10. Juni 2009 in Deutschland
Eine gegen den Willen des Bischofs eingeweihte Kapelle in Fulda, geplante Priesterweihen, und jetzt die Nachricht, dass Anfang Mai bereits ein Priester geweiht wurde die Konflikte mit der Piusbruderschaft nehmen zu und bleiben ungeklärt.
Regensburg (kath.net/domradio) Der Obere der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, hat am 3. Mai einen Mann zum Priester geweiht, in Bellaigue in Frankreich; der Schweizer Neupriester Anselm Genilloud feierte wenige Tage später seine Primiz im deutschen Reichenstein, wo die Bruderschaft ein Kloster hat. Das meldet das Domradio Köln mit Berufung auf die Homepage des deutschen Distrikts der Piusbruderschaft.
Bernard Fellay ist einer der vier Bischöfe, deren Weihe durch Marcel Lefebvre die Exkommunikation der Bruderschaft nach sich gezogen hatte, die Papst Benedikt nun wieder aufgehoben hat. Die gültig, aber unerlaubt geweihten Bischöfe und Priester der Bruderschaft gelten rechtlich nach wie vor als suspendiert; als Suspendierte dürften sie keine Weihen vornehmen.
Mit dieser Priesterweihe in Frankreich ist bereits geschehen, was im Bistum Regensburg von den deutschen Bischöfen noch befürchtet wird: Am 27. Juni plant die Piusbruderschaft die Weihe dreier Männer zu Priestern (und dreier weiterer zu Diakonen) im Seminar Zaitzkofen nahe Regensburg. Am selben Tag finden im Bistum Regensburg die Priesterweihen durch Bischof Gerhard Ludwig Müller statt.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofkonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat am Dienstag im Deutschlandfunk die geplanten Weihen als Affront gegen die Einheit der Kirche bezeichnet und dringend gehofft, es möge klärende Worte aus dem Vatikan in dieser Frage geben. Zollitsch hatte auch bekräftigt, dass die Bischöfe der Bruderschaft suspendiert seien und damit keine Weihen vornehmen dürften.
Genau das aber sehen die Pius-Brüder anders. Mit der päpstlichen Aufhebung der Exkommunikation sei ein provisorischer rechtlicher Status eingetreten, so der Regens des Seminars in Zaitzkofen, Pater Stefan Frey, wie das Domradio meldet. Damit könne das Leben in der Bruderschaft normal weitergehen - Priesterweihen inklusive.
Deutsche Bischöfe fordern Klarstellung Roms
Welche der beiden kirchenrechtlichen Interpretationen korrekt ist, bleibt unter Experten laut Domradio umstritten. Bereits im Frühjahr hatte sich der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller deshalb an den Vatikan gewandt, um Klarheit zu bekommen. Eine Antwort ist bisher noch nicht eingelangt. Auch Erzbischof Zollitsch und der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, in dessen Bistum die Bruderschaft gegen sein Verbot eine Kapelle eingeweiht hat, bitten dringend um eine Klarstellung aus Rom.
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