Der Zerfall eines Systems

27. April 2010 in Aktuelles


Die Jagd ist freigegeben. Wann trifft es den nächsten Bischof? - Ein Kath.net-Kommentar von Prof. Hubert Windisch / Universität Freiburg Jetzt mit Umfrage: Abschaffung der Kirchensteuer - JA oder NEIN


Freiburg (kath.net)
Die Jagd ist freigegeben. Wann trifft es den nächsten Bischof? Man wird ja doch aus der Jugend-, Studenten- oder Kaplanszeit eines Bischofs etwas finden können, das für eine Kampagne taugt. Eine Dummheit, ein Bild, eine Sünde. Erste Steine, die durch mediale Hände geworfen werden, gibt es zuhauf.

Man muß Bischof Mixa nicht mögen und kann seinen Amtsstil in vielerlei Hinsicht kritisieren und muß und kann trotzdem das Verhalten seiner bischöflichen Mitbrüder nicht akzeptieren. Wenig souverän wurde von allen Beteiligten auf die anschwellende öffentliche Hysterie reagiert. Um die Unterscheidung der Geister war man nicht mehr bemüht. Um Stil schon gar nicht.

Die nötige Gerechtigkeit im Umgang miteinander wurde der Selbstgerechtigkeit von „Brüdern und Schwestern in Christus“ geopfert. Sexuelle Mißbrauchsfälle sind etwas anderes als eine Watschn, und diese ist wieder etwas anderes als finanzielle Unregelmäßigkeiten. Kann man sagen: Der Mob hat gesiegt? Eine Kampagne ist an ihr Ziel gekommen? Die Bischöfe sind Getriebene, Treibjagdgetriebene.

Es geht um mehr im Augenblick als um Bischof Mixa. Auch früher hat man Bischöfe vertrieben, manche sogar getötet. Insofern darf der Fall Mixa nicht erschrecken. Es ist ein kleiner Fall. Es geht um die Auflösung des Anspruchs der Kirche in gesellschaftliche und staatliche Gesetzmäßigkeiten. Man will ein Staatskirchentum neuzeitlicher Prägung.

Die Kirche soll ins Boot der Zeit, um allem und jedem Weihwasser zu geben. Der Altar sei des Thrones Untertan. Man sagt dafür gerne, die Kirche müsse modern sein bzw. endlich werden, und meint eigentlich nur die Unterwerfung der Kirche unter die Zeitläufte.

Geschickt werden dazu von den jeweiligen Machthabern ausgediente politische Komparsen in die kirchlichen Gremien geschleust. Wissen führende Mitglieder des ZdK z.B., was sie mit „ihrer“ Kirche tun? Vielleicht soll man es ihnen gemäß einem Herrenwort nicht anrechnen. Vielleicht sind sie der krumme Umweg Gottes für eine wirkliche Reinigung und Reform der Kirche, die sicher nicht mit den Reformkalauern „Abschaffung des Zölibatsgesetzes, Zulassung der Frauen zur Priesterweihe und positive Bewertung der Homosexualität“ bewerkstelligt werden kann. Nimmt man nämlich den Zustand der Ehe in heutiger Zeit, die Problematik der Frauenordination in den protestantischen Kirchen und die Auswirkungen der politischen Schwulenlobby auf Gesellschaft und Kirche ernst, dann sind die genannten Reformkalauer eher Zerfallsbeschleuniger als Zerfallsverhinderer des kirchlichen Systems.

Eine echte Reform fängt, so banal es klingt, bei der staats-kirchlichen Finanzverquickung an. Es muß diesbezüglich wieder Gottes und des Kaisers sein, was Gottes und des Kaisers ist, ansonsten wird das an sich nie spannungsfreie Miteinander von Kirche und Staat zur finanzierten Kumpanei. Man bekommt zwar für Gotteskaiserdienste leicht die Narrenkappe - aber keinen Respekt.

Im Gegenteil: Die Kirche wird zum Tanzbär in der Manege der Tagespolitik, der mit dem Geldring in der Nase tollpatschige Kreise dreht. Der Beifall des Publikums ist ihm sicher, jedoch als Hohn und Verachtung! Denn eigentlich ist der Bär doch frei. Er müsste den Ring nicht tragen. Deshalb einige einfache Vorschläge, die der Kirche wieder zu einer ihr angemessenen Souveränität verhelfen können: Bischöfe dürfen nicht mehr vom Staat bezahlt werden; Pfarrer und Theologieprofessoren übrigens auch nicht. Bischöfe sollten keinen Eid mehr auf die staatlichen Verfassungen leisten. Und Kirchensteuer und Freiwilligkeit der Gläubigen dürfen sich nicht mehr ausschließen. Wir dürfen nicht länger versucht sein, zugleich Gott und dem Mammon zu dienen. Wir haben nur einen Herrn.

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