7. Februar 2010 in Chronik
210.000 Fälle von Kindesmissbrauch gab es seit 1995 in Deutschland, für den "Spiegel" sind 94 Fälle interessant, aber ein enger Zusammenhang von sexuellen Missbräuchen und Zölibat ist statistisch unhaltbar.
Berlin (www.kath.net/ KNA)
Die vom Spiegel veröffentlichten Zahlen über kirchliche Missbrauchsfälle zeigen nach Ansicht des Kriminalpsychiaters Hans-Ludwig Kröber, dass sexueller Missbrauch bei Mitarbeitern der katholischen Kirche sehr viel seltener vorkommt als bei anderen erwachsenen Männern. Der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Kröber am Samstag, die vom Spiegel ermittelten Zahlen legten nahe, dass die Geisteshaltung, in der Priester lebten, sie weitgehend davor schütze, Täter zu werden. Kröber arbeitet als Professor für forensische Psychiatrie an der
Berliner Charite und ist Mitherausgeber des Standardwerks Handbuch der Forensischen Psychiatrie.
Nichtzölibatär lebende Männer werden laut Kröber mit einer 36 mal höheren Wahrscheinlichkeit zu Missbrauchstätern als katholische Priester. Insgesamt habe es seit 1995 in Deutschland rund 210.000 polizeilich erfasste Fälle von Kindesmissbrauch gegeben. Im Vergleich dazu sei die vom Spiegel in einer Umfrage ermittelte Zahl von 94 Verdächtigen innerhalb der katholischen Kirche verschwindend gering.
Es bestehe die Gefahr, dass die katholische Kirche in Deutschland ähnlich wie vor einigen Jahren in den USA in einen Selbstgeißelungs-Furor gerate und aus Angst vor neuem Unrecht an vermeintlichen Opfern alle Anschuldigungen ungeprüft akzeptiere. Aber auch angebliche Opfer müssten hinnehmen, dass man ihre Vorwürfe prüfe, so Kröber.
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