Religiosität aus wissenschaftlicher Sicht

4. Juli 2009 in Chronik


Ein neues Institut für Psychiatrie und Psychotherapie setzt sich mit Religiosität auseinander


Wien (kath.net) Lange Zeit war Religiosität ein von Psychiatrie und Psychotherapie verdrängtes Thema. Das könnte sich jetzt ändern. Ein eben in Wien gegründetes Institut für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie will sich dem Phänomen Religiosität aus wissenschaftlicher Sicht widmen.

„Der rote Faden, der sich durch unsere Veranstaltungen ziehen soll, ist der behutsame Umgang mit den religiösen Überzeugungen anderer“, betont der Psychiater Raphael M. Bonelli, der Leiter des Instituts, gegenüber kath.net. „Mehr als der interreligiöse Dialog über etwaige theologische Differenzen interessiert uns hier der Faktor Religiosität in Zusammenhang mit der menschlichen Psyche aus wissenschaftlicher Sicht. Diesen Fragen wollen wir erstmals ein Forum bieten, nachdem Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie vorher jahrzehntelang tabuisiert wurde“.

Träger des Instituts ist der Verein „Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie (RPP)“, der aus mehreren Kongressen in den letzten drei Jahren hervor gegangen ist. Gründungsväter des Instituts sind neben Bonelli der Psychotherapeut Walter Pieringer und der Theologe Bernd Oberndorfer.

Den Auftakt machte 2007 ein dreitägiger Kongress mit mehr als 1200 Teilnehmern aus 11 Ländern. Es war der bislang erfolgreichste Psychiatriekongress über das Thema Religion im deutschen Sprachraum überhaupt (www.rpp2007.org). Zehn Konfessionen, Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen waren aktiv beteiligt. Damals wurde ein Forum für ein breites Netz akademischer Disziplinen geschaffen.

Der Kongress umfasste 100 Beiträge von 140 Vortragenden, darunter klingende Namen wie Maria Brunner-Hantsch, Martin Grabe, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Reinhard Haller, René Hefti, Paul van Heyster, Hartmann Hinterhuber, Larry Hogan, Helene Hornich, Tomislav Ivancic, Egon Kapellari, Franz Lackner, Friedhelm Lamprecht, Karl Heinz Ladenhauf, Andreas Laun, Manfred Lütz, Hermann Miklas, Michael Musalek, Bernhard Pelzl, Rotraud Perner, Nossrat Peseschkian, Samuel Pfeifer, Walter Pieringer, Richard Picker, Michael Prüller, Walter Schaupp, Clemens Sedmak, Hans-Bernhard Wuermeling oder Hans-Georg Zapotoczky. KATH.NET hat berichtet.

Anfeindungen blieben angesichts dieses Erfolges nicht aus, die Veranstalter nahmen es mit Humor .

Im Jahr 2008 folgte eine Fachtagung zum Thema „Schuld und Gefühl“ in Graz – KATH.NET hat berichtet – mit Referenten wie Thomas Fuchs, Michael Linden, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Markus Peschl, Jürg Willi, Eberhard Schockenhoff, Bernhard Pelzl, und anderen.

Heuer im Mai setzte sich eine weitere Fachtagung in Heiligenkreuz in der Nähe von Wien mit „Liturgie und Psyche“ auseinander. Das Interesse war so groß, dass nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden konnten. In den Medien fand die Veranstaltung ein breites Interesse

Unter anderem strahlt der ORF heute, am Samstag, den 04.07.20099 um 19:05 auf Ö1
eine Zusammenfassung aus. Eine DVD mit Filmaufnahmen der gesamten Tagung kann man im Kathshop käuflich erweben.

Nun soll nach den bisherigen Überraschungserfolgen zum ersten Mal eine zweite Veranstaltung im selben Jahr folgen: Am Samstag, den 10. November 2009, wird in Wien eine Fachtagung über „Verletzung – Verbitterung – Vergebung“ stattfinden. Sprechen wird unter anderem der Psychiater und Psychologe Michael Linden aus Berlin, der zum ersten Mal die „Posttraumatische Verbitterungsstörung“ beschrieben hat.
Anmeldung und weitere Information auf der Homepage des Instituts: www.rpp2009.org


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