Mixa: 'Weltjugendtage sind entscheidende Hilfe für den Weltfrieden'

24. Juli 2008 in Deutschland


Interview mit dem Augsburger Oberhirte über das Treffen in Sydney


Augsburg (kath.net/IBA) Bischof Walter Mixa ist in dieser Woche vom Weltjugendtag in Sydney zurückgekehrt, wo er mit einer Pilgergruppe aus der Diözese Augsburg und in seiner Eigenschaft als Militärbischof mit Soldaten der Bundeswehr zusammengekommen ist.
Über die langfristige Wirkung des Weltjugendtages, seine persönlichen Eindrücke während seiner Katechesen und die Stimmung beim größten internationalen katholischen Glaubensfest sprach der Bischof mit Kathi Marie Ulrich von der Bischöflichen Pressestelle (IBA):

IBA: Excellenz, mit welchem Eindruck von Religiosität und Frömmigkeit der jungendlichen Teilnehmer am Weltjugendtag sind Sie aus Sydney zurückgekehrt?

Bischof Mixa: „Ich bin sehr dankbar und sehr glücklich, weil es eine sehr gute und segensreiche Woche in Australien war. Das gilt für die vielen Begegnungen, die ich beim Weltjugendtag hatte, für die Gottesdienste und auch für die Katechesen."

IBA: ‚Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein’ lautete das Motto des Weltjugendtages 2008 in Sydney. Die Besucher des Weltjugendtages, haben durch ihre Pilgerreise nach Sydney Zeugnis für den christlichen Glauben abgelegt. Was kann nach ihrer Meinung der Weltjugendtag längerfristig bewirken gegen die ‚geistigen Wüsten’ in der heutigen Zeit, vor denen Papst Benedikt XVI. in seiner Abschlusspredigt zum Weltjugendtag gewarnt hat?

Bischof Mixa: „Dazu habe ich eine klare Vorstellung: „Wir müssen die Themen des Weltjugendtages in die Diözese hineintragen. Mir kommt das Thema ‚Zeugnis für den Glauben ablegen’ sehr entgegen, da es sich mit meinem momentanen seelsorgerischen Schwerpunkt „Missionarisch Kirche sein“ sein deckt, zu dem ich bereits 13 intensive Pastoralgespräche geführt habe. Ebenfalls auf Dekanatsebene müssen wir Themen wie die Bedeutung der Sakramente, Fragen zu Berufung und Spiritualität schwerpunktmäßig wie bei beim Weltjugendtag behandeln. Dies kann, so wie es auch an drei Tagen in Sydney geschehen ist, in Katechesen mit anschließender Gelegenheit zur Aussprache erfolgen. Das geistige und menschliche Beisammensein muss gefördert werden, damit gerade junge Menschen die Erfahrung machen, dass sie im Glauben an Jesus Christus und in der Kirche eine geistige Heimat haben. Damit sie gestärkt sind, den Wert des Lebens und die Lebenshilfe, die sie an Jesus Christus haben, mutig bezeugen. Wir Christen dürfen uns gerade auch im Dialog mit Andersgläubigen, wie den Muslimen, die ihren Glauben sehr stark bezeugen, nicht verstecken.“



IBA: Ihnen war es wichtig, beim Weltjugendtag selbst Katechesen zu halten. Welche Erfahrungen haben Sie während der Katechesen mit den Teilnehmern gemacht, welche Reaktionen darauf haben Sie gespürt?

Bischof Mixa: „Die Jugendlichen waren durchaus kritisch in ihren Nachfragen. So wurden mir Fragen gestellt nach dem Wert der Ehe und der Familiengründung, aber auch zum Priesteramt, speziell zum Weihesakrament. Das hat mir auch gefallen, denn Jugendliche haben das Recht, den Glauben auch kritisch zu hinterfragen. Man muss den Glauben bis zu einem bestimmten Punkt vernünftig begründen. Die Gottesdienste wurden mit echter Begeisterung gefeiert, es war eine spürbare Atmosphäre von einem ‚Fest des Glaubens’. Ich hatte den Eindruck, die Jugendlichen haben gespürt: ’Wer glaubt, ist nicht allein.’; und die Kirche ist, bei allem Respekt vor älteren Menschen, auch jung und hat Zukunft. Das ist besonders deutlich geworden bei der Begrüßung des Heiligen Vaters, bei der Vigil und beim Abschlussgottesdienst mit dem Papst. Und noch etwas ist, denke ich, ganz wichtig: Solche Treffen wie die Weltjugendtage sind eine ganz entscheidende Hilfe für eine bessere Verständigung und den Frieden unter den Völkern und damit für den Weltfrieden. Die Stimmung in dem Land, das nicht überwiegend katholischen Glaubens ist, hat sich während des Weltjugendtages positiv gewandelt. Viele haben sich dem Ereignis angeschlossen. Fast 400.000 Menschen haben insgesamt am Weltjugendtag teilgenommen. Die Bevölkerung vor Ort war den Gästen aus aller Welt gegenüber aufgeschlossen und liebenswürdig.“

IBA: Im Zusammenhang mit der Soldatenwallfahrt nach Lourdes haben Sie betont, dass viele Teilnehmer, auch solche, die nicht getauft oder religiös waren, gesagt haben, dass die Wallfahrt etwas in ihnen ausgelöst hat und sie mit einem besseren Gefühl gegangen sind als sie gekommen sind. Konnten Sie Ähnliches bei den jugendlichen Pilgern aus der Diözese feststellen, mit denen Sie beim Weltjugendtag zusammmen getroffen sind?

Bischof Mixa: „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass das der Fall ist. Diözesanjugendpfarrer Florian Wörner und BDKJ –Präses Simon Rapp, die die Gruppe aus unserer Diözese nach Sydney begleitet haben und auch jetzt noch bei einer Anschlussreise mit den Jugendlichen in Australien unterwegs sind, haben mir von dort aus berichtet, dass bei den Jugendlichen noch immer, nachdem die Gottesdienste und Katechesen des Weltjugendtages vorbei sind, großes Interesse besteht, sich mit religiösen Themen auseinanderzusetzen und sich untereinander, aber auch mit den Seelsorgern auszutauschen. Während meiner Begegnung mit der Gruppe herrschte große Aufgeschlossenheit, es gab bei den Jugendlichen keine Ängste oder Hemmungen, etwas anzusprechen. Wir konnten freimütig über alle Fragen sprechen. Ich freue mich auch, dass es einer Gruppe von Soldatinnen und Soldaten ermöglicht werden konnte, am Weltjugendtag teilzunehmen. Auch für diese Gruppe habe ich eine Katechese gehalten.“



IBA: Was konnte Sie für sich selbst von der Reise zum Weltjugendtag mitnehmen?

Bischof Mixa: „Ich nehme für mich vom Weltjugendtag die Fragestellungen der Jugendlichen an die Kirche mit und wie der Glaube ihnen eine Lebenshilfe sein kann. Damit beschäftige ich mich gern. Denn dadurch bleibe ich nah an den Fragestellungen, die für die junge Generation Bedeutung haben und kann mich über das Gedankengut unserer Zeit informieren. Natürlich bekomme ich dabei auch Anregungen für die Predigt. Die älteren Generationen sollten sich ungeniert dem Gespräch mit jungen Menschen über Lebens- und Glaubensfragen stellen. Jung und Alt müssen wieder mehr mit einander sprechen und nicht übereinander.“


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