7. April 2010 in Weltkirche
Der nach norwegischem Strafrecht verjährte Vorfall vor 20 Jahren sei der eigentliche Grund für den Rücktritt des Trondheimer Bischofs Georg Müller im Sommer 2009 gewesen.
Trondheim (kath.net/KNA) Die katholische Kirche in Norwegen hat Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen Bischof von Trondheim bestätigt. Bereits im vergangenen Jahr habe der aus Deutschland stammende Georg Müller den sexuellen Missbrauch eines Minderjährigen gestanden, teilte der Bischof von Oslo, Bernt Eidsvig, in Trondheim mit. Der nach norwegischem Strafrecht verjährte Vorfall sei auch der eigentliche Grund für den Rücktritt des 59-jährigen Bischofs im Sommer 2009 gewesen, so Eidsvig, der als Apostolischer Administrator die Amtsgeschäfte in Trondheim weiterführt. Im Mai 2009 habe Müller sein
Entlassungsgesuch eingereicht. Dieses habe der Papst umgehend
angenommen, wie der Vatikan mitteilt. Seitdem habe Müller keine seelsorgliche Tätigkeit mehr ausgeübt.
Laut Medienberichten war Müller zum Tatzeitpunkt vor mehr als 20 Jahren bereits als Priester in Trondheim tätig. Das heute etwa 30-jährige Opfer, damals ein Messdiener, habe eine Entschädigung der Kirche erhalten. Die norwegische katholische Kirche steht unter Schock, wie Focus mitteilt. Katholiken machen in Norwegen 1,2 Prozent der Bevölkerung aus.
Wie Eidsvig weiter mitteilte, war die Apostolische Nuntiatur in der schwedischen Hauptstadt Stockholm im vergangenen Jahr mit der Klärung des Vorfalls betraut. Am Dienstag schließlich habe er von dem Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan, Kardinal William Levada, «den schweren Auftrag» erhalten, die Öffentlichkeit über den gesamten Vorgang zu informieren. Zusätzliche Details zu dem Fall würden jedoch auf Wunsch des Opfers nicht bekanntgegeben. Weitere Übergriffe Müllers seien nicht bekannt. Es sei Praxis der Glaubenskongregation, Informationen über Missbrauchsfälle nur mit Einwilligung der Opfer publik zu machen, hieß es zur Erklärung im Vatikan.
Der aus Volkesfeld bei Trier stammende Müller hatte die Territorialprälatur in Mittelnorwegen mit ihren rund 2.500 Katholiken seit 1988 als Apostolischer Administrator und seit 1997 als Bischof geleitet. Im Sommer 2009 trat er von diesem Amt zurück. Der Vatikan verwies damals auf eine kirchenrechtliche Regelung, die einem Bischof den Amtsverzicht nahelegt, wenn er aus gesundheitlichen oder anderen schwerwiegenden Gründen «nicht mehr recht in der Lage ist, seine Amtsgeschäfte wahrzunehmen».
Müller wurde am 7. Juni 1951 geboren; 1972 trat er der den Arnsteiner-Patres bei. Nach Studien im Ordenszentrum Simpelveld in den Niederlanden und in Münster wurde er 1978 zum Priester geweiht. 1981 kam er in die Prälatur Trondheim, im Jahr darauf wurde er Generalvikar.
In Regionen mit geringen Katholikenzahlen errichtet der Vatikan in der Regel keine Diözesen, sondern niedrigere Strukturen wie Vikariate oder Prälaturen. Wie Trondheim hat auch das weiter nördlich gelegene Tromsö den Rang einer Territorialprälatur. Dagegen hat der Kirchenbezirk der Hauptstadt Oslo den Status einer Diözese.
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