‚Es wird Priester in Gemeinschaft geben, oder keine’

11. November 2008 in Österreich


Der Linzer Bischof hat das Kollegiatstift Mattighofen bestätigt. Das "Kloster für Weltpriester" hat jahrhundertelange Tradition.


Linz (kath.net) Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz hat die Existenz des 1438 gegründeten Kollegiatstiftes Mattighofen bestätigt und diesem am 1. Juni 2008 neue Statuten gegeben. Mit Wirkung vom 31. Oktober 2008 hat er fast genau 570 Jahre nach der Gründung dem Stift wieder zwei Kanoniker und einen Ehrenkanoniker gegeben.

Ein Kollegiatstift ist eine Art "Kloster" für Weltpriester. Schon die großen Bischöfe der frühen Kirche haben ihren Klerus an der Kathedrale um sich geschart: der heilige Basilius der Große ebenso wie der heilige Martin von Tours oder der vielleicht bedeutendste Kirchenvater des Abendlandes, der heilige Augustinus.

"Das gemeinsame Leben der Kleriker führt sich auf den Herrn selbst zurück, der mit seinen Aposteln ein Leben in Gemeinschaft, eine vita communis, führte", erklärt Leon Sireisky, einer der neuen Kanoniker. "Diese Lebensform ist dem besonderen Priestertum angemessen und beugt der gefährlichen Einsamkeit des Klerus vor. Darüber hinaus erleichtert eine kollegiale Praxis das Alltagsleben: Sie gewährleistet eine bessere Weiterbildung ebenso wie eine gute Versorgung mit dem Alltäglichen.

Man darf wohl denken, dass diese priesterliche Lebensform der frühen Kirche auch die der Zukunft sein wird. Es wird Priester in Gemeinschaft geben, oder keine. Das zeigt sich ja in der Praxis, wo ‚stabile’ Orden wesentlich mehr Nachwuchs haben als der Weltklerus“, ist Sireisky überzeugt.

Propst des Kollegiatstiftes Mattighofen ist seit 1983 Walter Plettenbauer. Manche in der Diözese haben in der Vergangenheit die Existenz des Kollegiatstiftes bezweifelt und den Propst-Titel als Ehrentitel angesehen. Das ist durch Bischof Ludwig jetzt geklärt und kirchenrechtlich abgesichert.

Die beiden neuen Kanoniker sind GR Karl J.J. Wanka und Leon Sireisky. Ehrenkanonikus wurde Prälat Josef Brugger, Priester der Erzdiözese München-Freising. Er hat durch seine Dissertation über die Gründung des Kollegiatstiftes Mattighofen die Grundlage für die heutige Anerkennung geschaffen.

Das neu entstandene Kapitel wird für das nächste Jahr weitere Kanoniker dem Bischof zur Ernennung vorschlagen.


Foto: (c) Diözese Linz


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