22. Dezember 2009 in Österreich
In Maria am Gestade, der ältesten Marienkirche Wiens, werden bis am 2. Februar drei verschiedene Figurenprogramme mit halblebensgroße Figuren gezeigt - Und wie kommt eigentlich Ochs und Esel in den den Stall von Bethlehem?
Wien (kath.net)
Maria am Gestade in der Wiener City ist die älteste Marienkirche Wiens und eine der schönsten gotischen Kirchen Österreichs. Zu den besonderen Schätzen des Gotteshauses zählt eine prachtvolle Weihnachtskrippe mit halblebensgroßen Figuren. Es handelt sich um ein im Jahr 1896 durch den Historienmaler Josef Kastner den Jüngeren geschaffenes Kunstwerk, welches auch durch seine überdimensionale Kulisse besticht. Der Stall von Bethlehem wird dabei in einer antikisierenden Grotte gezeigt. Ein weiteres Merkmal der Weihnachtskrippe von Maria am Gestade ist, dass es drei verschiedene Figurenprogramme gibt. Ab dem Heiligen Abend ist das Kind in der Krippe mit den knienden Eltern Maria und Josef sowie den Hirten zu sehen. Ab dem 6. Jänner sitzt das Jesuskind bei Maria im Schoß, es wird ein stehender Josef gezeigt, zur Verehrung des Kindes treten die Heiligen Drei Könige hinzu.
Noch einmal verändert wird das Figurenprogramm schließlich um den 2. Februar. Dann ist nicht mehr der Stall von Bethlehem zu sehen, sondern das Haus von Nazareth, mit dem etwa sechsjährigen Jesus, der Josef bei der Tischlerarbeit hilft und sich zugleich von Maria aus der Heiligen Schrift vorlesen lässt. Dieser dreifache Figurensatz einer Weihnachtskrippe ist in Wien ein absolutes Unikat.
Zur Krippenszenerie des Heiligen Abends gehören natürlich auch in Maria am Gestade Ochs und Esel im Stall von Bethlehem. Wie kommen diese beiden Tiere zu dieser Ehre? Im Weihnachtsbericht nach dem Evangelisten Lukas werden sie ja nicht genannt. Allerdings heißt es beim alttestamentlichen Propheten Jesaja: Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn. Aber Israel kennt es nicht und mein Volk vernimmt es nicht. Diese Aussage wurde im Christentum auf das neugeborene Jesuskind angewandt, das eben auch von vielen Zeitgenossen nicht erkannt wurde. Zugleich ranken sich aber viele Legenden um Ochs und Esel im Stall von Bethlehem. Eine Fabel will wissen, dass ein Engel sich nach passenden Tieren umgesehen habe, die dem Kind in der Krippe dienen könnten. Der Löwe war im zu grimmig, der Fuchs zu verschlagen, der Pfau zu eitel, und so ging es lange weiter. Am Ende sah der Engel auf einem Felde Ochs und Esel, die einem Bauern dienten. Auf die Frage, was sie dem Jesuskind an Diensten anbieten könnten, sagten die beiden: Nichts, wir haben nichts anderes gelernt als Demut und Geduld, denn alles andere hat uns Schläge eingebracht. Aber vielleicht könnten wir dann und wann im Stall von Bethlehem mit unseren Schwänzen die Fliegen verscheuchen. Da sagte der Engel: Ihr seid genau die richtigen.
Seit wann gibt es Weihnachtskrippen? Der Brauch wurde an sich erst spät, nämlich durch Franz von Assisi erfunden. Dieser ließ in der Heiligen Nacht des Jahres 1222 die Weihnachtsgeschichte mit lebendigen Figuren nachstellen. Eine erste Blütezeit erreichten Krippendarstellungen dann in der Barockzeit, ehe sie in der Aufklärungszeit teilweise sogar verboten wurden. Da Krippen in dieser Epoche allerdings meist nur in Kirchen vorhanden war, hatte das Verbot teilweise sogar etwas Gutes. Die Weihnachtskrippe wurde sozusagen häuslich. Wenn schon in Gotteshäusern diese anschauliche Form der Darstellung des Weihnachtsgeschehens nicht mehr möglich war, so wollte man wenigstens im privaten Haushalt nicht darauf verzichten. Durch das ganze 19. Jahrhundert hin kamen daher Krippen immer häufiger in Brauch, besonders die einfühlsam geschnitzten Bauernkrippen gehen auf diese Zeit zurück. Für einen Wiederaufschwung der Krippenkunst in den Kirchen sorgte schließlich die Stilrichtung der Nazarener in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dieser Stilrichtung gehört auch die Weihnachtskrippe von Maria am Gestade an.
Besichtigungsmöglichkeiten der Krippe in der Kirche Maria am Gestade:
Heiliger Abend, 24.12., 9.00-23.00 Uhr (Gottesdienstzeiten ausgenommen)
Christtag, 25.12., 7.00-18.00 Uhr (Gottesdienstzeiten ausgenommen)
Stefanitag, 26.12., 7.00-18.00 Uhr (Gottesdienstzeiten ausgenommen)
Sonntag, 27.12., 7.00-18.00 Uhr (Gottesdienstzeiten ausgenommen)
Sowie an allen anderen Tagen vor und nach den Gottesdiensten
© 2009 www.kath.net