Diözese Graz-Seckau distanziert sich von 'Wir sind Kirche'

2. April 2010 in Österreich


Die umstrittene Gruppe stellte sich mit Forderungen erneut gegen Rom und behauptete wahrheitswidrige Dinge. Diözese: WSK ignoriert Lehre des 2. Vatikanums


Graz (kath.net)
Die Diözese Graz-Seckau hat sich am Donnerstag von der umstrittenen Gruppe "Wir sind Kirche" distanziert. Sabine Bauer, ein Mitglied der Gruppierung, hat laut ORF-Steiermark zuvor folgendes medial behauptet: "Die Kirche ist an ihrer Sexualmoral gescheitert". Bauer sieht als grundlegende Ursache für die Missbrauchsfälle die "verfehlte, körperfeindliche Sexualmoral der Kirche". Dann behauptete Bauer wahrheitswidrig, dass die Sexualmoral der Kirche darauf beruhe, dass die Sexualität zwischen Mann und Frau nicht als positiv anerkannt werde. Bauer behauptete auch, dass Frauen in der Kirche "Menschen zweiter Klasse" seien. "Wir fordern einerseits die Aufhebung des Pflichtzölibats, andererseits die Zulassung der Frauen zu allen Ämtern in der Kirche."

Die Diözese Graz-Seckau hat sich in einer Stellungnahme von den Aussagen von Bauer klar distanziert. Kath.Net dokumentiert Auszüge aus dem Distanzierungsschreiben:

"Den Pauschalvorwurf einer 'körperfeindlichen Sexualmoral' kann nur erheben, wer die intensiven Reformen in Theorie und Praxis der letzten Jahrzehnte ignoriert. Seit dem II. Vatikanischen Konzil betont die Kirche die Schönheit der gottgewollten Gabe der Sexualität als Ausdruck partnerschaftlicher Liebe. Wie prophetisch diese Aussagen sind, zeigt eine von vielen Soziologen festgestellte Verrohung und Vermarktung von Sexualität, z.B. in einer rasant gewachsenen Ausbeutungs- und Pornoindustrie. Auch die offiziellen Lehrpläne im Religionsunterricht, die Programme der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit sowie der Ehevorbereitung und die Ausbildungskonzepte für Priester und Pastoralassistenten betonen eine positive Sicht der menschlichen Sexualität. Dass die daraus postulierten moralischen Prinzipien nicht von allen zur Gänze geteilt werden, sollte in einer pluralistischen Gesellschaft offen diskutiert werden. Konstantes Wiederholen von Vorurteilen, die in der Vergangenheit z.T. zutreffend waren, zeigen jedoch eine beharrliche Ignoranz von konkreten Reformen, die mehrheitlich seit Jahrzehnten umgesetzt werden."

Zum Thema Zölibat und den damit verbundenen Chancen und Problemen hat Bischof Kapellari oft auf den ebenso bescheidenen wie ehrlichen Titel eines Buches des Agnostikers Vaclav Havel verwiesen. Dieser Titel lautet: "Versuch, in der Wahrheit zu leben". Priester dürften nicht weniger tun als dieser Buchtitel sagt. Das schuldeten Priester einander, den ihnen anvertrauten Menschen und sich selbst. Es bestünde ein großer Unterschied zwischen Priestern, die trotz Krisen und Fehlern an der Überwindung einer irregulären Situation arbeiten und dazu Hilfe annehmen, und jenen, die sich darin einbetonieren. Wenn eine allseits verantwortbare Klärung gelingt, so der mittlerweile dienstälteste Bischof Österreichs, dann gebe es Freude auf Erden und wohl auch im Himmel.
Wörtlich sagte der steirische Oberhirte in seiner Eröffnungsansprache bei der letzten steirischen Pfarrerwoche im September 2009: "Die Kirche in unserer Diözese übt sich betreffend Probleme mit dem Zölibat nicht im Wegschauen, sondern versucht, irreguläre Situationen, vor allem wenn sie neu entstehen, offen anzusprechen und in Bewegung zu bringen, damit Entscheidungen nicht endlos aufgeschoben werden können. Es gibt auch Enttäuschungen, weil manche Vereinbarungen nicht eingehalten werden. Und es gibt über all dem das Verzeihen, wenn eine Rückkehr in die alte Treue nach oft langen Umwegen gelingt. Die Treue unzähliger Priester und Ordenschristen zum gegebenen Zölibatsversprechen ist ein großer geistlicher Schatz unserer Weltkirche, den wir gemeinsam mit ihr hüten und entfalten müssen, auch wenn viele Menschen in und außerhalb der Kirche dieses Anliegen nicht mittragen."

Zurückgewiesen wurden von der Diözese Graz-Seckau auch Behauptungen von Bauer, in der sie laut ORF behauptete, dass die Diözese Alimente für Priesterkinder bezahle. "Nach den Missbrauchsopfern werden sie die Nächsten sein, die Anklage gegen die Kirche erheben", meinte die WSK-Aktivistin. "Ich möchte keine Zahlen nennen, das steht mir nicht zu. Aber ich weiß, dass die Zahl sehr hoch ist. Diesen Kindern fehlt genau das, was die Kirche fordert - das Familienleben."

Dazu stellt die Diözese Graz-Seckau klar: "Was die Frage der finanziellen Sicherstellung von Kindern betrifft, unterliegen Priester selbstverständlich der Verpflichtung, aus ihrem Gehalt die vorgeschriebenen Leistungen zu erbringen -- zum Wohle des Kindes. Einen eigenen diözesanen Fonds gibt es nicht und hat es nie gegeben.

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