Nancy Pelosis 'Abtreibungs-Theologie'

2. September 2008 in Chronik


Die höchstrangige US-Demokratin und Katholikin Nancy Pelosi meinte bei einem Interview, dass auch innerkatholisch umstritten sei, wann das Leben beginne. Nicht nur Bischöfe haben heftig reagiert.


Washington (kath.net/LifeSiteNews.com) Nancy Pelosi sagte Ende August in einem Interview auf die Frage nach dem Beginn des menschlichen Lebens: „Ich glaube nicht, dass irgendjemand ihnen sagen kann, wann das Leben beginnt.“ Dabei gab sie an, sich sehr intensiv mit dem Thema befasst zu haben und berief sich auf ihren „glühenden“ katholischen Glauben, den sie auch praktiziere.

Die Demokratin Pelosi ist Sprecherin des US-Repräsentantenhauses und in der Rangordnung die nächste US-Politikerin nach dem Vizepräsidenten. Somit ist sie derzeit die ranghöchste Frau der USA und die ranghöchste Politikerin der Demokratischen Partei.

„Durch die Jahrhunderte waren die Lehrer der Kirche nicht in der Lage, dies zu definieren“, sagte sie im Gespräch mit NBC-Reporter Tom Brokaw am 24. August und verteidigte damit ihre und Barack Obamas befürwortende Haltung zu Abtreibung und künstlicher Verhütung.

Die Reaktionen des katholischen Amerika sind zahlreich. Verwunderung wurde laut, wie Pelosi, die auf ihren katholischen Glauben und ihre Kenntnis der katholischen Lehre Wert legt, die tatsächliche Lehre des Katechismus der katholischen Kirche (KKK) „übersehen“ könne.

Washingtons Erzbischof Donald Wuerl zitierte in einem Brief den Katechismus: „Das menschliche Leben ist vom Augenblick der Empfängnis an absolut zu achten und zu schützen. Seit dem ersten Jahrhundert hat die Kirche es für moralisch verwerflich erklärt, eine Abtreibung herbeizuführen. Diese Lehre hat sich nicht geändert und ist unveränderlich. (KKK 2270-2271)“ Die Repräsentantenhaus-Sprecherin präsentiere die Geschichte und die Natur der katholischen Lehre zur Abtreibung falsch.

Pelosi sprach sich für das Recht der Frau aus, eine Abtreibung zu wählen. Auch die katholische Kirche sei in dieser Frage jahrhundertelang uneins gewesen. Charles J. Chaput, Erzbischof von Denver, wies das in einem Brief deutlich zurück. Die Wahlfreiheit, das Leben des eigenen Babys zu beenden, habe immer schon klar der katholischen Lehre und Praxis widersprochen. „Katholiken, die dafür Entschuldigungen finden – seien sie nun berühmt oder nicht – täuschen sich nur selbst.“

Auch Kardinal Justin F. Regali, der in der US-Bischofskonferenz für den Lebensschutz zuständig ist, und Bischof William E. Lori für die Fragen der Glaubenslehre haben brieflich geantwortet. Die Lehre der Kirche stimme mit dem Befund der modernen Medizin überein, dass ein individuelles menschliches Wesen durch die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle zustande komme. Und jedem menschlichen Wesen kommen alle Rechte einer Person zu, zunächst und vor allem das Recht auf Leben.

“Schockiert” zeigte sich auch New Yorks Erzbischof, Kardinal Edward Egan. „Wer es wagt zu verteidigen, dass diese kleinen Wesen legitim getötet werden dürfen, weil ein anderes menschliches Wesen es so ‘wählt’ oder aus irgendeinem anderen ebenso lächerlichen Grund, sollte keine Leitungsfunktion ausüben in einer zivilisierten Demokratie, die diesen Namen verdient“, schließt er sein Schreiben.

Auch zehn Kongressabgeordnete forderten sie schriftlich auf, diese Fehldarstellung der katholischen Lehre öffentlich richtig zu stellen. „Als Mitkatholiken und Gesetzgeber wünschten wir, Sie hätten sich ehrlicher bemüht, die authentische Position der Kirche in dieser moralischen Frage darzulegen, bevor Sie versuchten, sie mit Autorität anzusprechen.“ Pelosi solle ihren Irrtum öffentlich revidieren, „um den Skandal und die Bestürzung zu reduzieren, den die Bemerkungen unter den Gläubigen angerichtet haben“.

KathTube-Dokumentation: Die Pelosi-Aussagen im Wortlaut




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