes gegangen sind und vor dem Richterstuhl deines Sohnes stehen werden, gib, dass wir dich dort finden, mit einem Lächeln in deinen Augen. Und dass wir ruhig sagen dürfen: Grüß dich, Mutter! Amen.


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