Wenn eine Pastoraltagung das Ziel verfehlt

15. Jänner 2009 in Österreich


Kommentar von Bischof Andreas Laun zur umstrittenen Österreichischen Pastoraltagung in der Erzdiözese Salzburg


Salzburg (kath.net)
Ziel einer Pastoraltagung ist es, die Sorge um die Seelen, um den Glauben der Menschen an Jesus Christus, zu bedenken! Gemacht wird sie von Menschen, gelingen kann sie nur mit dem Blick auf Gott, in der Bereitschaft, sich von Ihm führen zu lassen und Ihm zu gehorchen. Dieser Glaubensgehorsam kann „partiell blind“ sein, weil wir keineswegs immer wissen, wie und wohin der Herr uns führt: durch welche Wüste, auf welchen See und welche Berge, Tabor oder Golgotha...

Weder Abraham noch Maria wußten es, auch Paulus musste es „sich sagen lassen“. Auch die Menschen, deren ER sich bedient, können wir uns nicht aussuchen. Heute führt der Herr Seine Kirche durch Papst Benedikt.

Offen gesagt: Von dieser Haltung war auf der Tagung wenig zu spüren: Der Hauptredner der Tagung beklagte die "mangelnde Solidarisierung des kirchlichen Leitungsamtes mit den tatsächlichen Gemeindeproblemen": Damit meinte er aber nicht, wie man erwarten könnte, fehlenden Glauben, sondern den Priestermangel, der selbstgemacht und schuldhaft sei, weil es doch unter Frauen wie Männern "genügend", Berufungen gäbe. Aber die Kirche, so weiß er, schaffe es nicht, diese Berufungen "offen anzunehmen".

Im Klartext: Die Bischöfe und letztlich der Papst sind schuld, es würde genügen, den Zölibat abzuschaffen und Frauen zur Priesterweihe zuzulassen. Die Meinung, Frauen zu Priester zu weihen, sei unmöglich, hält der Redner für „sexistisch“.

Sein Argument: Frauen werden damit auf die Ebene eines Hundes oder Möbelstückes gestellt, bei denen die „Handauflegung“ auch nichts bewirkt! Die Lehre Papst Johannes Pauls II., dass die Kirche "keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen endgültig an diese Entscheidung zu halten haben",
hält der Redner nicht für eine wirkliche Lehre, nur für den Ausdruck der damaligen „Befindlichkeit“ des Papstes (wohl wie eine Magenverstimmung?).

Angesichts seiner niederschmetternden Diagnose über den Zustand der Kirche wundert es nicht, wenn der Redner von einer Schwierigkeit spricht, in dieser Kirche „zu überleben“. Vielleicht denkt er bei dieser Redeweise an Menschen im KZ, die ums biologische Überleben ringen mussten?

Aber letztlich meint er es gut mit der Kirche, darum warnt er (oder will er drohen?) die Bischöfe, sich weiter zu widersetzen, weil es sonst unweigerlich zum „Widerstand“ kommen werde. Mit der Möglichkeit, Papst Benedikt XVI. hätte die tiefere Einsicht als er, rechnet er wohl nicht, zumal auf der Tagung über „Dienste und Ämter“ in der Kirche ein Nachdenken über das Amt des Papstes und der Bischöfe nicht vorgesehen war!

Themenwechsel: Gerade in diesen Tagen erhielt ich ein Email mit folgender Klage: „Ich gehe von klein auf jeden Sonntag in die Kirche, hatte 12 Jahre Religionsunterricht, war immer in Glaubensdingen interessiert, aber ich wurde 24 Jahre alt, bis ich durch Zufall draufgekommen bin, dass Jesus in der Eucharistie wirklich gegenwärtig und nicht nur ein Symbol ist.

Das hatte Folgen für mein Leben. Ich habe gedacht nur ich bin so dumm und habe es nicht begriffen, doch wenn ich mit Gleichaltrigen rede, dann schauen sie mich nur groß an, wenn ich behaupte, dass Jesus in der Hostie ganz gegenwärtig ist. So komme ich immer mehr drauf, dass auch andere nichts begriffen haben – oder hat man es uns nicht gelehrt…?“

Vielleicht sollte man auf einer „Pastoraltagung“ vorrangig über die hier skizzierte Not der Menschen sprechen und von daher auch etwas zum Priestermangel sagen, etwa wo: Haben wir nicht auch deswegen zu wenig Priester, weil wir erstens zu wenig Kinder haben und zweitens den Kindern, die wir haben, den wahren Glauben der heiligen katholischen Kirche niemals wirklich erschließen?

Denn wenn die Eucharistie nur ein Symbol ist: Warum sollte ein junger Mann auf Frau und Familie für ein Symbol verzichten? Es könnte sich zeigen: Nicht die „derzeitigen Zulassungsbedingungen“ zum Priestertum sind das Problem, sondern die fehlenden Menschen, der fehlende Glauben und darum auch die fehlende marianische Antwort: „Da bin ich!“

Der Kommentar erscheint in ähnlicher Form auch im Salzburger Rupertusblatt


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