Nichttheologische Gründe, warum der Papst gegen Kondome sein muss!

20. März 2009 in Aktuelles


Würde der Papst hergehen und den Gebrauch von Kondomen erlauben, so würde er sich mitschuldig machen, wenn jemand seinem Rat folgt und sich dann infiziert - Ein Kommentar von Dr. Helmut Prader


St. Pölten (kath.net)
In den letzten Tagen hat es vielfach mediale Aufregung über eine Aussagen des Papstes gegeben. Bei einer Pressekonferenz während des Fluges nach Afrika sagte der Papst, die AIDS-Epidemie in Afrika könne nicht mit der Verteilung von Verhütungsmitteln gelöst werden. Im Gegenteil vertiefe dies die Probleme nur.

Vielfach wird von verschiedenen Seiten in der Öffentlichkeit behauptet, die Verwendung von Kondomen könne der AIDS-Epidemie Einhalt gebieten. Die Verhütungskampagnen erwecken den Eindruck, als wäre die Verwendung von Kondomen DER Schutz gegen AIDS. Genau betrachtet wird mit dem Slogan vom „Safer sex“ etwas anderes verstanden, als das Wort eigentlich bedeutet. „Safer sex“ bedeutet „sichererer Sex“, „Safe sex“ hingegen „sicherer Sex“.

Es wird wohl niemand leugnen, dass der Kondomgebrauch einen gewissen Schutz vor der Ansteckung mit dem HIV-Erreger bedeutet. Wir sind jedoch weit davon entfernt, von einem absoluten Schutz ausgehen zu können. So wird es aber oftmals verstanden, wenn einfach behauptet wird, AIDS wäre einzudämmen, würden nur alle Kondome verwenden, die HIV-positiv sind.

Das „Restrisiko“ aller Verhütungspraktiken hinsichtlich „unerwünschter“ Schwangerschaften wird mit dem Pearl-Index (PI) angegeben. Pearl-Index 5 etwa bedeutet: wenn 100 Paare eine bestimmte Form der Verhütung praktizieren, so werden dennoch fünf dieser Paare innerhalb eines Jahres schwanger.

Kondome haben je nach Untersuchung einen Pearl-Index von 3-12. Kondome sind effektiv kein absoluter Schutz vor „unerwünschten“ Schwangerschaften. Die Gründe dafür sind vielfältig. Dazu kommt aber: der Größenunterschied vom HIV-Erreger und einem Spermium liegt bei 1:480! Das bedeutet anders gesagt, dass ein HIV-Erreger nur etwa 0,2% der Größe eines Spermiums hat.

Wenn Kondome schon nicht zu 100% eine Schwangerschaft verhindern können, dann erst recht nicht die Übertragung des HIV-Erregers.

Andererseits ist zu sagen, dass der Erreger in einem relativ dickflüssigen Sekret eingebettet ist. Das Risiko der Ansteckung mit dem HIV-Erreger bei Kondomgebrauch beträgt etwa 10% pro Jahr. Nach 5 Jahren würde dies etwa ein Ansteckungsrisiko von 40% bedeuten.

Wir können einen makabren, aber leicht verständlichen Vergleich anstellen: das Risiko ist etwa so, als würde man einmal jährlich einen Revolver mit 10 Kammern hernehmen, der mit einer Patrone geladen ist. Die Trommel wird gedreht, der Revolver dann an den Kopf angesetzt und abgedrückt.

Das Risiko liegt bei „nur“ 10 %, dass bei diesem einen Schuss eine Patrone in der Kammer ist. Sollte aber gerade bei diesem einen Versuch die Patrone in der Kammer sein, so ist der Versuch tödlich.

Der Vergleich mit „Russischem Roulette“ ist durchaus angebracht. AIDS ist eine Krankheit, die bisher nicht heilbar ist. Es kann der Krankheitsverlauf mit Medikamenten nur verzögert werden.

Würde der Papst nun hergehen und den Gebrauch von Kondomen erlauben, so würde er sich mitschuldig machen, wenn jemand seinem Rat folgt und sich dann infiziert oder jemand anderen dadurch infiziert.

Der einzige wirkliche Schutz, um die Übertragung auf sexuellem Wege zu verhindern, liegt einerseits in der Treue und andererseits bei einer bestehenden Infektion in der Enthaltsamkeit.

Um es noch einmal zu wiederholen: selbstverständlich bieten Kondome einen gewissen Schutz vor der Ansteckung. Einen vollständigen Schutz gewährleisten sie nicht.

Der Grundsatz des geringeren Übels ist deshalb in diesem Zusammenhang nicht anwendbar. Dieser Grundsatz würde voraussetzen, dass es keine Alternative zwischen zwei Übeln gäbe. Bei der AIDS-Problematik wäre der Gebrauch von Kondomen tatsächlich das geringere Übel gegenüber dem Geschlechtsverkehr ohne Kondome. Es gibt jedoch die Alternative der Enthaltsamkeit, die überhaupt kein Übel darstellt.

In diesem Fall muss jener Weg beschritten werden, der keinerlei Übel mit sich bringt. Dies wird verstärkt durch die Tatsache, dass es um Leben und Tod geht, was auch einen mitunter heroischen Verzicht in besonderer Weise rechtfertigt.

Tatsächliche Freiheit bedeutet die Fähigkeit, auch auf eine legitime Möglichkeit zu verzichten. Tatsächliche Liebe kann daher nur bedeuten, den anderen einem derartigen Risiko nicht auszusetzen!

Die hier angeführten Gründe machen die Aussagen des Papstes verständlicher, wenn er sagt, dass die AIDS-Problematik nicht mit dem Verteilen von Verhütungsmitteln zu lösen sei.

Vielmehr würden sich die Probleme dadurch nur vertiefen, weil damit jenen, die wegen einer Infektion enthaltsam leben, suggeriert würde, dass mit der Verwendung von Kondomen nichts mehr passieren könne.

Dr. Helmut Prader ist Pfarrer in Neuhofen an der Ybbs / Diözese St. Pölten




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