in Österreich
Der groben Verhöhnung des christlichen Glaubensgutes muß ein Riegel vorgeschoben werden. KATH.NET dokumentiert den Gastkommentar von Kardinal Schönborn in der "Presse"
Der Karikaturist Gerhard Haderer hat sich bemüßigt gefühlt, den Herrn JesusChristus zum Gegenstand seines Spottes zu machen. Ueberreuter, einangesehenes österreichisches Haus, hat es nicht für unter seiner Würdeerachtet, diese Spottschrift zu veröffentlichen, "rechtzeitig vor Ostern",wie uns die "Zeit im Bild" mitteilte, zur prime-time also, um es möglichstvielen Menschen in diesem Land bekannt gemacht wird. Robert Menasse, einKulturphilosoph, dem eben der Friedrich Hölderlin-Preis zuerkannt wurde,"erheitert" als Laudator von Autor und Buch das Publikum, das derPräsentation dieser Publikation die Ehre des Dabeiseins erwies. Undschließlich fand sich der obligate Theologe, Professor Christoph Niemand ausLinz, der uns erklärt, die Christen sollten "nicht allzu empfindlich" sein.
In diesem Falle bin ich es. Ja, ich gehöre zu den vielen Menschen in diesemLand, die sich nicht daran gewöhnen können, daß der Glaube, auf den sie ihrLeben bauen, permanent verhöhnt, lächerlich gemacht wird, die sich nichtdamit abfinden können, daß die Symbole ihres Glaubens mißbraucht werden,bevorzugt im Namen der Freiheit der Kunst.
In Namen der vielen Kinder und Alten, einfachen Menschen und Akademiker, diewehrlos darunter leiden - und sich auch oft genug von uns Bischöfen nichtgenügend beschützt fühlen - protestiere ich gegen Gerhard Haderer und gegenjene, die ihm applaudieren, wenn er die religiösen Überzeugungen seinerMitbürger dermaßen mit Füßen tritt. Ich fordere ihn auf, sich bei diesenMenschen zu entschuldigen.
Nun erklärt Haderer, er habe gar nicht den Heiland oder die katholischeReligion im Visier, sondern vielmehr "die Kirchenfürsten und das, was dieKirche im Namen Jesu gemacht hat und macht".
Wenn Gerhard Haderer die "Kirchenfürsten" im Visier hatte - ich vermute, ermeint damit uns Bischöfe -, dann hätte ich es ertragen, vielleicht sogarüber seine Karikaturen gelacht. Doch das ist nicht Hauptthema seines Buches.Er nennt es ja "Das Leben des Jesus". In dieser "Biographie" wird alles aufsPrimitivste lächerlich gemacht, Maria und Josef, ein von Kind anrauschgiftsüchtiger Jesus, dessen Wunder schlechter Ulk, dessen Abendmahlein verhaschtes Saufgelage, dessen Kreuz kein Tod, sondern eine Entrückungin eingerauchtem Zustand ist, in einen Himmel voller Haschwolken. Nun hatsich eine Argumentationsfigur bei intellektuelleren Christen eingebürgert,die in allen und jeden Verhöhnungen ihres Glaubens immer noch verborgeneSehnsüchte nach Gott, Hilfeschreie einer suchenden Seele zu finden bemühtist. Man versucht, Blasphemisches als Verfremdung des Heiligen zu retten undihm damit geheimnisvolle Tiefe, ja paradoxe Mystik abzugewinnen. Es magsolche im Blasphemischen verhüllte indirekte Gottessuche geben. Doch solldieses Bemühen um wohlwollende Deutung antichristlicher Provokation nichtdas andere aus den Augen verlieren, das es reichlich gibt: dasoberflächliche Spekulieren mit dem Skandal, oder, heute wohl noch weiterverbreitet, das banale "Geblödel" mit allem und jedem, auch mit denreligiösen Gefühlen der anderen, ja mit dem, was ihnen das Kostbarste undHeiligste ist.
Ich schäme mich vor Menschen anderer Kulturen und Religionen: WelchenEindruck müssen sie von einer Gesellschaft haben, die schweigend oder garwitzelnd einen solchen Umgang mit dem Stifter jener Religion hinnimmt, diedas Antlitz dieses Landes zutiefst geprägt hat? Ohne Ehrfurcht vor demHeiligen wird bald uns Menschen nichts mehr heilig sein, auch nicht derNächste.
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