Buttiglione: 'Das Moratorium richtet sich gegen Zwangsabtreibungen'

21. Juli 2009 in Aktuelles


Der italienische katholische Politiker möchte durch vielfältige Kontakte UN-Resolution durchsetzen


Rom (kath.net/PEW)
Die italienische Regierung soll sich laut Beschluss des römischen Abgeordnetenhauses bei den Vereinten Nationen für ein Moratorium gegen Abtreibung einsetzen. Der Initiator des Beschlusses, der katholische Philosoph und Präsident der Christdemokratischen Union (UDC), Rocco Buttiglione, sagte jetzt im Gespräch mit "Radio Vatikan", es gehe ihm vor allem um die Unterbindung von Zwangsabtreibungen in vielen Ländern des "Südens".

Wörtlich meinte Buttiglione: "Wir in den reichen Ländern des Westens, in Italien, in Deutschland, in Frankreich, in den USA streiten immer noch über 'Pro Choice' (Wahlfreiheit) gegen 'Pro Life' (Lebensschutz). Aber in der Zwischenzeit ist in der ganzen Welt eine andere Bewegung aufgekommen, die sich gegen die Wahlfreiheit der Frau und gegen das Leben des Kindes richtet, die sogenannte Zwangsabtreibung. In manchen Ländern dürfen Frauen kein zweites Kind bekommen. Die Abtreibung des zweiten Kindes ist quasi Gesetz und Frauen sind gezwungen, abzutreiben. Sollte es da nicht möglich sein, dass wir alle, ob wir 'Pro Life' oder 'Pro Choice' sind, uns darauf einigen, die Freiheit der Frau und das Leben des Kindes zugleich zu schützen?"

Für eine Hälfte der Menschheit zähle nicht die Auseinandersetzung zwischen "Pro Life" und "Pro Choice". Dort sei vielmehr der Kampf gegen die gewaltsame Anwendung der Staatsmacht gegen Frau und Kind zugleich das Thema. Deshalb sei die Initiative vorgelegt worden, die im italienischen Abgeordnetenhaus "transversale" Zustimmung (sowohl von Abgeordneten des Regierungslagers als auch der Opposition) gefunden habe, so der UDC-Präsident.

Um die geplante Resolution für ein Moratorium gegen Abtreibung bei den Vereinten Nationen durchzubringen, sei natürlich die Zustimmung vieler Staaten notwendig, betonte Buttiglione. Er halte sich derzeit in Warschau auf, um mit politischen Verantwortlichen zu sprechen, damit im polnischen Parlament eine ähnliche Resolution vorgeschlagen wird, berichtete der UDC-Präsident. Und natürlich wäre es "enorm wichtig", dass auch in Deutschland ähnlich vorgegangen wird. Er habe vor, in den nächsten Tagen Kontakt zu deutschen Abgeordneten aufzunehmen. Aber es sei auch wichtig, den Gedanken des Moratoriums im Europäischen Parlament durchzubringen. Wenn das Europäische Parlament eine entsprechende Resolution verabschiede, werde es für die Regierungen der 27 Mitgliedsstaaten schwierig sein, untätig zu bleiben.

Vor allem müsse die Idee des Moratoriums in den Parlamenten Lateinamerikas, Afrikas und Asiens diskutiert werden. Denn dort seien die Länder zu finden, in denen die Frauen am meisten unter dem Druck der Zwangsabtreibung zu leiden haben. Für das Anliegen des Moratoriums sei es auch wichtig, die Vereinigten Staaten dafür zu gewinnen. Es gebe Kontakte mit Mary Ann Glendon, der früheren US-Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Präsident Obama habe dem Papst gesagt, er wolle die Zahl der Abtreibungen verringern. Die Moratoriums-Initiative "könnte gerade das sein, was Obama dem Papst versprochen hat".


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