Parteipolitik, eine Heilige Messe und Journalisten

8. April 2010 in Österreich


Präsidentschaftskandidat Rudolf Gehring wehrt sich gegen Vorwürfe von Wiener Generalvikar - UPDATE: Schreiben der Erzdiözese Wien im Wortlaut: "Zu dieser Messfeier waren offensichtlich auch ausdrücklich Journalisten eingeladen."


Wien (kath.net)
In der Erzdiözese Wien gibt es Aufregung rund um eine Aussendung des Wiener Generalvikars Franz Schuster. Dieser hatte anlässlich der Wahlkampferöffnung von Bundespräsidentschaftskandidat Rudolf Gehring in einem Schreiben an alle Priester der Erzdiözese Wien von einer "Instrumentalisierung des Gottesdienstes für politische Zwecke" gesprochen. Parteipolitik habe "im gottesdienstlichen Raum nichts verloren", meint Schuster. Grund für die Aufregung: Der Wahlkampfauftakt von Gehring begann mit einer Hl. Messe in der Pfarrkirche St. Paul in Wien-Döbling. Der Wiener Generalvikar meint in dem Schreiben, dass Christen in politischen Fragen - bei gleicher Sorgfalt der Gewissensentscheidung - zu unterschiedlichen Lösungsvorschlägen kommen können. "Für diese Vorschläge dürfen sie aber nicht die Autorität der Kirche in Anspruch nehmen, sondern sie handeln in eigener Verantwortung."

Rudolf Gehring wehrt sich laut ORF jetzt gegen die Kritik des Wiener Generalvikars und weist diese zurück. "Man wird mir meinen Glauben nicht einschränken." Man habe die Parteipolitik aus der Kirche "völlig" herausgehalten, und er würde auch als Bundespräsident immer wieder in die Messe gehen, betonte Gehring. Gehring verwies auch darauf, auch der amtierende Bundespräsident und Atheist Heinz Fischer anlässlich des Papst-Besuchs vor einigen Jahren in die Kirche gegangen sei und auch andere Politiker auf Audienzen beim Papst "drängen" würden.

kath.net dokumentiert das Schreiben "Rundmail an die MitarbeiterInnen der EDW: Keine Instrumentalisierung des Gottesdienstes" im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
der Wahlkampf des Präsidentschaftskandidaten der "Christlichen Partei Österreichs", Dr. Rudolf Gehring, wurde am Dienstagabend mit einer Messfeier in der Pfarrkirche St. Paul in Wien-Döbling begonnen. Zu dieser Messfeier waren offensichtlich auch ausdrücklich Journalisten eingeladen.

In diesem Zusammenhang erinnert Generalvikar Msgr. Mag. Franz Schuster daran, dass jede Instrumentalisierung des Gottesdienstes und kirchlicher Gebäude für politische Zwecke entschieden abzulehnen ist. Christen können in politischen Fragen -- bei gleicher Sorgfalt der Gewissensentscheidung -- zu unterschiedlichen Lösungsvorschlägen kommen. Für diese Vorschläge dürfen sie aber nicht die Autorität der Kirche in Anspruch nehmen, sondern sie handeln in eigener Verantwortung. Konsequenz aus dieser grundsätzlichen Feststellung ist, dass Parteipolitik aller Art im engeren kirchlichen Bereich keinen Platz hat.

Selbstverständlich sind Christen zum politischen Engagement, zum Einsatz für das Gemeinwohl, aufgerufen. Parteipolitik hat aber im gottesdienstlichen Raum nichts verloren.

Mit herzlichen Grüßen
Erich Leitenberger

www.rudolf-gehring.at

Kathpedia: Franz Schuster


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