Erzbischof Zollitsch, die Piusbruderschaft und ein Dauerstreit

27. März 2009 in Deutschland


Zollitsch kritisiert die Piusbruderschaft, diese schlägt zurück und lässt erneut mit merkwürdigen Aussagen zum 2. Vatikanum aufhorchen - Öffentliche Debatte könnte für die Piusbruderschaftsschulen in Deutschland fatale Folgen haben


Bonn (kath.net)
Der Streit zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der Piusbruderschaft geht weiter. Nach dem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, anläßlich eines Vortrages vor dem Kardinal-Höffner-Kreis der CDU-Bundestagsfraktion der Piusbruderschaft vorgeworfen hat, dass die Bruderschaft "unser Verständnis von Demokratie" angreift und herabzusetzt, schlägt nun die Piusbruderschaft zurück. Pater Franz Schmidberger, der Distriktoberer, wirft Erzbischof Zollitsch vor, damit "bewußt oder unbewußt" falsches Zeugnis abzulegen und betont, dass die Bruderschaft "selbstverständlich das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland" anerkennt. "Am Grundgesetz haben große Katholiken mitgearbeitet, die ganz auf dem Boden der überlieferten päpstlichen Soziallehre standen. Viele traditionstreue Gläubige gehören zu den Mitbegründern der CDU, arbeiten in vielfältigen Positionen in unserem Gemeinwesen als Staatsbürger mit oder dienen der Bundesrepublik als Beamte.", meinte Schmidberger

Wörtlich meint der Distriktobere: "Wir sind genausowenig 'demokratieherabsetzend', wie es die Katholiken vor dem II. Vatikanum waren. Mit ganzem Herzen verwirft die Priesterbruderschaft St. Pius X. die monströse Idee einer „Staatskirche“, denn die katholische Kirche ist eine „vollkommene Gesellschaft“ und muß immer frei sein für ihren göttlichen Auftrag." Schmidberger reitet dann zum Gegenangriff und erinnert an das "furchtbaren Versagen der deutschen Bischöfe im Abtreibungsschein-Skandal bzw. der Donum-vitae-Debatte". Er begrüße daher die Debatte um die Kirchensteuer und die Staatsbesoldung der deutschen Bischöfe. "Wer im Glashaus sitzt, sollte eben nicht mit Steinen werfen.", meint er.

Dass die Piusbruderschaft offensichtlich weiterhin ein Problem mit dem 2. Vatikanum hat, zeigt dann der Schlusssatz der Schmidberger-Aussendung, wo es wörtlich heißt: "An diesen Verlautbarungen des höchsten Lehramtes muß sich auch das Pastoralkonzil Vatikanum II messen lassen. Wir erwarten von den deutschen Bischöfen ein klares Bekenntnis zum sozialen Königtum unseres Herrn Jesus Christus, wie es von Papst Pius XII. und seinen Vorgängern allen Katholiken zur Pflicht gemacht wurde."

Die öffentlich geführte Debatte könnte übrigens für die Piusbruderschaft möglicherweise fatale Folgen haben. Im Blickpunkt stehen offensichtlich jetzt immer mehr auch die in Deutschland geführten Schulen der Bruderschaft. In Baden-Württemberg machen nun die SPD und die katholische Kirche Front gegen sie wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet. Die SPD-Landtagsfraktion fordert, die beiden Pius-Grundschulen im Land schärfer zu überprüfen und ihnen die Anerkennung zu entziehen. Auch die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart äußerte "massive Vorbehalte", die sich aus der Pius-Grundhaltung ergäben. So lehnten die Pius-Brüder die Gleichberechtigung der Frau ab, hätten ein gebrochenes Verhältnis zum demokratischen Staat und stünden kritisch zur Religionsfreiheit. Die Schulaufsicht müsse "mit größerer Sorgfalt betrieben werden", sagte Diözesen-Sprecher Thomas Broch der Frankfurter Rundschau. Die Pius-Bruderschaft betreibt in Deutschland derzeit fünf Schulen. Es sind zwei Grundschulen in Baden-Württemberg und eine in Saarbrücken, zudem eine Realschule für Jungen ebenfalls in Saarbrücken und ein Gymnasium für Mädchen mit angeschlossenem Internat im Bergischen Land in NRW. Sie sind derzeit als Privatschulen anerkannt.


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